3 Millionen Euro mit Drogen eingenommen? 3 Männer in Bremen angeklagt
- Anklage im sogenannten Encrochat-Verfahren basiert auf entschlüsselten Handydaten.
- Drei Männer im Alter von 24 bis 31 Jahren vor Bremer Landgericht.
- Angeklagte sollen in großem Stil mit Drogen gehandelt haben.
Vor dem Bremer Landgericht beginnt erneut ein sogenanntes Encrochat-Verfahren. Im aktuellen Fall geht es um Drogenhandel. Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Anklage auf entschlüsselte Chats beim IT-Anbieter Encrochat. Für das Landgericht Bremen ist es nach Angaben eines Sprechers bereits das 15. Encrochat-Verfahren
Die Bremer Staatsanwaltschaft wirft drei 24- bis 31-jährigen Angeklagten vor, in Bremen und anderen Orten zwischen März und Juni 2020 mit Kokain, Heroin und Marihuana in großen Mengen gehandelt zu haben. Sie sollen damit etwa drei Millionen Euro eingenommen und ihre Geschäftsgespräche komplett verschlüsselt mit Krypto-Handys abgewickelt haben.
Angeklagte sollen arbeitsteilig vorgegangen sein
Die Geräte gibt es nicht im freien Handel. Käufer mussten anonym kaufen und bar zahlen sowie ein Enchrochat-Abo haben. Französische IT-Ermittler konnten die verschlüsselten Daten 2020 knacken und auswerten. Auf dem Weg der europäischen Rechtshilfe haben sie die Daten den deutschen Behörden übergeben, die dadurch zahlreiche Ermittlungs- und Gerichtsverfahren in ganz Deutschland einleiten konnten.
Die Angeklagten sollen arbeitsteilig vorgegangen sein. Der Älteste organisierte den Kauf und Verkauf der Drogen. Der Jüngste war für den Transport von Ware und Geld zuständig. Ein 26-Jähriger fungierte als Kassenwart und Buchhalter. In einem Fall sollen 22 Kilogramm Kokain für 583.000 Euro aus Rotterdam in den Niederlanden beschafft worden sein.
Verteidiger bezweifelt Zuverlässigkeit der abgeschöpften Chats
Ein Verteidiger zog zum Prozessauftakt die Zulässigkeit der abgeschöpften Chats als Beweismittel in Zweifel. Er sprach von einer "kontaminierten Quelle": Die Erkenntnisse seien im Ausland mit geheimdienstlichen Maßnahmen erhoben worden, der genaue Vorgang unterliege dem militärischen Geheimnis. Dagegen verwies der Staatsanwalt darauf, dass die Ergebnisse der Encrochat-Prozesse von vielen Oberlandesgerichten bestätigt worden sein. Wegen der Vielzahl an Beteiligten verhandelt das Landgericht den Fall in einer Messehalle, um die Corona-Abstände einhalten zu können.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Morgen, 18. Februar 2022, 7 Uhr