Interview

Dieser Bremerhavener gewann einen Oscar – was macht er heute?

Filmproduzent Volker Engel räumte 1997 einen Oscar ab. Im Interview erzählt er, an welchen Projekten er arbeitet und warum er oft in seine Heimat Bremerhaven zurückkehrt.

In der Nacht von Sonntag auf Montag ist es wieder so weit: In Los Angeles werden die Oscars verliehen. Ein Bremerhavener hat die begehrte Trophäe der Filmbranche vor 25 Jahren abgeräumt. Volker Engel gewann den Oscar für seine "Special Effects" in "Independence Day“. Er war damals der erste Deutsche in der Filmgeschichte, der diese Auszeichnung für die besten visuellen Effekte erhielt. Danach wartete auf den Filmproduzenten eine große Hollywood-Karriere. Zusammen mit Roland Emmerich hat der heute 57-Jährige viele Filme wie "The Day after Tomorrow" und "Godzilla" produziert. Doch was macht Volker Engel heute?

Herr Engel, die Frage haben Sie sicher schon zigmal beantwortet, aber wie war das damals, den Oscar in den Händen zu halten?

Natürlich war die Geschichte mit der Oscar-Verleihung so ein absoluter Traum, der in Erfüllung geht, wo man eigentlich überhaupt nicht daran denkt, wenn man in so in einer Produktion ist. Man arbeitet ja nicht darauf hin. Da rechnet man sich erstmal überhaupt keine Chancen aus. Das war natürlich eine irre Sache. Das war mein erstes großes Projekt in den USA und die Tatsache, dass die Wahl von Leuten aus der Branche gemacht wird, das bedeutet einem natürlich schon etwas.

Ein heller Strahl trifft auf ein weißes Gebäude.
Das Weiße Haus wird vom Vernichtungsstrahl eines Ufos getroffen: Für seine Spezialeffekte in Roland Emmerichs "Independence Day" wurde Volker Engel mit einem Oscar ausgezeichnet. Bild: DPA | 20th Century Fox

Und wo steht er heute?

Hier um die Ecke im Regal im Wohnzimmer.

Verfolgen Sie denn die aktuelle Oscar-Verleihung?

Ich verfolge das mit großem Interesse. Ich bin ja nach wie vor auch Mitglied der Academy, die die Oscars vergibt. In Amerika haben wir uns immer mit unseren guten Freunden getroffen, ein schönes Abendessen gemacht und dabei die Oscars geguckt. Das müssen wir jetzt hier in Deutschland ein bisschen anders machen wegen der Zeitverschiebung. Hier haben wir jetzt auch gute Freunde in der Nähe, mit denen machen wir das dann am nächsten Tag, weil die das aufzeichnen. Dann machen wir auch ein kleines Event daraus.

Seit wann sind Sie denn zurück in Deutschland?

Ich bin zusammen mit meiner Frau Gesa Ende 2020 wieder zurück nach Deutschland gekommen.

Was war der Anlass? Heimweh?

Es hat sehr viel mit der Familie zu tun, zu der man wieder mehr in die Nähe ziehen wollte, nachdem ich jetzt 25 Jahre in den USA war. Meine Eltern wohnen in Bremerhaven, mein Bruder mit Familie in Hamburg. Meine Frau hat ihre Eltern, zwei Schwestern und Kinder hier an der Ostsee, wo wir schließlich hingezogen sind, in die Nähe von Flensburg. Wir haben ein wunderbares Haus gefunden, fünf Minuten zu Fuß von Strand und Küste entfernt in einem kleinen Ort namens Westerholz. Und dann kam einfach mit dazu, dass im Laufe der Pandemie sehr viele Meetings per Zoom gemacht wurden. Plötzlich fuhr man dann auch in den USA nicht mehr irgendwo hin, um sich zu treffen.

Zwei Männer in Anzügen stehen nebeneinander, der linke hält eine Mappe in der Hand.
Für seinen Einsatz um den deutschen Filmnachwuchs wurde Volker Engel (rechts) 1998 von Bundespräsident Roman Herzog mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Bild: Imago | teutopress

Wie fühlen Sie sich hier zurück in Deutschland, nachdem Sie so lange Zeit in Los Angeles verbracht haben?

Ich finde es toll. Ich habe auch nicht wirklich zurückgeschaut. Wir haben auch in Los Angeles ein ganz tolles Zuhause gehabt, so klassisch in den Hollywood Hills mit Blick auf das Hollywood Sign. Aber ich freue mich unglaublich, wieder in Deutschland zu sein. Das hat auch damit zu tun, dass wir in den USA in den letzten sieben Jahren gerade in Südkalifornien eine sehr große Dürre mit Waldbränden hatten. Das ist schon etwas, was man nicht unterschätzen darf, ständig in dieser Angst zu leben, dass da mal wieder ein Funkenflug kommt und in der Nähe was zu brennen anfängt.

Sie stammen ja ursprünglich aus Bremerhaven, sind hier aufgewachsen. Besuchen Sie die Stadt noch regelmäßig?

Alle paar Wochen. Dann setze ich mich ins Auto oder manchmal auch in die Bahn und fahre nach Bremerhaven und besuche meine Eltern und dann auch gute alte Freunde, die ich noch in Bremerhaven habe. Das ist mir unglaublich wichtig. Das mache ich regelmäßig.

Und was verbinden Sie mit der Stadt? Welche Orte mögen Sie besonders oder was vielleicht auch nicht?

Schwer zu sagen, ich komme natürlich einerseits als Besucher in die Stadt und andererseits merke ich jedes Mal, dass ich meine Wurzeln da habe. Das war übrigens auch unglaublich wichtig, wenn ich von Los Angeles mal zu Besuch kam. Diese ganze Filmwelt in Los Angeles hat ja doch eine Menge Unechtes und auch mein Fachbereich hat natürlich sehr mit der Erschaffung künstlicher Welten zu tun. Und dann ist es unglaublich wichtig, wieder dahin zurückzukehren, wo man eigentlich ursprünglich herkam. Das hat mir immer sehr viel Freude gemacht. Insofern verbinde ich eigentlich nur Positives mit Bremerhaven. Ich gehe sehr gern zwischendurch mal nach Wulsdorf, wo ich aufgewachsen bin, und wandere da auch mal die alten Stellen ab. Und die Hochschule organisiert immer mal wieder, dass ich als Honorarprofessor meist verschiedenen Klassen von der Entwicklung neuer Projekte erzähle.

Zwei Männer stehen neben einem Plakat mit der Aufschrift "Independence Resurgence".
Volker Engel (links) hat oft mit Filmproduzent Roland Emmerich zusammengearbeitet, so auch bei "Independence Day: Resurgence". Bild: DPA | AP/Invision | Dan Steinberg

An welchen Projekten arbeiten Sie denn gerade?

Auch ein Grund, nach Deutschland zu kommen, waren zwei Projekte. Meine Frau und ich haben das Buch von Cornelia Funke gelesen, "Igraine Ohnefurcht", und fanden es ganz toll. Cornelia Funke habe ich in Los Angeles kennengelernt. Plötzlich ergab sich das mal aus einem Gespräch heraus, ein Projekt zusammen zu machen, einen Animationsfilm. Und dann arbeite ich an einem Neustart von "Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion" zusammen mit der Bavaria. Da bewegte sich plötzlich doch viel, wenn nicht im deutschen Rahmen, dann zumindest im europäischen. Und dann haben wir gesagt, dann können wir das ja auch von Deutschland aus machen.

Und da kümmern Sie sich um die "Special Effects"?

Ich habe mich jetzt ein bisschen davon wegbewegt, nur etwas Visuelles zu kreieren. Das kommt dann natürlich später bei der Umsetzung der Projekte dazu. Jetzt sind meine Frau Gesa, sie ist Produzentin, und ich inhaltlich federführend verantwortlich, ob das jetzt bei der "Igraine Ohnefurcht" ist oder bei der Raumpatrouille. Und ich habe ein Drehbuch geschrieben, basierend auf einem Roman, der heißt "Lenin und die Hühner" von einem Schriftsteller aus Bremerhaven, Olaf Satzer. Das ist eine Geschichte, die in einem kleinen Dorf in Russland spielt.

Wenn Sie auf all das zurückblicken, was sie schon so erlebt haben, was waren Ihre persönlichen Highlights?

Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Da gibt es unglaublich viele schöne Momente. Aber spontan erinnere ich mich daran, dass ich so 1996 nach dem ersten "Independence Day"-Film Pressearbeit mit dem Schauspieler Jeff Goldblum gemacht habe. Und Jeff sagte zu mir: "Hey, ich mache gerade den zweiten Teil von Jurassic Park. Komm mich doch mal am Set besuchen und ich stelle dir Steven Spielberg vor." Ich habe ihn dann nicht so ganz ernst genommen, aber er hat das tatsächlich organisiert und ein paar Tage später stand ich am Set bei Steven Spielberg und habe mich wirklich lange mit ihm unterhalten. Der war ein großer Fan von "Independence Day" und wir haben ein tolles Gespräch geführt. Das sind einfach so Dinge, die natürlich nur dort passieren. Und in der Hinsicht habe ich einige Sachen erlebt.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Läuft, 22. März 2022, 16:45 Uhr