Fragen & Antworten

Was Bremer tun können, wenn ihre Katzen Baby-Vögel fangen

Hauskatzen fangen in der Brutzeit immer wieder viele Jungvögel – und töten sie. Wir haben Experten gefragt, wie Katzenbesitzer den Vögeln helfen können.

Im Netz kursieren immer wieder wilde Zahlen, wie viele Vögel in Deutschland von Katzen gefangen und getötet werden – von bis zu 200 Millionen pro Jahr ist die Rede. Vogelschutz-Experte Lars Lachmann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) hält das für zu hoch gegriffen, weil es dafür keine belastbaren Rechenmodelle gibt. Er ist sogar davon überzeugt, "dass in Deutschland keine Vogelart durch Katzen im Bestand bedroht ist." Das sieht auch der World Wildlife Fund (WWF) so.

Trotzdem: Katzen jagen natürlich auch Vögel und besonders oft für sie leicht zugängliche Arten wie Amseln, Rotkehlchen oder Sperlinge. Die bringen sie auch gerne mit nach Hause, nicht unbedingt zur Freude ihrer Besitzer.

Warum jagen Katzen eigentlich, auch wenn sie gut gefüttert sind?

Katzen sind von Natur aus Jäger, diesen Instinkt kann man ihnen nicht abtrainieren. Wenn Hauskatzen Vögel oder Kleintiere wie Mäuse jagen, dann oft nur zum Zeitvertreib und um ihren Spieltrieb zu befriedigen.

Warum bringen Katzen ihre Beute gerne mit nach Hause?

Auch wenn es für die Besitzerin oder den Besitzer unangenehm ist, einen toten Vogel oder eine tote Maus vor der Haustür oder sogar in den eigenen vier Wänden zu finden: Tatsächlich ist das als ein Zeichen der Wertschätzung gemeint, also ein liebgemeintes Geschenk. Sie sollten Ihre Katze dann dementsprechend nicht ausschimpfen, sondern sich eher bedanken.

Die 'Stubentiger' sind für die Vogelwelt harmlos. Freigänger, die dennoch ein zu Hause haben, jagen nur zum Zeitvertreib. Das größte Problem für die Vögel stellen verwilderte Hauskatzen dar. 

Lars Lachmann, Vogelschutzexperte des NABU
Eine Frau spielt mit einer Katze
Wenn Katzen ordentlich beschäftigt werden, dann verringert sich ihr Jagdtrieb. (Symbolbild) Bild: Imago | Addictive Stock

Wie verhindere ich, dass meine Katze aus Langeweile Vögel und andere Tiere fängt?

Die Antwort ist ganz klar: Sehen Sie zu, dass der Spieltrieb Ihrer Katze befriedigt wird. Wenn Ihr Stubentiger ausgelastet ist, hat er weniger Grund, auf die Jagd zu gehen.

Gibt es weitere Möglichkeiten, den Jagdtrieb meiner Hauskatze einzudämmen?

Der NABU und andere Naturschutzorganisationen raten dazu, Hauskatzen kastrieren beziehungsweise sterilisieren zu lassen. Das hilft besonders bei Katern, die dann deutlich weniger herumstreunen. Auf diese Weise wird zudem eine Ausbreitung wild lebender Katzen verhindert, die ein weitaus größeres Problem für Vögel und Kleintiere darstellen als Hauskatzen.

Kastriert und dauerbeschäftigt, die Katze bringt trotzdem ständig tote Vögel mit – was hilft denn jetzt noch?

Dann muss die Katze zum Alarmsignal für die Vögel werden. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen kann man ihnen ein Glöckchen umhängen, damit Vögel es frühzeitig hören, wenn sich eine Katze anschleicht. Das hat aber zwei Nachteile: Katzen sind durchaus lärmempfindlich und brauchen deshalb eine Weile, bis sie sich an das Glöckchen gewöhnt haben. Zum anderen schleichen viele Stubentiger so vorsichtig, dass sie sich ohne Klingeln bewegen können.

Die zweite Möglichkeit sind sogenannte Katzenkragen. Die sind auffällig bunt, so dass Vögel optisch schnell auf die kleinen Jäger aufmerksam werden. Aber auch hier kann es eine Weile dauern, bis der Stubentiger sich dran gewöhnt hat.

Wäre es nicht das Beste, die Katze gar nicht erst herauszulassen?

Das empfehlen Naturschützer tatsächlich – aber nicht als dauerhafte Maßnahme, sondern nur während der Brutzeit von Mitte Mai bis Mitte Juli. Dann sollte man die Katzen in den Morgenstunden nicht rauslassen.

Generell kann man Katzen nur dauerhaft in der Wohnung oder im Haus lassen, wenn man sie von klein auf daran gewöhnt. Haben sie die Bewegungsfreiheit draußen erst einmal kennengelernt, wollen sie das immer wieder haben.

Wenn Katzenbesitzer und -besitzerinnen konsequent dafür sorgen würden, dass sich ihre Katze von Mitte Mai bis Mitte Juli in den Morgenstunden nicht im Freien aufhält, wäre den Vögeln schon sehr geholfen, denn dann sind die meisten gerade flüggen Jungvögel unterwegs.

Vogelschutzexperte Lars Lachmann vom NABU

Kann ich auch die Vögel aktiv schützen?

Sie können zum Beispiel Baumnester katzensicher machen, indem sie katzenabweisende Manschetten aus Metall oder Plastik anbringen. Dazu sollten Nistkästen in mindestens zwei Meter Höhe angebracht werden, damit die Katzen nur schwer herankommen. Bodenbrütern helfen naturnahe Gärten mit dichten Gebüschen. Da sind Vögel gut geschützt, besonders wenn es sich um stachelbewehrte Sträucher wie Weißdorn oder Wildrosen handelt.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Tag, 18. Mai 2022, 23:30 Uhr