Interview

Warum in Bremen Blutkonserven zum Weltblutspendetag knapp sind

Warum in Bremen Blutkonserven zum Weltblutspendetag knapp sind

Bild: Radio Bremen

Das Deutsche Rote Kreuz Bremen lädt zum heutigen Weltblutspendetag zur Spenden-Aktion ins Weserstadion. Das Blut werde dringend benötigt. Es mangele den Kliniken an Konserven.

Bundesweit habe die Corona-Pandemie zu einem Rückgang an Blutspenden von bis zu zehn Prozent geführt, teilte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit. Die Versorgungslage sei kritisch, es drohe gar ein Notstand: "Blutspenden ist heute wichtiger denn je", sagt daher Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Das DRK hofft, dass sich möglichst viele Menschen an den heutigen Aktionen zum Weltblutspendetag beteiligen, so auch in Bremen. Über die Hintergründe des Mangels an Blutkonserven und die Lage vor Ort sprachen wir mit Lübbo Roewer, Sprecher des DRK Bremen.

Herr Roewer, das DRK sagt, dass Blutspenden im Sommer besonders wichtig seien, gerade in Corona-Zeiten seien. Woran liegt das?

Es liegt zum einen daran, dass im Sommer Urlaubszeit ist. Das heißt: Viele Menschen, die sonst regelmäßig Blut spenden, sind dann im Urlaub. Zum anderen finden im Sommer viele Großereignisse im Freien statt. Wenn viele Ereignisse in Konkurrenz zur Blutspende stehen, kommen weniger Leute zu Blutspende-Terminen. Wegen Corona schließlich hat es in den letzten Jahren mehrere Lockdowns gegeben. Da durften, konnten und sollten die Menschen nur zu wichtigen Terminen das Haus verlassen. Dadurch sind auch viele Leute nicht mehr zur Blutspende gekommen.

Ein Beutel mit Spenderblut liegt neben einem Blutspender.
Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 15.000 Blutkonserven benötigt. Bild: dpa | Sebastian Gollnow

Könnte das Rote Kreuz nicht besser vorsorgen und schon im Frühjahr oder im Winter mehr Blutspenden sammeln?

Das wäre schön. Es geht aber nicht, weil die Blutbestandteile nur allerhöchstens 42 Tage haltbar sind. Deshalb müssen die Blutkonserven in den Lagern immer wieder neu aufgefüllt werden. Und daher sind auch kontinuierliche Blutspenden wichtig.

Wie hat sich das Blutspenden-Aufkommen in Bremen entwickelt? Nimmt die Zahl der Spender eher zu oder ab. Und: Welche Altersgruppe spendet vorrangig ihr Blut?

Wir sind sehr zufrieden mit dem Spendenaufkommen in Bremen. Die meisten Spenderinnen und Spender haben uns auch während Corona die Treue gehalten. Für das Jahr 2021 können wir sogar einen leichten Zuwachs an Spendern verzeichnen. Wir hatten 10.914 Blutspender im Jahr 2021 in der Stadt Bremen. Und – auch das ist positiv in der Stadt Bremen: 42 Prozent unserer Spender waren unter 40 Jahre alt. Damit haben wir vergleichsweise sehr junge Spender, so dass wir auch den kommenden Jahren positiv entgegen sehen.

Die Schwelle ist klassischer Weise die erste Spende. Wer das Prozedere einmal durchgemacht hat und dann gesehen hat, dass es einfach ist und keine gesundheitlichen Schäden mit sich bringt, sondern dass man sich nach dem Blutspenden gut fühlt, der kommt auch das zweite, dritte, vierte Mal und so weiter.

Ein Mann mit Bart und Brille lächelt in die Kamera.
Freut sich, dass viele Bremer auch in der Corona-Zeit Blut gespendet haben: DRK-Sprecher Lübbo Roewer. Bild: DRK Bremen

Angenommen: Ich entschließe mich erstmals zu einer Blutspende. Wie viel Blut zapft mir das DRK Bremen ab, und wie bereite ich mich am besten auf die Blutspende vor?

Es wird nicht nur bei der Erstspende, sondern bei jeder Spende ein halber Liter Blut abgenommen. Wenn Sie das erste Mal zur Spende kommen, bekommen sie einen kleinen Button, auf dem "Erstspender" steht, damit man sie besonders beobachtet. Das macht man, um zu sehen, dass wirklich alles so hinhaut, wie Sie sich das vorstellen. Manchmal fühlt man sich gut, aber dann entwickelt es sich anders. Das kommt aber sehr selten vor!

Wenn Sie sich gesund fühlen, keine Krankheiten haben, keine lebenswichtigen Medikamente einnehmen, können Sie zum Blutspenden kommen, sofern Sie zwischen 18 und 60 Jahre alt sind. Zu dem Spendevorgang gehört auch, dass man zunächst einen Fragebogen zu seinem Gesundheitszustand ausfüllt. Außerdem ist ein Arzt vor Ort, der ein paar Fragen stellt und den Blutdruck misst. Sie müssen sich nicht besonders auf die Spende vorbereiten, sollten das aus Ihrem ganz normalen Tagesablauf heraus machen.

Verdient das DRK Bremen mit den Blutspenden Geld?

Wir als DRK Bremen verdienen kein Geld daran. Wir stellen bei den Blutspende-Terminen die Betreuer der Blutspender. Die Damen und Herren, die das machen, arbeiten ehrenamtlich. Als DRK Bremen bekommen wir lediglich eine Pauschale als Kostenerstattung etwa für die Verpflegung der Menschen. Die Blutspende selbst wird aber abgenommen von unserer Blutspendezentrale in Springe bei Hannover. Die rechnen natürlich die Kosten ein, die durch hauptamtliches Personal wie Ärzte entstehen und durch die Untersuchungen danach nach Krankheiten, so dass man sicher sein kann: Wer in Deutschland eine Blutspende bekommt, der steckt sich nicht mit HIV, Hepatitis oder sonstigen Krankheiten an. Die Blutkonserven werden dann an die Krankenhäuser verkauft, die die Konserven brauchen.

Die Abrechnung in Deutschland ist aber im weltweiten Vergleich die geringste, die es gibt. Wie Weltgesundheitsorganisation empfiehlt das ehrenamtliche und unentgeltliche Blutspenden für alle Länder der Welt. Da ist Deutschland also Vorbild. Die Blutkonserven sind nirgendwo so günstig wie in Deutschland. Das hängt eben damit zusammen, dass der Blutspender kein Geld dafür bekommt. Und wenn doch Überschüsse entstehen bei den Einnahmen der Blutspende-Dienste, dürfen diese Überschüsse auch nur in diesem Bereich wieder eingesetzt werden: zur Forschung, zur besseren medizinischen Betreuung und so weiter, weil alle sechs Blutspendedienste in Deutschland – das DRK ist einer davon – allesamt gemeinnützig sind.

Wann könnte es so weit sein, dass sich Blut auch künstlich herstellen lässt?

So lange ich Medien verfolge, heißt es alle vier bis fünf Jahre: "Jetzt ist der große Durchbruch da, dass es künstliches Blut gibt." Eine Vorhersage ist kaum zu treffen. Es wäre toll, weil damit vielen Menschen noch besser geholfen würde als durch eine Blutspende. Bisher hat aber noch kein Wissenschaftler hingekriegt, dass es künstliches Blut gibt.

Wie in einem Bremer Krankenhaus für Notfälle trainiert wird

Bild: Radio Bremen
  • Medizinische Versorgungszentren: Kritiker fordern mehr Transparenz

    Medizinische Versorgungszentren sind eine Alternative zu klassischen Arztpraxen. Ihre zum Teil renditeorientierten Betreiber stehen jedoch in der Kritik.

  • So könnte sich das Krankenhaus-Angebot in Bremen verändern

    Bremens Krankenhausträger wollen bis 2030 eine gemeinsame Strategie entwickeln. Aus Gründen der Vernunft – und wegen des wirtschaftlichen Drucks.

Autor

Dieses Thema im Programm: buten un binnen um sechs, 14. Juni 2022, 18 Uhr