Abgesackte "Seute Deern": Was passiert mit Bremerhavens Wahrzeichen?

Freitagnacht ist das historische Segelschiff im Alten Hafen von Bremerhaven dramatisch in Schieflage geraten. Gutachter klären nun, wie es geborgen werden kann.

Bild: Radio Bremen | Joschka Schmitt

Die "Seute Deern" wird nach dem massiven Wassereinbruch begutachtet, erklärt der Geschäftsführer des Deutschen Schifffahrtsmuseums, Konrad Otten. Wie es mit dem Dreimaster weitergehe, hänge von den Ergebnissen ab. Mit einer speziellen Software sollen außerdem aufwändige Statikberechnungen durchgeführt werden. Nach dem Absacken war das Schiff zunächst gesichert worden. Damit es nicht kippen könne, habe man Taue zwischen Masten und Holzpfählen gespannt.

Lage und Schiff momentan stabil

Der Bereich um die "Seute Deern" ist mit Zäunen und Flatterband abgesperrt.
Der Bereich um das Bremerhavener Wahrzeichen ist großräumig abgesperrt. Bild: Radio Bremen | Joschka Schmitt

Momentan läge das Schiff stabil, so Otten. An Angaben zur Schadenshöhe sei jedoch überhaupt noch nicht zu denken, so der Geschäftsführer des Schifffahrtsmuseums, zu dem die "Seute Deern" gehört. Weiterhin sei die Unglücksursache völlig unklar. "Wir gucken uns nun an, wie das Schiff liegt", erklärt Hans-Joachim Möller, Sachverständiger für Traditionsschiffe aus Bremerhaven. "Wenn ein Schiff voll Wasser läuft, gibt es keine Stabilität mehr. Das müssen wir erstmal sichern, damit wir an Bord gehen können."

Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass die "Seute Deern" auf die Columbusstraße fällt.

Hans-Joachim Möller, Sachverständiger

Die "Seute Deern" wird in Zusammenarbeit mit der Hochschule von Tauchrobotern nach Beschädigungen am Rumpf abgetaucht. Nach den Ergebnissen richten sich weitere Maßnahmen. "Wir werden alles tun, um das marode Schiff zu erhalten und so wenig wie möglich kaputt zu machen", so Möller. Die Experten werden dabei mit Luftkissen arbeiten, um den Dreimaster zu stabilisieren. "Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass die 'Seute Deern' auf die Columbusstraße fällt", sagt Möller. "Dazu versuchen wir es wieder in die vorherige Lage zu bringen. Und das kriegen wir auch hin." Derzeit werden die dafür nötigen Geräte zusammengezogen, was laut Möller einige Tage dauern kann. "Unabhängig von der Sanierung müssen wir das Schiff bergen, denn liegen bleiben kann es so nicht."

Lenkungsgruppe für Sanierung tagt am Dienstag

Die "Seute Deern" neigt sich im Hafenbecken Richtung Schifffahrtsmuseum.
Die Masten der "Seute Deern" neigen sich in Richtung Museum, ein Kippen zur Columbusstraße soll verhindert werden. Bild: Radio Bremen | Joschka Schmitt

Otten erhofft sich erste Untersuchungsergebnisse für Dienstagnachmittag. Dann tagt die Lenkungsgruppe, die sich um die geplante Sanierung kümmert. Mit Stand vor dem Absinken sind hierfür 17 Millionen Euro vom Bund im Topf, Land und Stadt müssten noch einmal so viel aufbringen. Zu den Folgen des Unglücks für die Sanierungsbemühungen kann Otten derzeit nichts sagen. Er betont: "Wir setzen alles daran, das Schiff zu retten und zu sanieren wie angedacht."

Nach einem Brand im Februar, ist die Schieflage bereits das zweite Unglück im laufenden Jahr. In der Nacht von Freitag auf Samstag war die 75 Meter lange "Seute Deern"  auf den Grund des Hafenbeckens gesunken und liegt nun zwei Meter tiefer. Schuld waren ausgefallene Pumpen, die seit Jahren eindringendes Wasser aus dem Schiffsrumpf befördern. Die Ursache hierfür ist weiterhin unklar, die Geräte seien laut Otten täglich überprüft worden.

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Dieses Thema im Programm: Der Nachmittag, Bremen Eins, 2. September 2019, 15:20 Uhr

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