Fragen & Antworten

Darum klagen Borkum und Juist gegen Erdgasförderung

Die Inseln befürchten Belastungen durch Emissionen, Bauarbeiten und eine wachsende Infrastruktur der Erdgasplattform. Zudem könne die Erdgasförderung nicht kurzfristig helfen.

Gas ist in der Energiekrise extreme Mangelware geworden. Niedersachsen will jetzt in der Nordsee nach Erdgas bohren. Die Inseln Borkum und Juist haben gemeinsam mit Norderney in Den Haag Klage gegen die geplante Förderung eingereicht. Auch die Deutsche Umwelthilfe und die Grünen im niedersächsischen Landtag sind gegen das Vorhaben.

Warum diese Klage, was befürchten die Inselbewohner auf Borkum und Juist?

Die machen sich große Sorgen, dass das Bohren nach Gas Erdbeben auslösen kann und die Süßwasserlinsen unter den Inseln gefährdet, daraus ziehen die Inseln ihr Trinkwasser. Es geht aber auch um den Tourismus. Die Urlauber würden die Erdgasplattformen von den Inseln aus sehen können, es ist die Rede davon, dass der Horizont verschandelt werde. Und es gibt Angst, dass beim Bohren entstehende Schadstoffe an die Strände gelangen.

Und was sind die Argumente der Umweltschützer?

Dass hier ein Gasfeld ausgebeutet werden soll, gefährde den angrenzenden Nationalpark Wattenmeer, viele Arten – zum Beispiel Schweinswale – würden gestört. Das alles habe nichts mit kurzfristiger Energiesicherheit zu tun. Schließlich solle die Förderung erst in zwei Jahren losgehen und dann auch nur zwei bis vier Prozent des jährlichen deutschen Gasverbrauchs gefördert werden. Vielmehr mache sich Deutschland jetzt weiter auf Jahrzehnte von fossilen Energien abhängig – so die Argumente der Naturschützer.

Und was sagt der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU)?

Das Ministerium kennt die Klagen inhaltlich nicht und kann daher nicht abschätzen, was das für das Projekt bedeutet. Ein Minsteriumssprecher sagte aber, es habe eine Erdbebenstudie gegeben. Das Risiko, dass da die Erde bebe, sei zu vernachlässigen. Es werde jetzt intensiv geprüft, welche Projekte man auf Borkum realisieren könne, um den Tourismus attraktiver zu machen, sagte der Sprecher. Wann das Gericht in Den Haag entscheidet, ist unklar, die Insulaner rechnen nicht mit einer kurzfristigen Entscheidung.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 16. Juli 2022, 7:10 Uhr