Interview

Umweltaktivistin zu Bremer Straßenblockade: "Wir sind der Feueralarm"

Sonja Manderbach von der Gruppe "Die letzte Generation" hat ihre Hände auf einer Autobahnausfahrt in Bremen festgeklebt.
Sonja Manderbach ist Teil der Gruppe "Die letzte Generation" und hat in Bremen den Verkehr blockiert. Bild: Nonstopnews

Auch die Aktivistin Sonja Manderbach blockierte am Montag eine Autobahnabfahrt nahe der Bremer Uni. Sie erklärt, warum sie ihre Hände auf der Straße festgeklebt hatte.

Die Gruppe "Die letzte Generation" legte am Montag zeitweise den Verkehr auf der Autobahnabfahrt an die Bremer Universität lahm. Drei Personen hatten ihre Hände auf der Straße festgeklebt. Es laufen Ermittlungen wegen Nötigung und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz.

Frau Manderbach, als Gruppe "Die letzte Generation" haben Sie in Bremen eine Autobahnabfahrt blockiert? Was wollten Sie damit erreichen?

Wir fordern einen Stopp des fossilen Wahnsinns. Sämtliche Investitionen in neue fossile Infrastruktur müssen gestoppt werden. Alle Neuinvestitionen müssen in erneuerbare Energien fließen.

Aber warum blockieren Sie dafür Autobahnabfahrten?

Weil wir festgestellt haben, dass alles, was wir davor gemacht haben, nicht ausreichend war: Wir haben unter anderem Petitionen gestartet, Demonstrationen organisiert und Bildungsarbeit gemacht. Das war alles gut, wichtig und notwendig. Es hat aber nicht dazu geführt, dass Wirtschaft, Politik und Entscheider wirklich einen anderen Kurs einschlagen. Wir brauchen eine Form des zivilen Ungehorsams, die nicht ignoriert werden kann. Wie eine Art Feueralarm, der schrill piept, weil es brennt.

Bringen Sie damit nicht mehr Leute gegen sich auf, als dass es der Sache dient?

Wir machen keinen Wahlkampf. Wir wollen nicht persönlich gewählt werden, weil wir beliebt sind. Wir sind der Feueralarm. Niemand mag den Alarm, aber es brennt. Das ist wissenschaftlicher Fakt. Es geht darum, dass von Entscheidern verstanden wird, dass jetzt gehandelt werden muss.

Ist das nicht eine Form von Erpressung?

Erpressung ist ja, wenn jemand für ein persönliches Ziel jemanden bedroht oder Gewalt anwendet. Wir blockieren den Alltag, weil wir mit dem 'Weiter-so' aufhören müssen. Wir brauchen einen Notfall-Plan, weil wir einen Klima-Notstand haben.
Wenn ein Mensch sieht, dass mein Schuppen brennt und mich warnt, bevor das ganze Haus in Flammen steht, dann ist das ja keine Erpressung.

Bringen sich ihre Aktivisten bei den Aktionen nicht auch selbst in Gefahr?

Letztlich entscheidet das ja jeder selbst. Ja, wir gehen alle ein gewisses Risiko ein. Das ist aber kalkulierbar. Wir greifen nie in fließenden Verkehr ein, nur in stehenden. Wir gehen immer an einer Fußgängerampel bei Grün auf die Straße, sodass die Autos nicht losfahren können.

Wie wird es jetzt weitergehen?

Es gibt verschiedene Gruppen und unterschiedliche Aktionsformen. Die wird es auch weiterhin geben. Es gibt nicht nur die Straßenblockaden, aber tatsächlich sind das die effektivsten Aktionen.

Mehrere Demonstrierende kleben sich fest und blockieren den Verkehr

Bild: Telenews Network

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. Mai 2022, 19:30 Uhr