Kommentar

Jedes weitere Bremer Solardach wäre ein Stinkefinger Richtung Moskau

Solaranlagen auf Hausdächern
Bremen müsse voll und ganz auf alternative Energien setzen, meint Jochen Grabler. Bild: Radio Bremen

Wir müssen endlich unabhängig werden von russischer Energie. Radio-Bremen-Redakteur Jochen Grabler fordert deshalb vom Senat: Macht Bremen zum Vorreiter für die Energiewende!

Am Sonntag haben wieder tausende Bremerinnen und Bremer demonstriert und ihre Solidarität mit der angegriffenen Ukraine gezeigt. Gut so! Bremen hat längst erklärt, dass das Land sehr gerne geflüchtete Menschen aus dem Kriegsgebiet aufnimmt. Sehr gut! Diese Zeichen der Menschlichkeit müssen und sollen sein. Mehr davon! Aber ist es das? Mehr können wir nicht tun? Sind wir alle wirklich hilflos? Können wir alle nicht auch handeln in dieser furchtbaren Situation? Und nicht nur reden, protestieren humanitär helfen?

Zugegeben: Es klingt erstmal ziemlich absurd und kitschig, wenn sich nun eine Provinzmetropole in der norddeutschen Tiefebene eine eigene Rolle im Krieg im europäischen Osten anmaßen würde. Aber stop! Es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob nicht auch Bremen handeln kann. Und um das gleich zu sagen: Bremen kann! Es ist gut und richtig und wichtig, zu reden, zu demonstrieren, mit dem Haus der Bürgerschaft in blau und gelb Solidarität zu zeigen. Aber wir können auch über diese Welt der Symbole hinauswachsen. Wenn wir wollen. Wollen wir?

Die Bremer Bürgerschaft erstrahlt in den Farben Geld und Blau.
Bremen hat seine Solidarität mit der Ukraine deutlich gemacht. Bild: Radio Bremen

Im Grunde ist der Gedanke ganz einfach. Das deutsche Dilemma in diesem Krieg heißt Erpressbarkeit. Man muss das nicht mehr erklären. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, wie abhängig wir alle von russischen Rohstofflieferungen sind. Insbesondere von Gas, Öl, Kohle. Oder was glauben Sie, woher der Bremer Strom kommt?

Wer also noch alle politischen Latten am Zaun hat, hat begriffen, dass die schnelle Befreiung aus dieser Abhängigkeit gerade das Gebot der Stunde ist. Mal ganz davon abgesehen, dass nationale Sicherheit und Klimaschutz Hand in Hand gehen können.

Finanzminister Christian Lindner hat es am Sonntag im Bundestag gesagt: die erneuerbaren Energien sind Friedensenergien. Anders gesagt: Jedes Windrad, jedes Solardach wäre der Stinkefinger in Richtung Moskau. Ein eigener Bremer Stinkefinger in blau und gelb. Das würde mir gefallen.

Es braucht jetzt eine Initiative fürs Klima

Darum, Vorschlag: Der Senat erklärt, Bremen zum Vorbild für die Energiewende machen zu wollen. Und alle machen mit. Das Ziel: Auf jedem denkbaren Dach eine Solaranlage. Angefangen bei den öffentlichen Gebäuden, weiter bei den Kirchen, Unternehmen, Privatpersonen – an Dächern mangelt es nun wirklich nicht. Ich wünsche mir, dass der Senat überschwemmt wird von Leuten, die mitmachen wollen. Das wäre ein Symbol UND ein wirksamer Akt! Darauf könnten wir alle stolz sein.

Eine solche Initiative wäre gut fürs Klima, gut für den Frieden, und ökonomisch schlau wäre sie obendrein. Die Investition lohnt sich – oder glaubt irgendwer, die Preise für Gas, Kohle Öl würden nochmal auf Friedensniveau sinken? Eben!

Demonstrieren ist gut – was machen ist besser. Es braucht nur einen Impuls. Bovenschulte, übernehmen Sie!

 

Autor

  • Jochen Grabler
    Jochen Grabler Redakteur und Autor