So sieht die neue Heimat der Bremer Philharmoniker aus

Die Philharmoniker haben im Tabakquartier eine neue Heimat gefunden. Wo einst Lkws Tabak an die Rampe lieferten, stehen bald Konzertbesucher in einer hellen Lounge.
Noch sind die Handwerker zugange, doch in der Halle 1 im Bremer Tabakquartier laufen schon die Proben. Orchester- und Klavierklänge dringen sanft ins Foyer. Die Bremer Philharmoniker sind an ihrer neuen Wirkungsstätte bei der Arbeit und üben Konzerte für die neue Saison ein.

"Das von uns zusammengestellte Programm bietet einen Soundtrack zu den großen Themen unserer Zeit", kündigte Generalmusikdirektor Marko Letonja an. Und die sind mit Corona-Pandemie, Klimawandel und Krieg gesetzt und nicht ohne Beklemmung und Düsternis. "Das drücken wir nicht weg. Wir holen diese Themen mit unseren musikalischen Mitteln in den Konzertsaal und wollen damit Haltung zeigen", sagt Intendant Christian Kötter-Lixfeld.
Halle 1 des Tabakquartiers bietet 373 Sitzplätze

Geprobt, geübt, gearbeitet wird zwar in der lichtdurchfluteten Halle 1, konzertiert aber an klassischen Spielorten wie der Glocke, dem Theater Bremen, auch im Bremer Dom oder im Wallsaal. Die lange Halle 1 bietet eine Fläche von 400 Quadratmetern und 373 Sitzplätze, die in Reihen leicht nach oben gehen und den Weg frei machen fürs Hören und Sehen. "Der Klang ist erstaunlich rund und ausgewogen", stellte Letonja fest. Keine Selbstverständlichkeit für eine frühere Industriehalle aus Beton. Akustiker und Schalldämmung haben ihr Werk getan.
In den Kellerräumen darunter liegen zahlreiche Übe- und Stimmzimmer, es gibt ein Notenarchiv und Instrumentenlager. "Ein solcher Ort ist für die tägliche Arbeit eines Orchesters lebensnotwendig", so Letonja. Mit dem bereits im April erfolgten Umzug verbinden die 1825 gegründeten Philharmoniker zwei Jahre vor ihrem 200. Geburtstag einen neuen Aufbruch.

Das soll sich auch in neuen Formaten spiegeln – "PhilX" ist ein solches mit vier Veranstaltungen jeweils an Freitagabenden. Die "Feuerzangenbowle" mal in einer ganz anderen Fassung und die Bratsche mal jazzig gespielt. Es darf und soll auch experimentiert werden im Tabakquartier. Interaktion ist das Ziel.
Einfach mal alles auf links drehen und schauen, was das Publikum davon hält.
Christian Kötter-Lixfeld
Strawinskys Frühlingsopfer und Beethovens Neunte auf dem Programm
In der nächsten Spielzeit stehen unter anderem zwölf Philharmonische Konzerte in der Glocke an sowie zehn Sonderkonzerte, zahlreiche Kammermusiken, Festivals und Opernvorstellungen im Theater Bremen. Mit "Earth Cry" von Peter Sculpthorpe soll Anfang Oktober im Konzerthaus Glocke mit dem Australier William Barton am Didgeridoo gleich zu Beginn der Konzertsaison ein Ausrufungszeichen gesetzt werden – und mit Strawinskys "Sacre du Printemps" direkt ein zweites hinterher.

Die Musik spielt auf die durch den Klimawandel bedrohten und bewahrenswerten Schönheiten der Welt und der Schöpfung an. Dafür stehen auch Beethovens Symphonie Nr. 9 und Debussys Klanggemälde "La Mer". Die Eröffnung der neuen Halle im Tabakquartier ist am 10. und 11. September mit einem Festkonzert und einem Tag der offenen Tür geplant. Wer nicht so lange warten will, dem empfehlen die Philharmoniker die Saisonpräsentation am 10. Juli um 11 Uhr in der Bremer Glocke. Der Eintritt ist frei.
So läuft der Umzug der Bremer Philharmoniker ins Tabakquartier
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 13. April 2022, 19:30 Uhr