Reicht das Gas in Bremen ohne russische Lieferungen?

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine spitzt sich zu und Nord Stream 2 liegt vorerst auf Eis. Dadurch wächst die Sorge um die Gasversorgung.

Angesichts sowieso schon recht leerer Gasspeicher stellt sich die Frage, wie hart es Bremen treffen würde, sollte Russland die Gaslieferungen einstellen. Die Bundesregierung rechnet offenbar damit, dass Deutschland auch ohne russisches Gas gut über den Winter kommen würde – so berichtet es der "Spiegel". In Bremen schätzen Expertinnen und Experten die Lage genauso ein. "Es ist zwar weniger Gas da als in der Vergangenheit, trotzdem ist einiges an Gas eingekauft worden und somit in den Speichern vorhanden. Ich denke nicht, dass wir in Bremen da Probleme bekommen werden", sagt etwa Inse Ewen, Energieexpertin bei der Verbraucherzentrale Bremen. Nur wenn es jetzt über Wochen hinweg noch einmal sehr, sehr kalt werden sollte, könnte es ihrer Meinung nach doch Probleme geben – ein eher unrealistisches Szenario.

Industrie ist besorgt

Auch der Bremer Energieversorger SWB schätzt die Lage so ein. "Kein Kunde in Bremen und Bremerhaven wird ohne Gas dastehen", stellt SWB-Sprecherin Angela Dittmer klar. Die Versorgung sei außerdem auch über Ferngasnetz sichergestellt. Und: Im Zweifel würden Gasengpässe aber sowieso eher die Industrie als Privathaushalte treffen. "Privathaushalte sind durch eine gesetzliche Grundlage geschützt. Das heißt, sie hätten immer Vorrang, wenn Gas im Ferngasnetz knapp werden würde." Dementsprechend sorgenvoll schaut die Industrie auf die aktuelle Lage, heißt es von der Industrie- und Handelskammer in Bremen. Allerdings nicht nur aus Sorge vor einem etwaigen Engpass, sondern vor allem, weil die Gaspreise weiter ansteigen könnten.

Und in der Tat könnten auch eher die Gaspreise Bremer Verbraucherinnen und Verbrauchern bald noch mehr Sorgenfalten auf die Stirn treiben als ohnehin schon. "Es ist davon auszugehen, dass die Gaspreise weiter steigen werden", sagt Ewen von der Verbraucherzentrale. Letztendlich sei das auch ein normaler Mechanismus von Angebot und Nachfrage. Dass die Gaspreise in Bremen bisher noch nicht so stark angestiegen sind wie in anderen Regionen Deutschlands, liege auch daran, dass die SWB zuletzt mehr Gas eingekauft habe als andere.

Positiv: Heizperiode endet bald

Dort hält man sich mit Preis-Prognosen eher zurück. "Wir beobachten das Geschehen und reagieren, wenn der Grund dafür gegeben ist", sagt SWB-Sprecherin Dittmer. Aber klar sei: "Sobald unsere Kalkulation zeigt, dass Preis und Einkaufspreis nicht mehr zueinanderpassen, werden wir unseren Preis ändern."

Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es daher durchaus positiv, dass die Heizperiode bald vorbei ist. Wie sich die Lage bei der Gasversorgung im nächsten Winter entwickeln wird, scheint aber schwer vorauszusagen – sowohl Verbraucherzentrale als auch SWB halten eine Prognose zum jetzigen Zeitpunkt für zu früh.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 22. Februar 2022, 19.30 Uhr