Das Doppelleben der neuen Bremer BAMF-Leiterin

Bild: DPA | Rathaus Kollnburg

Ehrenamtliche Bürgermeisterin in Bayern, FDP-Politikerin, ehemalige Supertalent-Aspirantin: Die neue Leiterin des Bremer BAMF hat einen spektakulären Lebenslauf.

Wir befinden uns in Kollnburg. Ein kleiner Ort im niederbayerischen Landkreis Regen, mit etwa 3.000 Einwohnern. Saftig grüne Hügel umgeben ein paar Häuser und Höfe mit roten Dachziegeln. Im ganzen Dorf herrscht Frieden.

Im ganzen Dorf? Nein! Eine Person lässt dort zurzeit nämlich ein wenig den Haussegen schief hängen. Eine Person, die in gewisser Weise so etwas wie ein Doppelleben führt. Denn Josefa Schmid ist nicht nur ehrenamtliche Bürgermeisterin von Kollnburg, sondern seit kurzem auch Leiterin der Außenstelle vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Bremen.

Zwei zeitaufwendige Jobs für nur eine Person; vor allem angesichts der Aufgaben, die es seit den jüngsten Entwicklungen in der Bremer Behörde zu erledigen gilt. Als neue Leiterin ist sie mit einem nicht gerade geringen Teil der Aufarbeitung des mutmaßlichen Asylskandals betraut, muss sich um die Überprüfung von rund 2.000 fraglichen Asylanträgen kümmern. Wie sich das mit ihrem Job als Bürgermeisterin vereinbaren lässt, ist sowohl in bayerischer als auch in bremischer Presse in den vergangenen Tagen schon vielfach thematisiert worden. Äußern will sie sich dazu aber nicht; genauso wenig wie auf die Anfrage von Radio Bremen, wie sie den derzeitigen Medienrummel um ihre Person erlebt.

Eine Frau mit vielen Talenten

Ein Medienrummel, der nicht ohne Grund existiert. Schließlich ist Josefa Schmid bei genauerem Hinsehen ein gefundenes Presse-Fressen: Die gelernte Juristin und Diplom-Verwaltungswirtin bekleidet seit mehr als zehn Jahren das Amt als Bürgermeisterin von Kollnburg, war einst bei der CDU und wechselte dann zur FDP, singt in Youtube-Videos beherzt Schlager und hätte um ein Haar auch bei der RTL-Show "Das Supertalent" einen ihrer Coversongs zum Besten gegeben. 2006 ließ sie sich zudem im Rahmen einer politischen Aktion für das Männermagazin "Penthouse" ablichten. Die Bilder wurden aber nie für die Veröffentlichung freigegeben. Eine Zeit lang gab es sogar einen Josefa Schmid-Online-Fanshop mit T-Shirts und allerlei Merchandise, der mittlerweile aber gelöscht worden ist.

Alles Dinge, an denen ihre Gemeinde nie Anstoß gefunden hat. "Ich denke, das ist nun mal ihre Freizeit, ihre Hobbys, und das nutzt sie so, wie sie möchte", sagt der zweite Bürgermeister Ludwig Saller (SPD). Für Schmids Tätigkeit beim mehr als 700 Kilometer entfernten Bremer BAMF habe man im Gemeinderat jedoch absolut kein Verständnis. Zu viel gebe es in der eigenen Gemeinde zu tun, zu wenig ließe Schmid den zweiten und dritten Bürgermeister an Arbeit übernehmen. Erst in der Zeitung habe man von Ihrer Zweittätigkeit erfahren. Auch die Fragen danach, wie viel Arbeitskraft sie in Bremen aufbringen kann und wie lange sie das tun wird, lassen sich nur mit Ungewissheit beantworten; schließlich plant sie – einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunkt zufolge – im Oktober für die FDP in den Landtag einzuziehen.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 3. Mai 2018, 19:30 Uhr

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