Infografik
Schulerfolg hängt in Bremen stark von sozialer Herkunft ab
Bremer Kinder aus armen Familien kommen in der Schule oft kaum mit. Das zeigen neue Tests bei Fünft- und Siebtklässlern in Mathe und Deutsch. Es gibt aber auch Lichtblicke.
Zwar sind die Testergebnisse nicht repräsentativ für das ganze Land Bremen. Dennoch nimmt Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) kein Blatt vor den Mund: "Da gibt es nichts zu beschönigen: Die Ergebnisse zeigen anhaltenden Handlungsbedarf", sagt sie über die jüngsten Resultate aus der Lernausgangslagenerhebung (LALE), die das Bildungsressort am Donnerstag vorgestellt hat. Die Ergebnisse zeugten von einer "sozialen Spaltung, die es gesamtgesellschaftlich zu überwinden gilt", so die Senatorin.
Insgesamt 23 Schulen aus Bremen und Bremerhaven hatten sich auf freiwilliger Basis zu Beginn des laufenden Schuljahrs an den Tests beteiligt. Dabei ging es um Lesefähigkeiten und um das Textverständnis von Schülerinnen und Schülern fünfter und siebter Klassen in Deutsch sowie um mathematische Leistungsstände. Fast 3.500 Jungen und Mädchen aus 191 Bremer und Bremerhavener Klassen wurden in zwei Schulstunden getestet. Die Testhefte wurden zentral ausgewertet.
Lernausgangslagen in Klasse 5 trotz Corona unverändert
"LALE 5" erhebt den punktuellen Leistungsstand der Schüler zu Beginn der 5. Klasse. Daran haben diesmal 21 Schulen teilgenommen. Um den Schulen eine gute Einordnung ihrer Ergebnisse zu ermöglichen, wurden Vergleichsgruppen nach Sozialindikatoren gebildet. Diese Gruppen fassen Schülerinnen und Schüler zusammen, die Schulen mit ähnlichen sozialen Voraussetzungen besuchen. Um welche Schulen es sich konkret in welcher Sozialstufe handelt – dazu macht das Bildungsressort keine Angaben.
Die Ergebnisse deuten nach Einschätzung des Ressorts darauf hin, dass sich – trotz Corona – in den getesteten Bereichen die Ausgangslage zu Beginn der 5. Jahrgangsstufe gegenüber früheren Jahrgängen nicht verschlechtert, aber auch nicht verbessert hat.
Lesekompetenz und Textverständnis in Deutsch
Die Ergebnisse bei der Lesekompetenz und im Textverständnis der Schülerinnen und Schüler zeigen, dass 75 Prozent derjenigen mit der höchsten sozialen Belastung die Regelstandards für das Ende der 4. Jahrgangsstufe nicht erreichen. 44 Prozent bleiben sogar unter dem Mindeststandard. Diese Kinder haben große Schwierigkeiten beim Lesen und können einen Text noch nicht als Ganzes erfassen.
Leistungen in Mathematik
Noch düsterer fällt das Bild in Mathematik aus: Hier bleiben 59 Prozent der sozial benachteiligten Schüler unter dem Mindeststandard.
Fortschritte an den "Lale-Schulen"
Als positiv streicht das Bildungsressort heraus, dass die Schülerinnen und Schüler jener Schulen, die vor zwei Jahren bereits bei den Lernstandserhebungen mitgemacht haben, deutliche Fortschritte vorzuweisen haben: sowohl in Deutsch als auch in Mathematik. Das betrifft, zumindest in Deutsch, sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler sogar noch stärker als wohlsituierte Kinder.
Leistungszuwächse in Deutsch
Nach einem Punktesystem der so genannten BISTA-Skala, einer Messskala für Bildungsstandards, konnten die sozial benachteiligten Klassen mit 506 Punkten in 2021 gegenüber dem Jahr 2019 um 101 Punkte zulegen. Dazu muss man wissen: Bereits bei einem Unterschied von nur 30 Punkten spricht man bei den LALE-Tests von einem "bedeutsamen Unterschied", sagt Carolin Richtering vom Institut für Qualitätsentwicklung im Land Bremen (IQHB), das für die Auswertung der Ergebnisse verantwortlich ist.
Laut IQHB ist die Leistungssteigerung der Schülerinnen und Schüler bei Lesekompetenz und Textverständnis vor allem auf gezielte Maßnahmen zurückzuführen, die die Schulen aufgrund der Testergebnisse aus 2019 erzielt haben. So hätten diese Schulen beispielsweise zusätzliche Lesezeiten eingerichtet und andere Bücher ausgewählt.
Leistungszuwächse in Mathematik
In Mathematik fallen die Lernzuwächse der Schülerinnen und Schüler aller sozialer Stufen ungefähr gleich stark aus. Das IQHB führt den Leistungszuwachs zum einen darauf zurück, dass die betroffenen Schulen ihre Lernkonzepte umgestellt und den Austausch untereinander aufgrund der Testergebnisse intensiviert hätten.
Zum anderen habe etwa die Hälfte der LALE-Schulen an dem Bremer Föderprogramm "Mathe sicher können" teilgenommen. Dabei handelt es sich um ein Programm, dass darauf abzielt, bestehende Lernlücken zu schließen und so das mathematische Grundverständnis der Schülerinnen und Schüler zu stärken.
Das sind die alarmierenden Ergebnisse der Bremer Lernstandserhebung
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, der Tag, 31. März 2022, 15:40 Uhr