Thriller am letzten Spieltag: So wurde Werder 1993 Meister

Bild: Radio Bremen

Von so viel Spannung in der Bundesliga kann man heute nur träumen. Ein Gänsehaut-Finale: Am letzten Spieltag der Saison 1992/93 haben noch zwei Klubs Titel-Chancen.

32 Spieltage sind die Münchener Bayern vorn. Erst am vorletzten Spieltag übernimmt der SV Werder Bremen die Spitze mit einem Tor Vorsprung. Nun wird die Meisterschaft in einem Fernduell entschieden: Bayern auf Schalke und Werder in Stuttgart.

Die Stimmung im ausverkauften Neckarstadion ist unglaublich, fast so "als würde hier ein Endspiel, ein internationales Endspiel, ausgeführt werden." So beschreibt es der Reporter im Stuttgarter Stadion. 8.000 Werder-Fans begleiten die Mannschaft nach Stuttgart. Weitere 20.000 verfolgen das Spiel über eine Großbildleinwand am Bremer Osterdeich. Schon zur Halbzeit singen sie die Deutsche Meisterschaft herbei. Doch soweit ist es noch nicht. Nach 45 Minuten steht es in Stuttgart immer noch 0:0. Zwar liegen die Bayern auf Schalke zurück, doch entschieden ist noch nichts.

Bernd Hobsch präsentiert die Meisterschale im Stuttgarter Neckarstadion
Bernd Hosch ist der "Man of the Match". Mit seiner Einwechslung machte Werder-Trainer Otto Rehhagel alles richtig. Bild: Imago | Schumann

Die Bremer verfügen über eine eingespielte Mannschaft. Mit dem Norweger Rune Bratseth in der Abwehr, dem Österreicher Andreas Herzog im Mittelfeld und dem Neuseeländer Wynton Rufer, genannt "Kiwi", im Sturm. Dazu Spieler wie Dieter Eilts, Marco Bode, Oliver Reck. Den ersten Wechsel gibt es zum Ende der ersten Halbzeit: Für den verletzten Stefan Kohn wird Bernd Hobsch eingewechselt. Der Stürmer kam erst in der Winterpause vom FC Lokomotive Leipzig und wird nun zum Matchwinner.

Kurz nach Wiederanpfiff läuft ein Bremer Angriff. Der Ball landet über einen langen Pass in der Spitze bei Hobsch. Der ist schneller als Stuttgarts Torwart Eberhard Trautner und trifft. In der 46. Minute geht Werder Bremen in Führung.

Nur vier Minuten später ist es wieder Hobsch, der diesmal an der Strafraumgrenze seinen Team-Kollegen Thomas Wolter mit einem Rückpass bedient. Wolter verwandelt die Chance sicher zum 2:0. Obwohl die Bayern zwischenzeitlich auch führen, lassen sich die Bremer nicht aus der Ruhe bringen. Hobsch macht mit seinem zweiten Tor in der 74. Minute alles klar:

Das 3:0, das ist der Gewinn der Meisterschaft, ganz klar!

Sportreporter Henry Vogt

Dem haben die Bayern am Ende nichts entgegenzusetzen, spielen nur 3:3. Zum dritten Mal sind es die Bremer, die die wichtigste Trophäe im deutschen Fußball entgegennehmen dürfen. Sodass sich deren Manager Willi Lemke fortan so am Telefon melden darf: "Hier SV Werder Bremen, Deutscher Meister 1993."

Lang ist es her, als die Bundesliga noch spannend war – und die Entscheidung über den Titel oft erst am letzten Spieltag fiel. So wie bei Werder Bremens Meisterschaft, am 5. Juni 1993.

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  • Steffen Hudemann
    Steffen Hudemann Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Die Chronik, 5. Juni 2018, 7:50 Uhr

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