Warum WM-Überraschung Marokko auch in Bremen für Euphorie sorgt

Mehrere marokkanische Spieler rennen jubelnd über den Platz.

Warum WM-Überraschung Marokko auch in Bremen für Euphorie sorgt

Bild: Imago | Agencia EFE

Beim heutigen Viertelfinalspiel gegen Portugal drücken auch Marokko-Fans aus Bremen den "Löwen vom Atlas" die Daumen. Einer von ihnen war sogar in Katar im Stadion.

Für Bremerinnen und Bremer, die es mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft halten, ist die Weltmeisterschaft längst vorbei. Für andere aber geht das Turnier in Katar noch weiter. Etwa für die marokkanischen Fans, die nach dem Achtelfinalsieg gegen Spanien am Dienstagabend das Bremer Viertel in Aufruhr versetzten: Hupend und Marokko-Flaggen schwenkend zogen die Anhänger der "Löwen vom Atlas" per Autokorso durch die Straßen und feierten den Einzug ins Viertelfinale, in dem der Außenseiter am Samstag auf Portugal trifft (16 Uhr).

Gruppensieg trotz starker Konkurrenz

Bei der umstrittenen WM gehört Marokko zu den positiven Überraschungen des Turniers. Allein dass die Nordafrikaner ihre starke Vorrundengruppe überstanden, kam bereits mehr als unerwartet. Mehr noch: Mit nur einem Gegentor zog Marokko auch noch als Gruppensieger in die K.O.-Runde ein, was auch Rida Boussitou in Staunen versetzte. "In einer Gruppe mit Kroatien und Belgien, da hat man eigentlich nicht so große Hoffnung", sagt der Bremer mit marokkanischen Wurzeln zu buten un binnen.

Umso größer war dann die Überraschung, dass wir es bis jetzt ins Viertelfinale geschafft haben.

Marokko-Fan Rida Boussitou aus Bremen zu buten un binnen

Beim torlosen Remis zwischen Marokko und Kroatien war der 20-Jährige sogar im Norden von Katar live im Stadion. Ein einzigartiges Erlebnis, wie Boussitou sagt, wenn auch mit einem Wehrmutstropfen verbunden. "Die Stimmung war wirklich bombastisch. Umso ärgerlicher, dass ich das einzige Unentschieden gesehen und die drei anderen Siege verpasst habe."

Marokko war früher eine spanische Kolonie

Vor allem der Sieg gegen den großen Favoriten Spanien versetzte viele Marokkaner in Ekstase. Erst recht, weil das Land bis 1956 eine spanische Kolonie war. Das von Marokko beanspruchte West-Sahara blieb sogar bis 1975 in spanischem Besitz. "Die Spanier waren einfach zu arrogant gegen uns", sagt Mohammed, ein Freund von Boussitou. "Die haben uns Marokkaner einfach unterschätzt und sich gedacht: Da kommen wir easy durch", vermutet der Bremer.

Marokko-Fan Rida Boussitou steht vor einem WM-Stadion.
Marokko-Fan Rida Boussitou war sogar in Katar, um seinem Team die Daumen zu drücken. Bild: Radio Bremen | Privat

Das Viertelfinale gegen Portugal wollen die beiden wie schon die Partie gegen Spanien wieder mit vielen Freunden und Familie schauen. Im Café fiebern sie dann alle wieder gemeinsam mit – und lassen ihre Euphorie hin und wieder auch mal lautstark raus. "Bei jeder Aktion wird geklatscht und gejubelt, es fühlt sich an, als wäre man in einem kleinen Stadion", erzählt Mohammed.

Das Geheimnis des Erfolges ist für Mohammed der Einsatz, mit dem die Marokkaner auf dem Platz um jeden Ball kämpfen. "Die haben einfach die Leidenschaft." Und wegen eben jener Leidenschaft hat auch Boussitou die Hoffnung, dass die WM-Reise für die Nordafrikaner noch ein wenig andauert. "Wir sind in einer Gruppe mit Kroatien und Belgien Erster geworden, wir haben Spanien rausgekickt. Dann denke ich mir: Warum sollte es nicht weitergehen?"

Unser Trainer hat schon in der Pressekonferenz gesagt: Träumen ist auf keinen Fall verboten. Denn hätten wir nicht geträumt, dann wären wir nicht, wo wir jetzt sind.

Marokko-Fan Rida Boussitou aus Bremen

Mehr zur Welmeisterschaft:

Autoren

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 10. Dezember 2022, 7:40 Uhr