Infografik

In Bremen fehlen mehr als 1.400 Kitaplätze

Die Nachfrage nach Kitaplätzen in der Stadt Bremen steigt weiter. Es fehlt aber an Plätzen. Der Mangel ist in den benachteiligten Stadtteilen am größten – und keine Lösung in Sicht.

Wenn in Bremen das neue Kindergartenjahr im August startet, werden viele Kinder keinen Platz bekommen. Aktuell fehlen in den Kitas und Krippen der Stadt insgesamt 1.457 Plätze. Das geht aus einer ersten Übersicht des Bildungsressorts hervor, die buten un binnen vorliegt.

Einer der Hauptgründe: Immer mehr Eltern melden ihre Kinder für Betreuungsplätze an – die Zahlen sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Wie viele Kinder durch ukrainische Geflüchtete noch hinzukommen, ist derzeit nicht klar.

Bei Drei- bis Sechsjährigen fehlen 1.212 Plätze

Die größten Versorgungslücken gibt es laut dem Bericht im Bereich der Kindertagesstätten. Beim Angebot für Drei- bis Sechsjährigen fehlen 1.212 Plätze in Bremen. Insgesamt 18.641 Kinder sind von ihren Eltern angemeldet worden – das sind rund 600 mehr als im Vorjahr.

Für die Betreuung von Kindern bis drei Jahren in Krippen gibt es laut den aktuellen Zahlen 245 Plätze zu wenig. Es sind 6.401 Kinder angemeldet worden, 240 mehr als im Jahr zuvor.

Zahlen dienen als erste Orientierung

Die Zahlen stammen aus dem sogenannten "Statusbericht I". Dieser Behördenbericht gilt als eine erste Orientierung, wie es um den Kitaausbau sowie die Nachfrage für die vorhandenen Plätze in Bremen steht. Er gibt Auskunft darüber, wie viele Eltern ihre Kinder bis zum Stichtag 31. Januar 2022 für einen Platz angemeldet haben.

Mit den Daten treibt die Behörde weitere Planungen voran, um Engpässe zu verhindern. Endgültige Rückschlüsse auf die Versorgungssituation könne man auf dieser Basis noch nicht ziehen, dazu gebe es noch zu viele Veränderungen, heißt es aus der Bildungsbehörde.

1.000 zusätzliche Kitaplätze sind entstanden

Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) sagt: "Über tausend zusätzliche Kitaplätze sind den in den letzten Jahren entstanden und trotzdem fehlen viele Kitaplätze. Woran liegt das? Der Bau von Räumen geht nicht schnell genug voran, Fachkräfte fehlen und die Nachfrage nach Kitaplätzen ist deutlich gestiegen." Die Senatorin will die Situation möglichst schnell verbessern.

In diesen Stadtteile fehlen die meisten Plätze im Ü3-Bereich

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Ein Mangel an Kitaplätzen gibt es vor allem in den Stadtteilen, in denen Familien am meisten unter Armut leiden. Spitzenreiter sind Vegesack, Burglesum, Blumenthal und Osterholz. Es gibt aber auch noch Kitas mit freien Plätzen – zum Beispiel in Mitte oder Borgfeld.

Opposition und Elternvertretung üben Kritik

Das Platz-Problem gibt es in Bremen seit Jahren. Neben den Oppositionsparteien CDU und FDP, kritisierten auch die Vertreter der Zentralelternvertretung (ZEV) das Bildungsressort dafür.

Die aktuellen Zahlen sind den Mitgliedern des Unterausschusses "Frühkindliche Bildung" und den Beiräten auf einer Konferenz am Mittwochnachmittag vorgestellt worden.

Ohne die Werte zu kennen, hatte die Bremer FDP-Fraktion auf den "gravierenden" Mangel an Kita-Betreuungsangeboten und Erzieherinnen und Erziehern hingewiesen. Der FDP-Landesvorsitzende Thore Schäck forderte, dass die sozialen Berufe "dringend aufgewertet werden müssten". Neben einer höheren Bezahlung brauche es bessere Arbeitsbedingungen und eine attraktivere Ausbildung.

Suche nach Lösungen

Doch wie sollen die benötigten Plätze geschaffen werden? Das Bildungsressort versucht das Problem mit mehreren Ansätzen anzugehen.

Wir brauchen eine ehrgeizige Zielsetzung in den Ausbauplanungen, die sich an den Bedarfen der Kinder orientiert, wir brauchen mehr Personal für unsere Kitas und wir brauchen kurzfristig Möglichkeiten und Angebote, um mit dem vorhandenen Mangel umzugehen.

Sascha Karolin Aulepp, Bremens Bildungssenatorin (SPD)

Nach derzeitigem Plänen sollen noch bis zum Sommer 2023 weitere 592 Plätze für Kinder bis zu drei Jahren, sowie 1.339 Plätze für Drei bis Sechsjährige entstehen.

In der aktuellen Situation regt Aulepp an, Menschen ohne pädagogischen Berufsabschuss in den Kitas arbeiten zu lassen. Das könnten Quereinsteiger, Helfer oder Fachkräfte aus dem Ausland sein.

Gruppengröße könnte laut Ressort angepasst werden

Geplant ist außerdem ein Programm, um mehr Tagesmütter und -väter zu gewinnen. Die Kitas in Mobilbauten sollen nach Willen der Behörde unbedingt weiter erhalten bleiben. Derzeit leerstehende Räume sollen genutzt werden. Politisch diskutiert wird im Moment auch, ob die Gruppengrößen und Betreuungsanforderungen geändert werden könnten.

Denn in den derzeit vorliegenden Zahlen sind ukrainische Kinder noch nicht eingerechnet. Wie viele das sein werden, kann das Bildungsressort noch nicht abschätzen.

Mit dem Hinweis auf die laufende Diskussion innerhalb der Landesregierung über die Gruppengrößen sind aus Bremerhaven noch keine Zahlen zu bekommen.

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Autor

  • Portrait von Pascal Faltermann
    Pascal Faltermann Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 18. Mai 2022, 18 Uhr