So will sich Bremen künftig um seine Bäume kümmern

Bremen will Bäumen in der Stadt mehr Bedeutung zumessen. Sie sollen mehr Raum bekommen und im Zweifel auch mal Vorrang vor neuen Verkehrsprojekten haben.

Wer mit Iris Bryson, Baumexpertin von der Bremer Umweltbehörde, durch Bremen spaziert, kann einiges über Bäume lernen. Vor allem, warum Bäume an Straßen oftmals viel kleiner sind als Bäume im Park. Sie haben nämlich zu wenig Platz zum Wachsen. Die so genannte Baumscheibe, also der Platz um den Baum herum und auch die Baumgrube, sind meist zu klein.

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Die Bremer Umweltbehörde hat dem Baum vor dem Eingang der Behörde mehr Platz gegeben. Künftig soll mehr Stadtbäumen mehr Platz zum Wachsen gegeben werden. Bild: Radio Bremen | Kirsten Rautenberg

Das soll sich jetzt ändern: Dafür hat Iris Bryson das so genannte "Handlungskonzept Stadtbäume" erarbeitet. Darin ist zum Beispiel festgelegt, dass Bäume künftig eine Baumgrube von bis zu 36 Kubikmetern bekommen sollen. Bisher haben sie eine Grube von ein bis zwei Kubikmetern. Die Umweltbehörde selbst ist mit gutem Beispiel voran gegangen und hat kürzlich den Platz um den Baum am Behördeneingang vergrößert.

Genau das soll auch mit anderen Straßenbäumen passieren: Wo immer es baulich möglich ist, soll die Baumscheibe vergrößert werden, um Altbäume zu erhalten. Denn bisher werden die Stadtbäume nicht älter als 40 Jahre. Außerdem sieht das neue Konzept vor, dass Stadtbäume besser gepflegt und bewässert werden sollen.

Bäume tragen zur Kühlung der Städte bei

Dass vor allem alte Bäume erhalten und gepflegt werden müssen, ist mittlerweile unumstritten: Sie wandeln CO2 um und gelten im Zuge des Klimawandels als hilfreiche Schattenspender. Peter Wohlleben ist wohl Deutschlands bekanntester Förster und bringt es so auf den Punkt: "Wir wissen, dass Bäume extrem zur Kühlung in der Stadt beitragen. Ein Straßenzug mit alten Bäumen kann bis zu 20 Grad kühler sein im Sommer als eine Straße ohne Bäume. Und von daher sollte man jeden alten Baum erhalten."

Wir wollen Bäume immer da nachpflanzen, wo sie gefällt werden müssen, möglichst an Ort und Stelle. Es geht darum, bei Baustellen Bäume besonders zu schützen, wir wollen ihnen im Wurzelraum auch wieder mehr Platz geben. Das Wichtigste ist: Wir wollen mehr Grün, mehr Bäume in der Stadt.

Bremens Umweltsenatorin Maike Schaefer

Damit Bäume besser in neuen Bauplänen oder bei Baustellen berücksichtigt und ihre Wurzeln nicht beschädigt werden, soll die Umweltbehörde künftig früher einbezogen werden. So sollen Bäume viel früher als bisher kartiert und es soll um die Bäume herum gebaut werden.

Vorrang vor neuen Verkehrsprojekten

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Vielen Straßenbäumen in Bremen geht es nicht gut, weil sie zu wenig Platz zum Wachsen haben. Sie werden bisher nicht älter als 40 Jahre. Bild: Radio Bremen | Kirsten Rautenberg

Immer wieder wurden in der Vergangenheit für Verkehrsprojekte Bäume gefällt – zuletzt für die so genannte Querspange Ost, die Verlängerung der Straßenbahnlinie 2. Vor zehn Jahren wurde das Projekt bewilligt, aber erst im Januar dieses Jahres begannen die Bauarbeiten. Dafür wurden 180 alte Eichen, Buchen und Pappeln gefällt. Bremens Umweltsenatorin Maike Schäfer (Grüne) bezweifelt, dass ein solches Projekt heute noch bewilligt werden würde. "In dem Fall war es damals so, dass man eine PKW-Spur hätte wegnehmen müssen. Das hat man sich damals nicht getraut, man wollte den Autofahrern nichts wegnehmen, deswegen mussten die Bäume weichen. Ich glaube, das wird in Zukunft deutlich anders werden, weil die Bäume einen so hohen Wert haben, dass man drumherum planen muss."

Dietmar Zacharias, Biologe von der Hochschule Bremen, sieht bei der Umsetzung des Konzeptes aber ein großes Problem: Es gebe zu wenig Mitarbeiter in der Umweltbehörde. Bisher arbeiten zwei Menschen an dem Konzept – zu wenig, findet er. Iris Bryson geht davon aus, dass alle Vorhaben aus dem Konzept – es sind insgesamt 31 – erst in zehn Jahren umgesetzt sein werden. Immerhin bis Ende kommenden Jahres sollen aber etwa 150 neue Bäume gepflanzt werden.

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Autorin

  • Kirsten Rautenberg
    Kirsten Rautenberg Redakteurin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 23. März 2022, 7:35 Uhr