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Die Kinderambulanz ist zu: Wie werden Bremens Kinder künftig versorgt?

Ein Mädchen wird von einer Kinderärztin untersucht (Symbolbild)

Kinderambulanz in der Bremer Innenstadt schließt nach 10 Wochen

Bild: dpa | Christin Klose

Die Kinderambulanz hat die Kinderärzte über den Winter entlastet. Ärzte und Gesundheitsressort erklären, wie gut das funktioniert hat und welche Pläne es jetzt gibt.

Warum hört die Kinderambulanz so schnell wieder auf?

Das war von Anfang an so geplant. Die Kinderambulanz sollte nur ein vorübergehendes Angebot sein, weil es in den letzten Monaten manchmal schwierig war, in den Kinderarztpraxen einen Termin zu bekommen. Es wurden nur Patientinnen und Patienten mit Erkältungen, Erbrechen, Durchfall oder Hautausschlägen behandelt, für diese war die Ambulanz auch geplant. "Wir haben die Vorgaben gemacht, dass nur Kinder mit saisonalen Erkrankungen hierherkommen", sagt der ärztliche Leiter der Kinderambulanz, Kay Bultmann. Für eine chirurgische Versorgung hätte es mehr Geräte und Ausrüstung gebraucht, das sei bei einem vorübergehenden Angebot schwierig. So hätten die Ärztinnen und Ärzte auch mehr Zeit für jedes einzelne Kind gehabt. "Das ist ja das, was man sich als Arzt immer wünscht, dass man vollumfänglich erklären und alle beruhigen kann."

Wie ist es insgesamt gelaufen?

"Wir haben durchweg positive Erfahrungen gemacht", sagt Kay Bultmann. Etwa 2.500 Eltern haben die Ärztinnen und Ärzte am Telefon beraten, 2.000 Kinder wurden seit dem 10. Januar in der Kinderambulanz behandelt, darunter auch sechs aus Bremerhaven. Denn die Kinderambulanz war nicht nur für die Stadt, sondern für das Land Bremen zuständig.

Auch das Gesundheitsressort zieht eine positive Bilanz: "Es hat sich gezeigt, dass die Kinderambulanz nötig war", sagt Sprecher Lukas Fuhrmann. Sie habe das geleistet, was das Ressort geplant hatte.

Probleme gab es aber immer wieder mit den Medikamenten. Viele waren nicht zu bekommen, so Bultmann. "Gerade im Bereich der Antibiosen und der Fiebersäfte ist das immer noch ein großes Problem. Da waren unsere Kollegen aus der Verwaltung ganz häufig damit beschäftigt, Rezepte nochmal nachzureichen oder Rezepte ändern zu lassen. Das war ein unglaublich großer Arbeitsaufwand."

Der Senat hat für die Kinderambulanz bis zu 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. Wie viel genau sie gekostet hat, ist laut Gesundheitsressort noch nicht klar, die Endabrechnung sei noch nicht fertig. Einen kleinen Teil der Gesamtkosten zahlten die Krankenversicherungen über die Abrechnung der Behandlungen.

Wer hat in der Kinderambulanz gearbeitet?

16 Ärztinnen und Ärzte gehörten zum Team, immer vier haben gleichzeitig gearbeitet, so das Gesundheitsressort – in der Telefonberatung und direkt in der Kinderambulanz. Viele von ihnen seien schon pensioniert, wollten aber in dieser Notsituation helfen, sagt Kay Bultmann.
Auch Hubertus Stobbe gehört dazu: "Im Team zu arbeiten, ist immer eine schöne Erfahrung. Und vor allem habe ich in meinem Beruf wieder gearbeitet, das hat mir Spaß gemacht", sagt der 81-Jährige. Nach der Zeit in der Kinderambulanz will er sich jetzt wieder für "Ärzte ohne Grenzen" engagieren, sagt er. Er will auch bei der Behandlung unbegleiteter Geflüchteter helfen. "Ich bin einfach mit Leib und Seele Arzt und vermisse meinen Beruf sehr." Auch andere Kollegen hätten angekündigt, wieder zu helfen, sagt der ärztliche Leiter Kay Bultmann.

Porträt von Hubertus Stobbe
Hubertus Stobbe ist pensionierter Arzt und hat in der Notsituation in der Kinderambulanz geholfen Bild: Hubertus Stobbe

Wie gut hat die Kinderambulanz die niedergelassenen Kinderärzte entlastet?

Die letzten Monate seien sehr anstrengend gewesen, sagt Marco Heuerding. Er ist Sprecher des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte Bremen. Wegen der Krankheitswellen standen vor den Türen der Kinderärzte demnach manchmal "30 bis 40 Kinder mit ihren Eltern vor der Praxis, die alle versorgt werden mussten." Die Kinderambulanz sei daher eine Entlastung gewesen: "Wir konnten die Kinder, die hier vor der Tür standen, und die wir nicht versorgen konnten, dort hinschicken."
Allerdings sei das ein "sehr teures Pflaster auf eine sehr tiefe Wunde in der allgemeinpädiatrischen Versorgung" gewesen. "Und wenn man sich anschaut, was man mit diesem Geld auch hätte machen können, wäre es wahrscheinlich an anderer Stelle besser aufgehoben gewesen." Wichtig sei, dass die Versorgung der Kinder in den Stadtteilen strukturell verbessert wird. "Und zwar dauerhaft und nachhaltig. Und zwar nicht nur mit einem kleinen Pflaster", so Heuerding. Zum Beispiel mit Sozialarbeitern oder Übersetzern, die in den Praxen helfen könnten.

Wie geht's jetzt weiter?

Die Kinderambulanz soll nicht an anderer Stelle wiedereröffnet werden. Das war ein zeitlich begrenztes Angebot. Allerdings sollen die Daten jetzt analysiert werden, um festzustellen, aus welchen Stadtteilen die Kinder gekommen sind und welche Krankheiten sie hatten, so Kay Bultmann, der ärztliche Leiter der Kinderambulanz. "Und dann muss man schauen: Wo ist eigentlich die Not am größten. Wo macht es Sinn, noch irgendwelche Hilfen anzubieten?" Das Gesundheitsressort will die Versorgung in den Stadtteilen verbessern, sagt Sprecher Fuhrmann. Und zwar mit Gesundheitszentren, Hebammenzentren, Gesundheitsfachkräften und Ärztehäusern in kommunaler Hand.

Provisorische Kinderambulanz soll Bremens Kinderärzte entlasten

Bild: Radio Bremen

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Autorin

  • Claudia Scholz
    Claudia Scholz

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, 17. März 2023, 6 Uhr