Was schwimmt da? 5 Tiere, die Sie nicht in der Weser erwartet hätten

Seehunde, Kegelrobben und Fischotter – immer wieder werden in der Weser Tiere gesichtet, die normalerweise anderswo unterwegs sind. Wir erklären, wie es dazu kommt.
1 Seehunde
An der Nordseeküste sind Seehunde auch an Land keine Seltenheit. Aber hier bei uns in der Stadt? Tatsächlich! Auch in und um die Weser lassen sich hin und wieder Seehunde blicken. Erst kürzlich besuchte ein Seehund den Bremer Ruderclub Hansa auf seinem Steg. Vermeintlich ein vertrautes Gesicht, denn auch im Wasser waren einige Ruderer zuvor mehrfach einem Seehund begegnet.

Heimisch sind die Seehunde in der Weser allerdings nicht, sie kehren lediglich als Besucher ein. Wie auch die Schweinswale sind sie sehr neugierig und folgen ihrem Futter deshalb manchmal bis in die Weser. Wer in Bremen auch einmal einen Seehund zu Gesicht bekommen möchte, hat die besten Chancen im Sommer an einem Sandstrand wie am Café Sand. Zwar erlagen in den Jahren 1988 und 2002 etwa die Hälfte der Seehunde im Wattenmeer einem Staupe-Virus, in den letzten Jahren haben sich die Bestände allerdings wieder erholt. Trotzdem sind Begegnungen mit den kleinen Räubern nach wie vor absolute Glückstreffer.
2 Schweinswale
Auch Schweinswale werden in Bremen immer mal wieder gesichtet. Nahe der Überseestadt, in Höhe der City, am Weserwehr oder an Orten entlang der Weser und in Bremerhaven. Sie sind die einzigen Wale, die in deutschen Gewässern heimisch sind, und doch gehören sie eigentlich nicht in die Weser, oder? Doch, erklärt Denise Wegner von Verein Schweinswale e.V.: "Das Vorkommen der kleinen Wale in der Weser ist ganz natürlich. Sie haben sich nicht verirrt und müssen normalerweise auch nicht gerettet werden. Vor allem junge Wale sind neugierig und folgen größeren Wanderungen ihrer Beutefische oftmals bis ins Binnenland."

Ganz ungefährlich ist der kleine Ausflug jedoch nicht: Große Containerschiffe, die viel Wasser verdrängen, können kleine Wale ans Ufer schwappen. Außerdem stören die Geräusche die Orientierung der Wale durch akustische Signale. Wenn sie dann auftauchen, um sich mit den Augen zu orientieren, steigt die Gefahr, von einem Schiff angefahren zu werden. Außerdem lässt die Wasserqualität der Weser zu wünschen übrig. Die wird vor allem durch die Landwirtschaft belastet und begünstigt Hautkrankheiten bei den Walen.
Wer gerne mal einen Schweinswal in Bremen sehen möchte, hat von März bis Mai die besten Chancen. Zu dieser Zeit sind sie vermehrt am Elsflether Sand oder auch bei Brake oder Harriersand anzutreffen. Hier befinden sich Laichgründe ihrer Beutefische Stint und Finte. Eine Erfolgsgarantie gibt es wie auch bei den Seehunden allerdings nicht, denn die Tiere unterscheiden sich farblich kaum vom Wasser und sind häufig in der Nacht unterwegs.
3 Kegelrobben

Mit einer Länge von bis zu 2,50 Meter und einem Gewicht von bis zu 300 Kilogramm sind Kegelrobben die größten Raubtiere Deutschlands und auch sie verkehren manchmal in der Weser. Bis zu sechs Kilogramm Fisch und andere Meerestiere frisst ein erwachsenes Tier täglich. Als angeblicher Konkurrent der Fischer waren die Kegelrobben in der Nordsee deshalb lange Zeit nahezu ausgerottet, heute gibt es im Wattenmeer jedoch wieder mehrere Kolonien mit Jungen. Seit der ersten erfassten Kegelrobben-Geburt auf der Helgoländer Düne im Winter 1996/97 stieg die Geburtenzahl jährlich. Auch in der aktuellen Geburtensaison stellten die Kegelrobben auf Helgoland wieder einen Rekord auf.
Die Weser erkunden Kegelrobben jedoch nur äußerst selten. Wie die Seehunde und Schweinswale werden sie vor allem von ihren Beutefischen in die Weser geführt. Wie bei den Seehunden stehen die Chancen auf eine Sichtung im Sommer am besten.
4 Biber
Das größte Nagetier Europas hat sich nun auch in Bremen blicken lassen. Ein Biber schwamm auf Höhe des Weserstadions und kletterte dort auch an Land. So weit in der Stadt wurde hier noch nie zuvor ein Biber gesichtet. Wieso eigentlich? Das liegt am Tidenhub, erklärt der Bremer Biologie-Professor Heiko Brunken. Der Pegelunterschied an der Weser beträgt rund vier Meter. Dadurch haben die Biber keine Möglichkeit, ihre Höhlen zu bauen, denn die würden immer wieder überspült werden.

An der Weser wird sich der Biber also nicht ansiedeln, könnte in Bremen jedoch trotzdem heimisch werden. So wären die Fleete zwischen Siedlungen oder Industrieanlagen ein geeigneter Ort, der auch genug Nahrung bieten würde.
Aber wäre das überhaupt wünschenswert? Sind Biber nicht eine Gefahr für unsere Deiche? Laut Professor Brunken brauchen wir uns darum erst mal keine Sorgen machen. Um ein Problem für die Menschen zu werden, müssten Biber in großer Zahl auftreten und das ist vorerst nicht zu erwarten.
An Land sind Biber gut an ihrer flachen Schwanzkelle zu erkennen. Im Wasser hingegen werden sie oft verwechselt. Bisamratten und Nutrias sind in Bremen recht verbreitet und sehen dem Biber sehr ähnlich. Biber sind jedoch deutlich größer und können die Größe eines kleinen Hundes erreichen.
5 Fischotter
Fischotter sind in der Wümme und im Hammegebiet heimisch und durchqueren auch mal die Weser. Da sie jedoch nachtaktiv sind, ist es besonders schwer, sie zu entdecken. Dabei sind die Tiere ganz schön groß, können bis zu 130 Zentimeter messen und acht Kilo wiegen. Bremerhaven haben sich die bedrohten Tiere in den letzten Jahren zurückerobert, doch im Sommer letzten Jahres fotografierte die Naturschutzbehörde auch einen Otter am Geestemunder Markfleth, also außerhalb des festgelegten Schutzgebiets.

Dort stellen unter anderem Brücken ein Problem für die Otter dar. Obwohl sie zu den besten Schwimmern unter den Landraubtieren gehören, schwimmen sie nicht gerne unter diesen hindurch und bevorzugen den Landweg. Doch hier werden vor allem viel befahrene Straßen gefährlich.
Die Oldenburger Umweltwissenschafts-Studentin Nora Milchert hat deshalb die Gefahr von Brücken für Otter erforscht. Im Rahmen eines Projektes erstellte sie Steckbriefe für Bremerhavens Brücken, die das Gefahrenpotenzial bewerten. Eine mögliche Lösung für das Problem: sogenannte "Berme". Dabei handelt es sich um kleine Otterbrücken unter den Verkehrsbrücken, die die Otter sicher an ihr Ziel bringen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 26. Januar 2022, 19:30 Uhr