Was versteht man eigentlich unter dem Begriff "schwere Waffen"?

Flugabwehrpanzer Gepard (Archivbild)

Bundesregierung will "Gepard-Panzer" an Ukraine liefern

Bild: dpa | photothek/Thomas Imo

Der Bund will die Ukraine jetzt doch mit schweren Waffen beliefern. Was ist überhaupt eine "schwere Waffe" und was genau haben SPD, Grüne und FDP vor?

Die Bundesregierung will die Ukraine nun auch mit sogenannten schweren Waffen unterstützen. Bei der Debatte, ob Deutschland schwere Waffen zur Verfügung stellen soll, geht es hauptsächlich um gepanzerte Fahrzeuge. Jetzt hat Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) angekündigt, dass Deutschland die die Lieferung von Flugabwehrpanzern des Typs Gepard erlauben und bei der Ausbildung von Soldaten helfen will.

"Schwere Waffen" unterscheiden sich einerseits von Klein- und Leichtwaffen sowie von atomaren, biologischen oder chemischen Massenvernichtungswaffen. Alle als schwere Waffen bezeichnete Rüstungsgegenstände gehören in vier Kategorien. Welche das sind und worum es bei Lieferungen aus Deutschland geht – ein Überblick.

1 Gepanzerte Fahrzeuge

Dazu gehören Mannschaftstransportwagen, leichte Panzer und auch Kampfpanzer.

Deutschland will die Ukraine nun unter anderem mit Flugabwehrpanzern unterstützen. Der 48 Tonnen schwere "Gepard" kann mit seinen beiden 35-Millimeter-Maschinenkanonen Luftziele wie Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen oder Raketen in bis zu sechs Kilometern Entfernung bekämpfen. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 65 Stundenkilometern, seine Reichweite bei 550 Kilometern. Auch gegen Ziele am Boden kann er eingesetzt werden. Er kann etwa die Ketten von schweren Panzern zerstören.

Die Bundeswehr hat das Gerät vor zehn Jahren zugunsten anderer Systeme ausgemustert. Seitdem stehen noch rund 50 ausrangierte Gepards beim Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW), der nach eigenen Angaben 750 Stück davon gebaut hat. KMW erhält jetzt die Erlaubnis, die technisch aufgearbeiteten Flugabwehrpanzer aus den früheren Bundeswehr-Beständen zu verkaufen. Vor der Lieferung an die Ukraine müssen die 50 Panzer noch technisch überholt werden.

Die Standard-Besatzung eines Gepard besteht aus drei Personen: einem Fahrer, einem Kommandeur und einem Richtschützen, der die Ziele anvisiert. Die Ausbildung des Richtschützen dauert nach Bundeswehrangaben etwa sechs Wochen.

2 Artillerie

Zur zweiten Kategorie schwerer Waffen gehören Mehrfachraketenwerfer, selbstfahrende Geschütze sowie gezogene Geschütze, mit einem Kaliber von mehr als 100 Milimeter.

3 Kampfflugzeuge

Das sind Kampfhubschrauber, Starrflügler und Jagdflugzeuge.

4 Großkampfschiffe

U-Boote und Überwasserkampfschiffe von mehr als Korvettengröße.

Schwere Waffen, die im Gespräch waren oder sind

Die Bundesregierung hat entschieden, die Ukraine mit dem Flugabwehrpanzer "Gepard" und mit der Ausbildung von Soldaten zu unterstützen. Die Rüstungsindustrie hat auch Exportanträge für unterschiedliche schwere Waffensysteme deutscher Bauart gestellt. Über die Genehmigung der Anträge entscheidet der Bundessicherheitsrat unter Vorsitz von Kanzler Olaf Scholz (SPD). Folgende Waffen sind im Gespräch:

  • Schützenpanzer "Marder".

Der rund 40 Tonnen schwere Schützenpanzer stammt aus den 60er Jahren, er wird bis heute von der Bundeswehr und einer Handvoll anderer Länder genutzt. Bei der Bundeswehr wird er derzeit nach und nach durch moderne Panzer abgelöst. Rheinmetall hat den Export von 100 ausgemusterten Mardern in die Ukraine beantragt, die in den kommenden Monaten aufgearbeitet werden sollen. Die ersten 20 Fahrzeuge sollen in sechs bis acht Wochen einsatzfähig sein. Die Ausbildung der Besatzung dauert nach Aussage von Militärexperten einige Wochen.

  • Kampfpanzer "Leopard 1" und "Leopard 2".
Kampfpanzer Leopard 1 bei einer Übung (Archivbild)
Der Kampfpanzer Leopard 1 stammt aus den 60er Jahren. Bild: dpa | Ralph Zwilling

Der Kampfpanzer Leopard 1 stammt ebenfalls aus den 60er Jahren, mehr als 4.700 Stück wurden nach Angaben von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) gefertigt. Bei der Bundeswehr wurde er inzwischen durch den "Leopard 2" ersetzt.

Der Leopard 2 ist der aktuelle Kampfpanzer der Bundeswehr. Der rund 60 Tonnen schwere Panzer ist mit einer 120-Millimeter-Kanone bewaffnet, kann Ziele auf eine Entfernung von bis zu fünf Kilometern bekämpfen und erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 70 Kilometern pro Stunde. Laut KMW wurden mehr als 3.500 Exemplare des Panzers gebaut, der in knapp 20 Ländern im Einsatz ist.

  • Panzerhaubitze 2000.
Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr (Archivbild)
Die Niederlande will Panzerhaubitzen an die Ukraine liefern. Bild: dpa | Sebastian Gollnow

Die Panzerhaubitze 2000 kann mit ihrer 155-Millimeter-Kanone laut Bundeswehr Ziele in bis zu 40 Kilometern Entfernung beschießen, die Bundeswehr hatte sie unter anderem in Afghanistan im Einsatz. Die Niederlande haben die Lieferung mehrerer Panzerhaubitzen an die Ukraine angekündigt, die Besatzungen sollen in Deutschland ausgebildet werden.

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Bild: Radio Bremen
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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Vier News, 26. April 2022, 12 Uhr