Kommentar
Bremens Lastenradförderung ist ein Geschenk für Besserverdienende

Bis zu 1.250 Euro für ein Lastenrad – klingt toll, bringt einkommensschwachen Haushalten aber wenig. Das Förderprogramm hinkt seinen Ansprüchen hinterher, findet Redakteurin Greta Block.
Gut gemeint ist nicht gut gemacht – Bremen macht mit seiner Lastenradförderung nur den Besserverdienenden ein Geschenk. Grundsätzlich ist die Förderung von Alternativen zum Auto, als die Lastenräder gelten, natürlich zu begrüßen. Der Fördertopf ist eine gute Sache, das Problem ist die Ausgestaltung. 40 Prozent des Anschaffungspreises und maximal 1.250 Euro sind eine ganze Stange Geld. Nur: Unter 1.500 Euro ist kein neues Lastenrad zu haben.
Selbst wer sich ein solches Einsteigermodell, natürlich ohne E, zulegt, muss bei 40 Prozent Förderung 900 Euro lockermachen. Bis zu 50 Prozent Förderung gibt es für Inhaberinnen und Inhaber des Bremen-Passes für soziale und kulturelle Teilhabe – bleiben 750 Euro aus eigener Tasche. Wer kann das bezahlen? "Wir haben das sozial gestaffelt, damit sich auch wirklich jeder ein Lastenrad kaufen kann, auch die mit geringem Einkommen", sagt Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne). Dieser Anspruch geht an der Realität vorbei. Welcher Haushalt mit geringem Einkommen kann 750 Euro für ein Lastenrad ausgeben? Viele Bremerinnen und Bremer haben keine paar hundert Euro übrig, nicht mal ein paar zehn.
Auch die günstigeren Fahrradanhänger dürften keine Option sein. Der Anschaffungspreis darf laut Mobilitätsressort nicht unter 200 Euro liegen. Sagen wir, er liegt bei 202 Euro – das sind wiederum 101 Euro aus eigener Tasche. Für viele Menschen, die wenig verdienen, nicht leistbar.
Ersetzt jedes Lastenrad ein Auto?
Wer wird also den Fördertopf leeren? Diejenigen, die eh genug Geld haben und die jetzt die Chance nutzen, weniger Geld für Lastenrad oder Anhänger auszugeben. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, wenn es denn wirklich dazu führt, dass sich die Hoffnung des Bremer ADFC erfüllt und jedes Lastenrad ein Auto ersetzt. Dies bleibt abzuwarten. Und es dürfte, wenn überhaupt, höchstens in Stadtteilen wie Schwachhausen Effekte haben – denn viele Einkommensschwache können sich gar kein Auto leisten und blockieren demnach auch keine Stellfläche.
Bremens generelles Platzproblem, sowohl auf Fahrradwegen als auch auf Parkflächen, bleibt bestehen und dürfte durch zahlreiche Lastenräder erstmal verschärft werden. Auch die angedachte mögliche Umwidmung von Vorgärten führt wieder zum selben Problem: Wer hat einen Vorgarten? Wünschenswert wäre ein passgenauerer Zuschnitt der Förderung, die wirklich allen Bremerinnen und Bremern die Anschaffung eines Lastenrads ermöglichen würde. Der bürokratische Aufwand wäre die Mühe wert. Erstmal werden die Lastenräder wohl nicht durch Huchting oder Gröpelingen rollen.
"Möglichst viele Bremer sollen sich ein Lastenrad leisten können"
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 20. April 2022, 19:30 Uhr