"Bewundere diesen Typen": Darum verblüfft Kämna die Radsport-Welt

Kämna kommt bei der 11. Tour Etappe ins Kämpfen

Bild: dpa | Roth

Sowohl die Konkurrenz als auch sein Teamchef sind voll des Lobes für den Bremer. Dass Kämna bei der Tour de France vorne mitfährt, beeindruckt manch Experten.

Bester Deutscher, zwischenzeitlich Gesamt-Zweiter, dazu die Tuchfühlung mit dem Gelben Trikot – auch bei seiner inzwischen dritten Tour de France-Teilnahme sorgt Lennard Kämna für Furore. Die Konkurrenz zeigt sich ebenfalls schwer beeindruckt von der Leistung des Bremers. "Ich bewundere diesen Typen", sagte Tadej Pogacar, der zuletzt zweimal in Folge die Frankreich-Rundfahrt gewonnen hatte.

Er beweist jedes Jahr wieder, wie stark er ist.

Der zweimalige Tour-Sieger Tadej Pogacar

Kämna steckt der Giro in den Knochen

Ralph Denk, Teamchef von Bora-hansgrohe, gibt ein Interview.
Staunt über die Leistung von Lennard Kämna: Bora-Teamchef Ralph Denk. Bild: ARD

Die Darbietungen des 25-Jährigen sind umso beeindruckender, da Kämna alles andere als ausgeruht bei der Tour antrat. Im Gegenteil, dem Fahrer vom Team Bora-hansgrohe steckt der Giro d'Italia in den Knochen. Mehr noch: Wegen der Teilnahme an der Italien-Rundfahrt, bei der er einen überraschenden Etappengewinn feierte, verzichtete Kämna für die Tour aufs Höhentraining. Eigentlich eine Grundvoraussetzung, um die mächtigen französischen Berge zu bewältigen.

Sowohl beim Giro als auch bei der Tour zu starten, ist zwar ungewöhnlich, aber keine Seltenheit. Bei beiden Rennen in der Spitzengruppe mitzufahren, allerdings schon. "Keiner, der da vorne drin ist, kommt vom Giro", sagt Bora-Teamchef Ralph Denk in der ARD.

Zwei große Rundfahrten auf dem Niveau zu fahren, ist eigentlich nicht möglich. Aber wenn Lenny sagt, er hat Bock, dann nehmen wir das schon ernst.

Bora-Teamchef Ralph Denk

Kämna ist Helfer von Bora-Kapitän Vlasov

Ob Kämna nach seinem temporären Angriff auf die Spitze als Gesamt-21. noch einmal die Chance aufs Gelbe Trikot bekommt, ist fraglich. Doch das ist auch nicht der Anspruch des Bremers, der auf Etappensiege schielt und nicht auf die Gesamt-Wertung, geschweige denn aufs Podium. Und auch wenn Kämna hin und wieder auf eigene Faust fahren darf, ist seine primäre Rolle noch die des Helfers für Bora-Kapitän Aleksandr Vlasov – woran sich auch noch auf der heutigen 12. Etappe (Beginn um 13:05 Uhr) nichts ändern wird, wie Denk bereits ankündigte. Und wohl auch nicht auf den kommenden Etappen angesichts eines Rückstands von mehr als 28 Minuten auf den ersten Rang.

Dass Kämna dann die nötigen Reserven im Tank hätte, ist für manchen Experten aber ohnehin nur schwer vorstellbar. "Er fährt seit der ersten Giro-Woche in Höchstform, das kann er eigentlich nicht halten", sagte Ex-Radprofi Jens Voigt dem "Münchner Merkur" und der "tz". Der 25-Jährige sei zwar "zehnmal besser, als ich es je war", so Voigt, "aber man kann nicht zehn Wochen auf dem Niveau fahren".

Fährt Kämna in Zukunft fürs Gesamt-Klassement?

So oder so hat sein Team große Pläne mit Kämna – vor allem auf lange Sicht. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir mit Lennard nächstes oder übernächstes Jahr mal probieren, bei der Tour auf das Gesamtklassement zu fahren", sagte Denk schon vor Beginn der Tour zur "Sport-Bild". Und nach den imponierenden Leistungen auf den ersten Etappen legte der Bora-Teamchef noch einmal nach.

Das ist sicherlich eine mittelfristige Idee. Nach der Tour haben wir genügend Zeit, um Brainstorming zu machen.

Bora-Teamchef Ralph Denk

Mehr zum Thema:

Autor

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 14. Juli 2022, 18:06 Uhr