Fische nahe Bremen umgesiedelt – und es gibt noch mehr Dürre-Folgen

Dürre im Hombach bei Weyhe: So steht es um die Tiere dort

Bild: dpa | Blickwinkel/A. Hartl

Das Wasserwerk pumpt Grundwasser in den Hombach bei Weyhe, damit er nicht austrocknet. Fische wurden umgesiedelt. Auch Bremen bittet Bürger, kein Wasser mehr zu entnehmen.

Wassermangel in Norddeutschland? Südlich von Bremen ist das seit einigen Sommern schon beinahe normal. Das Wasserwerk Ristedt im Landkreis Diepholz, das eigentlich Trinkwasser aus der Natur entnimmt, ist jetzt sogar dazu übergegangen, erstmals Grundwasser in das kleine Flüsschen Hombach bei Weyhe zu pumpen.

Der Hombach in Weyhe
Der Wasserpegel des Hombachs ist so gering, dass der Bach auszutrocknen droht. Bild: Radio Bremen

Der Grund: Nur so haben die dort lebenden Fische und Kleintiere wie Muscheln eine Überlebenschance. "Wir hoffen, dass wir es hinbekommen, dass der Hombach nicht trocken fällt", sagt Wasserwerk-Chef Stefan Schütte. Rund 27 Liter pro Sekunde fließen seit ein paar Tagen zurück in den Hombach.

Zuvor hatte bereits der Naturschutzbund (Nabu) Weyhe in einer Rettungsaktion versucht, Schlimmeres zu verhindern. Mit Keschern fischten Helfer die Fische aus dem Hombach und siedelten sie in den benachbarten Mühlenkampsee um.

Nur 10 Millimeter Niederschlag im August

Eine Hand hält einen kleinen Fisch
Dieser Fisch ist aus dem Hombach in den benachbarten Mühlenkampsee bei Weyhe umgesiedelt worden. Bild: Radio Bremen

Der Grund für den niedrigen Pegelstand ist vor allem der fehlende Regen im Bremer Süden. Im August sind nur zehn Millimeter Niederschlag statt der im langjährigen Mittel üblichen 66 Millimeter gefallen. Dem Nabu Weyhe zufolge gibt es aber auch andere Gründe, zum Beispiel die Trinkwasserförderung in der Region.

Wir haben 19 Brunnen im südlichen Bereich von Weyhe stehen, die bis zu 20 Millionen Kubikmeter Trinkwasser fördern, wovon 80 Prozent nach Bremen gehen.

Thomas Brugger, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Weyhe

Durch diese Brunnen sei der Grundwasserspiegel um einen bis einen Meter fünfzig gesunken, sodass der Bach, wenn es keine Niederschläge gibt, auch kein Grundwasser mehr bekomme.

Die Harzwasserwerke betreiben das Wasserwerk Ristedt und widersprechen der Behauptung Bruggers und sagen: "Ausschlaggebender Faktor ist und bleibt der Klimawandel und nicht die öffentliche Trinkwasserversorgung." Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft teilt diese Sichtweise. Die Messungen des Landesbetriebs würden keine Hinweise darauf geben, dass die Trinkwasserförderung in der Region Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel hat.

Sorge beim Bremer Deichverband

Ein Schild, das die Ochtum kennzeichnet.
Die Ochtum führt derzeit weniger Wasser als in früheren Jahren. Bild: Radio Bremen

Und doch herrscht auch im Land Bremen Sorge. Deichverband und Umweltressort zufolge sind vor allem die Gebiete links der Weser von Trockenheit betroffen. Sie werden unter anderem durch die Ochtum bewässert. Der Deichverband hat Bürgerinnen und Bürger jüngst sogar darum gebeten, kein Wasser aus Bremer Gewässern mehr zu entnehmen. Und Bremens Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) mahnt, sparsam mit Grundwasser und Oberflächengewässern umzugehen. "Das Sprengen von Rasenflächen oder Befüllen von Swimmingpools sollte momentan unterbleiben."

Es ist nicht die erste Bitte der Senatorin dieser Art. Bereits Mitte Juli hatte das Umwelt- und Klimaressort gemeinsam mit dem Bremer Energiversorger SWB Bürgerinnen und Bürgern dazu geraten, "überlegt und sorgsam" mit Trinkwasser umzugehen. Denn schon zu diesem Zeitpunkt hatten Hitze und Dürre dazu geführt, dass der Abfluss der Weser in Bremen nur knapp über dem mittleren langjährigen Niedrigwasserabfluss lag. Und auch die Grundwasserstände drohten bei anhaltender Hitze abzusinken, so die Warnung.

6.200 Schwimmbecken Wasserverbrauch im Jahr

Trotz anhaltender Dürre gibt das Umweltressort Wochen später allerdings Entwarnung. "Der Grundwasserstand liegt im Moment noch im Bereich normaler jahreszeitlicher Schwankungen", sagt Sprecher Jens Tittmann. Und auch die Trinkwasserversorgung ist dem Versorger SWB zufolge trotz Wochen ohne Regen und Temperaturen von oft mehr als 30 Grad weiterhin nicht gefährdet.

Rund 15 Prozent des Jahresbedarfs der Stadt bezieht der Bremer Versorger aus Blumenthal. Der Rest stammt von drei Lieferanten aus dem niedersächsischen Umland. Der Wasserverbrauch durch Bremens Haushalte, Gewerbe und Industrie liegt dabei seit Jahren relativ konstant bei rund 32 Millionen Kubikmetern im Jahr. Das wäre genug Wasser, um damit 6.200 Schwimmbecken zu füllen, die 50 Meter lang, 25 Meter breit und 4 Meter tief sind.

Bremen profitiert von der Weser

Schöpfwerk Höftdeich an der Wümme (Archivbild)
Schöpfwerke wie dieses an der Wümme helfen dabei, die Wasserstände der Gewässer in und um Bremen zu regulieren. Bild: Imago | Chromorange

Dass in Bremen die Wassersituation noch nicht so bedrohlich ist wie im südlichen Umland, begründet Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Nabu Bremen, auch damit, dass die Möglichkeit der Zuwässerung aus der Weser bestehe.

Doch angesichts der inzwischen regelmäßigen Dürresommer müssen auch Bremens Deichverbände, die für die Wasserpegel der Bremer Gewässer verantwortlich sind, umdenken. "Wir haben jetzt den vierten Sommer in fünf Jahren, wo wir so trockene Verhältnisse haben, dass wir bestimmte Stauwasserstände in der Varreler Bäke nicht mehr halten können", sagt Michael Dierks, Geschäftsführer des Bremischen Deichverbands am linken Weserufer. Sein Verband betreibt zehn Schöpfwerke im Raum Bremen – von der Ochtum, über Brookhuchting und Niedervieland bis ins Blockland. "Die kleinen Gräben dort sind im Sommer nur gefüllt, weil wir Stauanlagen betreiben und weil wir auch gegen die eigene Fließrichtung pumpen", sagt Dierks.

Das ist ein komplexes Netz. Und das managen wir in den letzten Jahren an der Grenze.

Michael Dierks, Geschäftsführer des Bremischen Deichverbands am linken Weserufer

Auf den Verband würden angesichts des Klimawandels Investitionen zukommen. So müssten die die Schöpfwerke durch Umbauten an die flacheren Wasserpegel angepasst werden, so Dierks. Auch eine Bewässerung aus der Mittelweser sei künftig denkbar, was bislang vor allem wegen der hohen Salzbelastung durch die Kali-Industrie nur selten gemacht werde.

"Bevor wir aufwendig investieren, ist eine wichtige Stellschraube aber auch die Verbraucherseite", sagt Dierks. Wer in Bremen beispielsweise Elektropumpen für Oberflächen- oder Grundwasser betreibe, brauche dafür eigentlich eine behördliche Genehmigung. Nicht immer werde diese eingeholt, sagt Dierks. "Es wird nicht gehen, dass dieses Graufeld weiter so hingenommen wird."

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. August 2022, 19:30 Uhr