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Studie: Jeder vierte glaubt, Bremen gehöre zu Niedersachsen

Zwei Frauen in Sommerkleidung reiben dem Esel der Bremer Stadtmusikanten das Bein.
Außerhalb Bremens bekannter als alle Bremer Unternehmen zusammen: die Bremer Stadtmusikanten, ein wahrer Touristen-Magnet. Bild: dpa | Christin Klose

Viele sehen in Bremen eine freundliche Stadt, aber keinen guten Wirtschaftsstandort. Eine neue Studie zeigt, was Bremen tun müsste, um mehr Arbeitskräfte anzulocken.

Bremen steht vor allem für die Stadtmusikanten, für Werder und für Maritimes, nicht aber für Standort-Aspekte, die aus Arbeitnehmersicht relevant erscheinen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer "Studie zur Wahrnehmung der Stadt Bremen", die der Verein "Unternehmen für Bremen" vorgestellt hat.

Aus der Perspektive der "Unternehmen für Bremen", die die Standortwerbung Bremens als Wirtschaftsraum vorantreiben wollen, ist dieses Studienergebnis überraschend, sagt der Vereinsvorsitzende Günther Hörbst: "Wir hatten gedacht, dass die Leute auch beispielsweise Logistik, Luft- und Raumfahrt oder die Automobilindustrie mit Bremen verbänden", fügt er hinzu. Zumindest außerhalb Bremens aber scheint dies nicht der Fall zu sein.

Zwar findet Hörbst schön, dass der Studie zufolge viele Menschen in Deutschland die Stadtmusikanten und Werder kennen. Auch trage zum insgesamt positiven Gesamtbild der Stadt bei den Befragten bei, dass sie auch maritime Themen mit Bremen verbänden. Gleichwohl stellt Hörbst klar: "Wir wollen nicht nur Touristen, sondern auch Jobsuchende nach Bremen locken." Entsprechend müssten alle Akteure in der Stadt nun gemeinsam etwas tun, um Bremens Stärken als Wirtschafts-, Gewerbe- und Dienstleistungsstandort stärker als bislang in der Außendarstellung heraus zu arbeiten. "Man muss die Leute mithilfe der Social-Media-Kanäle abholen", schlägt Hörbst beispielhaft vor.

Woran die Deutschen im Zusammenhang mit Bremen denken

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Selbst grundlegende Fakten über Bremen kaum bekannt

Betrachtet man die Studie genauer, so wird klar, dass es für den Anfang genügen dürfte, den Menschen außerhalb Bremen einige wenige, ganz grundlegende Fakten zu Bremen zu vermitteln. Denn viele der Befragten wissen offenkundig kaum etwas über die Hansestadt. So glauben der Studie zufolge 27 Prozent der Befragten fälschlicher Weise, dass die Stadt Bremen zum Bundesland Niedersachsen gehört. Nur 56 Prozent wissen, dass Bremen zu den grünsten Großstädten Deutschlands zählt. Und dass Bremen darüber hinaus auch zu den größten Industriestandorten der Republik gehört, wissen der Befragung zufolge höchstens 30 Prozent der Deutschen.

Eine Mitarbeiterin von Mercedes-Benz kontrolliert einen Wagen vor der Ausfahrt aus dem Mercedes-Werk in Bremen.
Bremens Bedeutung als Industriestandort kennt nur jeder dritte in Deutschland. (Symbolbild) Bild: dpa | Sina Schuldt

An anderer Stelle profitiert Bremen allerdings auch von dem Unwissen der Befragten um die wahren Verhältnisse in der Stadt. So belegt Bremen im Städtevergleich mit sechs weiteren Großstädten den guten Rang 2 bei der Frage, wie sicher die Menschen die Stadt einschätzen. 36 Prozent der Befragten stufen Bremen als sicher ein. Nur Stuttgart (38 Prozent) kommt hier besser weg. Die Fakten offenbaren indes ein anderes Bild: Hiernach ist die Zahl der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner in Bremen höher als in Leipzig, Hamburg, Dortmund, Düsseldorf und Stuttgart. Nur Hannover schneidet unter den sieben Vergleichsstädten in diesem realen Ranking noch schlechter ab als Bremen.

Spitzenplätze belegt Bremen im Vergleich zu den genannten Großstädten nach Einschätzung der Befragten in den Kategorien Bürgernähe und Umweltfreundlichkeit. Auch gilt Bremen als gastfreundlich, belegt in diesem Ranking Rang 2. Allerdings bewerten die Befragten Bremen weder als fortschrittlich, noch als wirtschaftlich aufstrebend, kreativ, jung oder international bedeutsam: In diesen Kategorien belegt Bremen jeweils den zweitletzten Platz.

Wie potenzielle Neu-Bremer Arbeitskräfte Bremen sehen

Zu den positiven Erkenntnissen der "Studie zur Wahrnehmung der Stadt Bremen" zählt, dass die Stadt Bremen bei jenen Deutschen, die schon einmal in der Hansestadt zu Besuch gewesen sind, besser wegkommt als davor. Das gilt auch für jene rund 34 Prozent der Befragten, die die Studienautoren als "potenzielle Neu-Bremer Arbeitnehmer" ansehen. Für 52 Prozent aus dieser Gruppe hat Bremen seit ihrem Besuch einen guten Ruf, was zuvor nur 44 Prozent dieser Befragten gesagt hätten. Am stärksten fällt der Imagegewinn Bremens nach dem Besuch durch potenzielle Neu-Bremer Arbeitskräfte in der Kategorie "Leben und Freizeit" aus: 64 Prozent, fast zwei Drittel der Befragten, beurteilen Bremen hierin positiv, 17 Prozent mehr als vor ihrem Bremen-Besuch.

Bewertung Bremens durch potenzielle Neu-Bremer Arbeitskräfte

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 29. Juni 2022, 19.30 Uhr