Interview

Sinken Spritpreise bald wieder? Bremer Mineralölhändler wagt Prognose

Der Ukraine-Krieg hat die Spritpreise enorm ansteigen lassen. Ölhändler Ronald Rose betreibt mehrere Tankstellen im Großraum Bremen und berichtet von Umsatzeinbußen.

Die Spritpreise steigen – und die Leute tanken nicht mehr. Das erleben gerade viele Tankstellenbetreiber, deren Umsatz teilweise um rund 20 Prozent einbricht. Ronald Rose ist Geschäftsführer des Unternehmens Bremer Mineralölhandel (BMÖ) und erklärt, wie der Preisanstieg die Tankstellen in Bremen betrifft. Und er wagt einen Ausblick, wie sich die Preise nach dem Ende des Krieges entwickeln könnten.

Herr Rose, Tankstellen beklagen massive Umsatzeinbrüche – teilweise um rund 20 Prozent: Sind Tankstellen gerade ein Verlustgeschäft?

Umsatzeinbußen von 20 Prozent kann ich für uns nicht bestätigen: Es gibt aber große Unterschiede zwischen den Tankstellen. Freie Tankstellen haben so gut wie gar keine Umsatzeinbußen, weil sie den Treibstoff noch etwas billiger verkaufen können. Markentankstellen haben dagegen große Verluste. Wir sind in der Situation, dass wir beide Arten von Tankstellen haben: freie Tankstellen und Stationen, die eine Kooperation mit Shell haben. Da liegt der Umsatzeinbruch bei uns zwischen 5 und 10 Prozent. Die Leute achten beim Tanken sehr auf die Preise und bei dem aktuellen Preisniveau tun sie das nochmal besonders stark und gehen eher zu den freien Tankstellen.

Wie schnell haben die Leute auf den Preisanstieg reagiert?

Es gab erstmal einen Effekt während der Preissteigerung, dass die Leute mehr getankt haben, vermutlich aus Sorge, dass die Preise weiter steigen. Dann haben die Leute aber bald deutlich weniger getankt. Viele können es sich gerade, bei diesen Preisen, nicht leisten.

Der Mineralöl-Händler Ronald Rose
Ronald Rose ist Geschäftsführer der Bremer Mineralölhandel GmbH Bild: Radio Bremen

Gibt es einen Unterschied zwischen Tankstellen in der Stadt und auf dem Land?

Wir merken bei uns keinen Unterschied: Wir betreiben Pendler-Tankstellen. Da ist es nicht relevant, ob sie in der Stadt oder auf dem Land sind. Die Tendenz ist aber überall gleich: Die Leute fahren nicht mehr, wenn sie nicht müssen. Und es gibt eher eine Tendenz, dass weniger Menschen auf dem Land auf ihr Auto verzichten können, weil sie zum Beispiel zum Pendeln darauf angewiesen sind.

Glauben Sie, dass das ein nachhaltiger Effekt ist, oder gehen Sie davon aus, dass die Leute wieder mehr tanken, wenn die Preise sinken?

Das kommt darauf an, wie die Menschen ihr Auto nutzen. Ich sage immer: Die Alternative zum Verbrenner auf dem Land ist ein anderer Verbrenner. Der ÖPNV in der Stadt ist ganz anders ausgebaut als auf dem Land. Deshalb glaube ich, dass in ländlichen Regionen langfristig wieder mehr Menschen Auto fahren werden. In der Stadt sieht man aber schon seit Jahren einen Trend, der nichts mit den Spritpreisen zu tun hat: Das E-Bike-Geschäft boomt, die Menschen fahren mehr Fahrrad. Der Umstieg vom Auto wird politisch stark unterstützt.

Was schätzen Sie, wie lange hält die Situation mit den hohen Preisen an?

Fragen Sie da am besten Herrn Putin. Wir hoffen natürlich alle, dass der Krieg schnell endet. Aber ich glaube, dass der Preis langfristig nicht mehr so niedrig sein wird, wie vor Kriegsbeginn. Selbst bei positivster Lesart wird der Preis wohl nicht sehr weit an die 1,50 Euro rankommen. Auch das Ölembargo der EU gegen Russland werden wir noch merken. Wir sind noch nicht frei von russischem Öl, obwohl wir uns alle sehr  bemühen. Aber das ist einfachste BWL: Wenn ein Angebot nicht mehr zur Verfügung steht, die Nachfrage aber gleich bleibt, steigen natürlich auch die Preise.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Tag, 12. Mai 2022, 23:30 Uhr