Kommentar

Blockaden von Bremer Straßen sind richtig, weil die Politik versagt

Der Protest von "Letzte Generation" ist richtig. Weil er uns dort packt, wo es wehtut: In unserer Komfortzone. Aus der müssen wir schleunigst raus, findet unser Redakteur Milan Jaeger.

Dass Aktivisten Hauptverkehrsstraßen blockieren, ist nicht der Skandal. Der Skandal ist, dass wir es uns immer noch in unserer Komfortzone bequem machen. Und dass es immer noch Menschen gibt, die bezweifeln, dass es den Klimawandel überhaupt gibt.

Der Klimawandel ist das Megathema unserer Zeit. Wahrscheinlich ist es die größte Aufgabe der Menschheitsgeschichte, den vom Menschen selbst gemachten Klimawandel einigermaßen beherrschbar zu halten. Und damit unseren Planeten einigermaßen bewohnbar.

Klimawandel ist zum allergrößten Teil vom Menschen gemacht

Wer bei diesen Sätzen nicht mitgeht, dem kann ich nicht helfen – sorry. Dafür fehlt mir schlicht die Zeit. Mittlerweile ist die Beweislast so erdrückend, dass es den Klimawandel erstens gibt und dass er zweitens zum allergrößten Teil auf den Menschen zurückgeht, dass ich keine Lust mehr habe auf Gespräche mit Menschen, die das nicht anerkennen.

In solchen Gesprächen geht nämlich viel zu viel Zeit und Kraft verloren, die für die eigentlich relevante Frage verwendet werden könnte: Was können wir tun? Was kann jeder einzelne tun? In meinen Augen stellen uns die Aktivistinnen und Aktivisten von "Letzte Generation" genau diese Frage.

Jeder und jede muss seinen Beitrag leisten

Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) hat recht, wenn sie sagt, dass jeder seinen Beitrag leisten muss. Das bedeutet: Jeder muss, wo immer es geht, CO2-Emissionen einsparen. Dadurch, dass er oder sie weniger Fleisch isst oder das Auto mal stehen lässt – vom Urlaubsflieger ganz zu schweigen.

Die Alternativen sind dramatisch. Wenn wir nichts tun, werden viele Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren. Der Lebensstandard in unserer Wohlstandsgesellschaft wird dann drastisch sinken. Warum also senken wir ihn nicht jetzt schon? Selbstbestimmt?

Die Politik schafft die falschen Anreize

Das muss man sich leisten können – schon klar. Wer morgens auf dem Weg zu seinem schlecht bezahlten Job im Stau steht, hat für den Protest von "Letzte Generation" möglicherweise kein Verständnis. Und für den muss der Satz von Maike Schaefer wie Hohn klingen. Hier muss Politik ansetzen. Subventionsprogramme für schicke neue E-Autos und E-Lastenräder reichen da nicht aus.

Protest für mehr wirksamen Klimaschutz ist erst recht wichtig, wenn die Politik falsche Anreize schafft. Denn dann kommt es umso mehr auf die Eigeninitiative von jedem einzelnen und jeder einzelnen an. Weil sie uns dazu bringen wollen, unser Handeln zu hinterfragen, finde ich Straßen-Blockaden von Klima-Aktivisten richtig.  

Klimaaktivisten kleben sich am Bremer Rembertikreisel fest

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 13. Juni 2022, 9 Uhr