Schichtwechsel in der Arktis: So läuft die "Mosaic"-Expedition

Die größte wissenschaftliche Expedition in der Arktis geht in die zweite Phase. Die Crew hatte bisher mit schwierigem Wetter zu kämpfen – die Daten fließen aber.

Forscher stemmen sich im Schneegestöber gegen den Wind.
Wenn das neue Team in der Arktis seine Arbeit aufnimmt, steht den Forschern mit dem arktischen Winter der dunkelste und kälteste Expeditionsabschnitt bevor. Bild: Alfred-Wegener-Institut | Stefan Hendricks

Knapp drei Monate nach ihrem Start haben die Teilnehmer der einjährigen "Mosaic"-Expedition in der Arktis ein erstes Zwischenfazit gezogen. Die bislang größte wissenschaftliche Expedition in der Zentralarktis erforscht das arktische Klimasystem. Sie geht mit dem Austausch von Team und Schiffscrew nun in den zweiten Abschnitt, wie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) aus Bremerhaven mitteilt. "Die erste Phase der Expedition war nicht leicht", sagt "Mosaic"-Leiter Markus Rex vom AWI. Das Eis, mit dem das Forschungsschiff Polarstern seit Oktober driftet, sei mit unter einem Meter ungewöhnlich dünn. Trotz extremer Herausforderungen fließen die wissenschaftlichen Daten jedoch zuverlässig. Rund 100 Personen tauschen in diesen Tagen ihre Plätze.

Polarstern bereits 200 Kilometer gedriftet

Derzeit befindet sich die Eisscholle, in der die Polarstern festgefroren ist und mit der sie driftet, 270 Kilometer entfernt vom Nordpol. Um den festgefrorenen Eisbrecher herum ist zu Forschungszwecken ein Eiscamp entstanden. Rund 200 Kilometer ist die Expedition bereits mit dem Eis in Richtung Nordpol gedriftet. Dabei machte dem Team insbesondere ein heftiger Sturm im November zu schaffen. Zerrissene Stromleitungen mussten mit einem Notgenerator ersetzt werden, auch ein 30 Meter hoher Messturm knickte um. "Wir haben uns an diese Eisdynamik gut angepasst", sagt Rex. Wissenschaftlich habe der Sturm bisher zu den Höhepunkten der Expedition gehört. Die Forscher wollen unter anderem herausfinden, welchen Einfluss solche arktischen Stürme auf das Klimasystem haben.

Eisbären als Sicherheitsrisiko

Dem neuen Team steht nun die dunkelste und kälteste Forschungsperiode bevor: der bislang unerforschte arktische Winter. In der fünftägigen Übergabe vor Ort erhält das neue Team eine intensiven Einweisung in die Arbeits- und Sicherheitskonzepte. Dabei geht es auch um Eisbären, die dem Forschungscamp schon mehrfach Besuche abstatteten und die Wissenschaftler zu Evakuierungen zwangen. Eine besondere Herausforderung für die Ablösung ist es, dass sie die Scholle nie im Hellen gesehen haben. Das Team muss sich nun mit Helikoptern mit Laserscannern und Infrarotkameras zurecht  finden.

Beim Austausch von Personal und Instrumenten wechseln bei minus 30 Grad auch Weihnachtsgeschenke das Schiff. Insgesamt werden während der 140 Millionen teuren Expedition 300 Wissenschaftler aus 16 Ländern an Bord gewesen sein.  "Die Stimmung hier ist ausgezeichnet", sagt Rex. Die abgelösten Teilnehmer würden sich dennoch auf ihre Familien und Freunde freuen – und auf das Tageslicht.

Autor

Dieses Thema im Programm: Nachrichten, Bremen Zwei, 16. Dezember 2019, 16:00

Archivinhalt