Interview

Bremer Handballer Finn Lemke: "Sieg gegen Frankreich ist drin"

Handball-Nationalspieler Finn Lemke wird von zwei Gegenspielern festgehalten.
Der Bremer Handballer Finn Lemke kam im Jahr 2021 zum letzten Mal für die deutsche Nationalmannschaft zum Einsatz. Bild: Imago | Sportfoto Rudel

Der Bremer weiß, wie man als Außenseiter für Handball-Überraschungen sorgt. Vor dem WM-Viertelfinalduell gegen Frankreich blickt er auf die Chancen der DHB-Auswahl.

Herr Lemke, die deutsche Handball-Nationalmannschaft steht im WM-Viertelfinale. Wie bewerten Sie die bisherigen Leistungen des Teams?

In der Abwehr haben wir uns in jedem Spiel gesteigert. Wir treten mittlerweile deutlich selbstbewusster auf, gerade in der ersten Besetzung wurden die Absprachen immer sicherer. Und vorne spielen wir einen Hurra-Handball, den man lange nicht mehr gesehen hat. Wir schalten schnell um, machen wenige technische Fehler und die Ballsicherheit ist sehr hoch.

Vor allem Julian Köster erledigt hinten wie vorne einen tadellosen Job. In fast allen Situationen trifft er die richtige Entscheidung, was leider wegen Juris (DHB-Spielmacher und Top-Torjäger Juri Knorr, Anm. d. Red.) starker individueller Leistung ein wenig untergeht.

Im letzten Hauptrundenspiel gegen Norwegen lag die DHB-Auswahl in der Schlussphase mit einem Tor vorn, verlor letztendlich aber mit 26:28. Wie haben Sie den Auftritt des Teams wahrgenommen?

Durchaus positiv, denn Norwegen gehört bei der WM zu den Halbfinalkandidaten. Trotzdem waren wir durchweg auf Augenhöhe und haben viele Chancen kreiert, bei denen wir frei durch waren. Dass in der zweiten Halbzeit nicht mehr so viele davon verwertet wurden, ist ein eher geringes Problem. Schlimmer wäre es gewesen, wenn man die Chancen gar nicht kreiert hätte.

Im Viertelfinale trifft das DHB-Team nun auf Frankreich. Was ist gegen den Rekordweltmeister trotz der Außenseiter-Rolle möglich?

Ein Sieg ist auf jeden Fall drin, allerdings nur, wenn bestimmte Key-Faktoren umgesetzt werden: Wir brauchen ein starkes Spiel von Andi (DHB-Keeper Andreas Wolff, Anm. d. Red.) und einige Gegenstoßtore, damit wir uns nicht immer bei Sechs gegen Sechs aufrackern müssen. Außerdem müssen wir die technischen Fehler weiter gering halten, dann können wir auch Frankreich schlagen.

Handballer Finn Lemke hält seinen Gegenspieler fest.
Bei der Europameisterschaft 2016 holte das DHB-Team mit Abwehrchef Finn Lemke (rechts) überraschend den Titel. Bild: Imago | Annegret Hilse

Die Franzosen haben in der Vor- und Hauptrunde ihre Spiele alle gewonnen und auch Spanien geschlagen. Warum ist das Team so gut?

Die Franzosen sind die individuell stärkste Nation des Turniers. Sie haben viele überragende Einzelspieler, die alle genau aufeinander angepasst sind. Alle von ihnen bringen eine starke Physis und eine starke Power im Eins gegen Eins mit, sodass sie nur wenige Fehlpässe spielen und kaum technische Fehler machen.

Allerdings werden die Franzosen gegen uns auf viele neue Gesichter treffen. Auf Spieler, die sie noch nicht kennen, weil kaum einer aus dem deutschen Team in der Champions League spielt. Das könnte für einen Überraschungsmoment sorgen.

Wenn wir noch ein wenig weiter in die Zukunft schauen: Wer wird Weltmeister?

Vor dem Turnier hätte ich auf Frankreich getippt, aber das hoffe ich nun nicht mehr (lacht). Ich glaube, dass Dänemark und Schweden große Chancen haben. Und was Deutschland betrifft: Wenn man ins Halbfinale kommt, ist alles möglich.

Deutsche Handballer zeigen sich bei WM in guter Form

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 24. Januar 2023, 18:06 Uhr