Fragen & Antworten
Darum sind gebrauchte Autos in Bremen teils sogar teurer als Neuwagen
Probleme bei den Lieferketten, Chipmangel und die bleibend hohe Nachfrage nach Autos lassen die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen in Bremen in die Höhe schnellen.
Gerade greift die alte Kaufmannsregel: "Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis", fasst Autohausinhaber Ralph Orlea die Lage für Autoverkäufer und Autokäufer zusammen. Der stellvertretende Obermeister der Bremer Innung des Kraftfahrzeugtechniker-Handwerks glaubt aber an eine Entspannung der Situation in der zweiten Jahreshälfte. "Es ist nicht so, dass es keine Gebrauchtwagen mehr gibt, sie sind nur etwas teurer gerade", sagt Orlea.
Warum sind Neuwagen so knapp und auch gebrauchte Autos momentan so teuer?
"Wir befinden uns in einer schwierigen bis angespannten Lage", erklärt Karl-Heinz Bley, Präsident des Landesverband des Kfz-Gewerbes Niedersachsen-Bremen. Der Neuwagenmarkt habe mit unterbrochenen Lieferketten und der Chipkrise zu kämpfen. Das trifft indirekt auch den Gebrauchtwagenmarkt. Das Ergebnis: Bei gleicher Nachfrage und mangelnden Angeboten von Neuwagen und langen Lieferzeiten steigen die Preise für gebrauchte Autos.
Ist das ein bremisches oder städtisches Problem?
Der Preisanstieg wirkt sich nicht nur auf alle Altersklassen von Gebrauchtwagen aus, sondern auch auf alle Orte, erklärt Bley. Das liegt auch am Internet. Durch die verschiedenen Verkaufsportale können private Händler ihre Wagen überall anbieten und sich an Vergleichspreisen orientieren – egal ob in Bremerhaven, Syke oder Ottersberg. "Wir haben hier gerade 50 Lagerwagen stehen, normalerweise haben wir 100", berichtet Orlea aus seinem Autohaus in Bremen-Lüssum.

Im Vergleich zu den Vorjahren: Wie viel müssen Käufer momentan mehr bezahlen?
Durchschnittlich kostet ein Neuwagen rund 4,4 Prozent mehr als noch vor einem Jahr, also im Schnitt 37.940 Euro, so Bley. Der Gebrauchtwagenpreis ist auch gestiegen – und zwar um rund 7,2 Prozent von 14.750 auf 15.810 Euro. Gebrauchtwagen kosten jetzt also gut 1.000 Euro mehr. Bley fasst zusammen: Der Preis im gesamten Markt ist gestiegen, auch im Privatverkauf.
Ralph Orlea bezeichnet den Automarkt der letzten zwei Jahre als Berg- und Talfahrt. "Erst mussten wir wegen Corona schließen und konnten gar nichts mehr verkaufen, dann mussten auch die Werke schließen oder auf Kurzarbeit umstellen und die Auswirkungen der Chipkrise spüren wir jetzt", so Orlea: Die Autos werden knapp und werden nicht mehr pünktlich geliefert.

Wie wird sich der Gebrauchtwagenmarkt aus ihrer Branchensicht weiter entwickeln?
Branchenexperten erwarten in der zweiten Jahreshälfte, dass die Preise sich etwas normalisieren, aber nur, wenn der Chipmangel und die Lieferkettenprobleme beseitigt werden können.
Orlea glaubt, dass dieses Jahr bevorzugt Elektrowagen gekauft und gebaut werden. Es werden sogar Teile von den Verbrennern in die Elektroautos gebaut, damit sie schnell zum Kunden kommen.
Worauf müssen Autokäufer jetzt achten, wenn sie sich einen Gebrauchtwagen kaufen wollen?
Der Gebrauchtwagen-Interessent braucht Geduld. Dabei sind die Angebote im Fachhandel etwas besser, da dort auch eine Garantie gegeben wird. Das lohne sich besonders für Menschen, die gerade keinen ganz jungen Gebrauchtwagen finden, sondern sich für ein älteres Modell entscheiden.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 6. März 2022, 19:30 Uhr