Wie Bremer mit eher wenig Geld viel vom Musikfest haben können

Bild: fotoetage

"Eine große Nachtmusik" mit Konzerten rund um den Bremer Marktplatz hat das Musikfest eingeläutet. Dort gibt es auch für kleineres Geld spannende Konzerte – etwa diese vier.

Es verspricht nicht weniger als "Musik aus fünf Jahrhunderten, dargeboten von den Besten ihres Fachs": das Musikfest Bremen, dessen 33. Ausgabe am Samstag, 20. August, begonnen hat. Insgesamt sind 42 Konzerte bis zum 10. September geplant: im Bremer Konzerthaus Glocke ebenso wie im BLG-Forum der Überseestadt sowie in 29 weiteren Spielstätten Bremens, Bremerhavens und des Bremer Umlands.

Wie jedes Jahr sind bekannte Stars beim Musikfest zu hören, darunter etwa die Pianistin Yulianna Avdeeva, der diesjährige Musikfest-Preisträger und Countertenor Philippe Jaroussky oder auch Dirigent Robin Ticciati und das Chamber Orchestra of Europe. Die besten Karten einiger Konzerte in der Glocke kosten über 70 Euro, im Falle einer konzertanten Aufführung von Verdis "Rigoletto" 98 Euro. Gleichwohl können Bremerinnen und Bremer in den kommenden drei Wochen auch eine Reihe hochkarätiger Konzerte für vergleichsweise wenig Geld verfolgen. Vier Tipps aus der Redaktion – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

1 Eine große Nachtmusik

Mittelalter Mann mit hoher Stirn blickt für Portrait in die Kamera
Tritt zur Eröffnung des Musikfests in der Bremischen Bürgerschaft auf: Schauspieler Ulrich Noethen. Bild: Musikfest Bremen | Marion van der Mehden

Je zwei Konzerte à 45 Minuten in drei Zeitschienen an neun Spielorten: So sieht die diesjährige Variante des Eröffnungsabends "Eine große Nachtmusik" aus. "Wir wollten den Ablauf räumlich und zeitlich im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit entzerren", erklärt Carsten Preisler, Sprecher des Musikfests, die Konzeption des Abends. Um den Gästen dennoch die Gelegenheit zum Austausch zu geben, wird es dieses Mal zwei gemeinsame Pausen für alle Spielstätten geben, die zum Plausch an der frischen Luft einladen. Umso mehr, als Lichtdesigner Christian Weißkircher strahlend leuchtende Illuminationen auf dem Marktplatz verspricht – die man kostenlos betrachten kann.

Das Publikum darf bei den Konzerten zwischen Stars und Geheimtipps wählen, zwischen populären Werken und ausgesprochenen Raritäten. In der Glocke gastiert das Bergen Philharmonic Orchestra unter der Leitung seines Chefdirigenten Edward Gardner. Neben Ravels "La valse" erklingt Griegs Klavierkonzert mit dem isländischen Pianisten Víkingur Ólafsson. Im St. Petri Dom führt die Niederländische Bachvereinigung das Magnificat des Bach-Sohns Carl Philipp Emanuel auf, während in der Kirche St. Johann das Vokalensemble Cappella Mariana Gemälde von Caravaggio mit Musik von Monteverdi, Gesualdo und Palestrina kombiniert.

Im Haus der Bürgerschaft wiederum möchte das Delian-Quartett mit Schauspieler Ulrich Noethen den Zauber des Orients wiederauferstehen lassen. Im Rathaus führt die Camerata RCO Brahms‘ erste Serenade in einer rekonstruierten Nonett-Fassung auf, und in der Kirche Unser Lieben Frauen interpretiert das Capricornus Consort Basel Orgelwerke von Bach auf Darmsaiten. Im Innenhof des Atlantic Grand Hotels stellt sich die Songwriterin Rosie Frater-Taylor samt Band vor. Und die Musiker des Hypnotic Brass Ensemble möchten im Innenhof des Landgerichts ihren Ruf als "Bad Boys of Jazz" verteidigen. Im Nord/LB-Innenhof schließlich verbindet das Babylon Orchestra interkulturelle Einflüsse der traditionellen orientalischen Musik mit westlichen Elementen.

Die Eintrittspreise für die Eröffnungskonzerte betragen einheitlich 30 Euro pro Konzert, ermäßigt 24 Euro. Ermäßigte Karten gibt es beim Musikfest für Schüler, Studierende bis 30 Jahre, Freiwilligendienstleistende, Auszubildende, Erwerbslose und Schwerbehinderte ab Grad der Behinderung (GdB) 70. Die insgesamt 18 Konzerte rund um den Marktplatz beginnen um 19 Uhr.

2 Arp-Schnitger-Festival

Schwarzweißes Portraitfoto einer dunkelhaarigen Frau vor dunklem Hintergrund
Die Organisin Maude Gratton spielt zum Auftakt des Arp-Schnitger-Festivals in Bockhorn. Bild: Musikfest Bremen | Aurelia Frey

Mit dem in diesem Jahr fünfteiligen Arp-Schnitger-Festival schlägt das Musikfest Bremen bereits seit 2010 mehrere Fliegen mit einer Klappe. Es bindet das Bremer Umland in das Musikfest ein und macht Musikliebhaber zugleich mit einigen der besten Orgeln der Region bekannt: mit jenen des bekannten Orgelbauers Arp Schnitger sowie einigen seiner Schüler.

Das Arp-Schnitger-Festival beginnt mit dem Konzert der französischen Organistin Maude Gratton am Mittwoch, 24. August, um 20 Uhr in der St. Cosmas und Damian Kirche, Bockhorn. Die Organistin spielt dabei Werke von Praetorius, Scheidt, Weckmann, Buxtehude und Bruhns. Die Orgel in Bockhorn hat der Schnitger-Schüler Christian Vater gebaut. Sie stammt aus dem Jahr 1722. Karten für die Konzerte des Arp-Schnitger-Festivals kosten einheitlich 15, ermäßigt 12 Euro. Zum Preis von 16 Euro für Hin- und Rückfahrt bietet das Musikfest zudem einen Bus-Shuttle zu den Konzerten des Festivals an. Los geht es am 24. August um 18.30 Uhr an der Domsheide, wo die Gäste gegen 22.15 Uhr wieder abgesetzt werden.

Insgesamt gibt es beim Arp-Schnitger-Festival des Musikfests fünf Konzerte. Sie führen Musikliebhaber am 25. August unter dem Titel "Vor allem Bach" in die Kirche St. Willehadi in Osterholz-Scharmbeck, am 26. August unter der Schlagzeile "Programmmusik" in die Kirche St. Johannes nach Wiefelstede, am 27. August unter dem Titel "Buxtehude & Co – A Time of Fearless Innovation" in die Findorffkirche Grasbergs und schließlich am 28. August unter der Überschrift "Verleih uns Frieden" in die St. Cyprian- und Corneliuskirche in Ganderkesee.

3 Musikfest Surprise

Dreiköpfige Band auf einer Bühne, vorn der Pianist
Die Band "Misc" aus Kanada möchte das BLG-Froum rocken. Bild: Musikfest Bremen | Guillaume Roujas

Aus vier Teilen besteht die ebenfalls seit 2010 beim Musikfest Bremen etablierte Reihe "Musikfest Surprise". Musikfest-Sprecher Carsten Preisler bezeichnet die Reihe als "Wundertüte des Musikfests". Denn bei allen vier Konzerten unter dem Label "Musikfest Surprise" handelt es sich um Premieren. Gemeinsam ist den Programmen dieser Konzerte zudem, dass sie die Grenzen der etablierten Stilformen überschreiten, experimenteller Natur sind.

Los geht es am Dienstag, 30. August, um 21 Uhr im BLG-Forum der Bremer Überseestadt mit "Musikfest Surprise I: Partager l’ambulance". Es spielt das kanadische Trio Misc an Klavier und Keyboards, mit Bass und Kontrabass sowie dem Schlagzeug. Die Musiker kommen zwar aus dem Jazz, flirten nach eigenem Bekunden aber auch "ungeniert mit Pop, Rock und elektronischer Musik". Der Eintritt zu den Konzerten dieser Reihe im BLG-Forum kostet einheitlich 30, ermäßigt 24 Euro.

Bei den weiteren Konzerten unter dem Label "Musikfest Surprise" spielen am 31. August Kayhan Kalhor und das Rembrandt Trio, am 1. September das Trio Brandee Younger und am 2. September das Trio GoGo Penguin, ebenfalls jeweils ab 21 Uhr.

4 Mozart in Prag

Orchester auf der hell beleuchteten Ühne eines Konzerthauses von oben aufgenommen
Spielt beim Musikfest Bremen in Bremerhaven: das Insula Orchestra mit seinen historischen Instrumenten. Bild: Musikfest Bremen | Julien Benhamou

Mit "Mozart in Prag" zeigt das Musikfest Bremen auch in Bremerhaven Flagge. Ursprünglich sollte das Konzert im Tivoli stattfinden. Da diese Spielstätte aber noch nicht wieder in Stand gesetzt ist, werden die Mezzosopranistin Cecilia Molinari sowie das Insula Orchestra unter der Leitung von Laurence Equilbey das Programm "Mozart in Prag" am 7. September ab 20 Uhr in der Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche spielen.

Konkret stehen Mozarts Prager Sinfonie sowie die Ouvertüre und Arien von Sesto und Vitellia aus "La clemenza di Tito" auf dem Programm sowie Joseph Haydns Scena "Berenice, che fai?". Das Insula Orchestra spielt auf historischen Instrumenten. Der Eintritt für dieses Konzert kostet 45 beziehungsweise 30 Euro, ermäßigte Karten 20 Prozent weniger.

Apropos ermäßigte Karten: Musikfest-Sprecher Carsten Preisler weist darauf hin, dass Kinder und Jugendliche in Begleitung Erwachsener für sämtliche Konzerte des Musikfests lediglich sechs Euro Eintritt bezahlen, sofern noch Karten für die jeweiligen Konzerte verfügbar sind. Weitere Infos zu den einzelnen Konzerten, Spielstätten und Eintrittskarten stehen auf dieser Website.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 20. August 2022, 19.30 Uhr