Mit dem Rollstuhl auf dem Hurricane-Festival

Jeder Festivalgänger kennt es: Über das Gelände, Wiesen und Matsch laufen. Doch wie geht es mit dem Rollstuhl? Auf dem Hurricane-Festival haben wir das getestet.

Viele Menschen stehen auf einem Festival. Etwas über ihnen ist er Schriftzug "Hurricane" zu sehen.
Wie sieht eigentlich der Alltag für einen Rollstuhlfahrer auf so einem Festval aus? Der Frage sind wir nachgegangen. Bild: Radio Bremen

Beim Campen geht es schon los: Die Rollstuhl-Rocker schlagen nicht einfach ihr Zelt auf. Für sie gibt es auf dem Hurricane-Festival ein extra Rolli-Camp nicht weit vom Festivalgelände entfernt. Optisch ein nicht allzu großer Unterschied, denn auch hier stehen - zwar zwischen mehreren Wohnwagen - Zelte.

In einem davon schläft Thomas, der seit über zehn Jahren aus Braunschweig anreist. "Wir sind da noch oldschool", sagt Thomas und ist diesbezüglich ganz pragmatisch, denn "die zwei Stunden, die wir pennen, können wir dann auch in einem Zelt liegen."

Geländetauglich? Aber sicher!

Matschige unebene dunkle Wege – ein Festivalgelände ist nicht gerade die natürliche Umgebung für einen Rollstuhl. Aber halb so wild, weiß Thomas: "Am ersten Tag ist es noch manchmal schwierig, aber wenn alles festgetreten ist, dann ist auch Matsch kein Problem." Vor den großen Bühnen können Rolli-Fahrer die Konzerte dann von extra Podesten aus sehen.

Sie stehen zumeist direkt am ersten Wellenbrecher – also genau dort, wo die restlichen Festival-Fans tanzen und feiern. "Wenn uns Leute hochheben wollen, müssen wir manchmal ein bisschen aufpassen. Aber dafür haben wir ja Betreuer dabei, die das Ganze unterstützen können", erzählt Thomas.

Toiletten und Duschen? Ausbaufähig!

Ein großes Manko gibt es als Rollstuhlfahrer beim Hurricane dann doch. Obwohl auf dem Gelände Behinderten-Toiletten stehen, gibt es im Rolli-Camp nur eine einzige – und die dient gleichzeitig als Duschcontainer. "Morgens müssen alle 30 Rollstuhlfahrer hier im Camp einmal auf diese Toilette oder wollen duschen. Das kann schon mal eine halbe Stunde dauern. Bei 30 Leuten kann man sich das ausrechnen. Da geht schon mal ein Tag fürs Warten drauf."

Festival hält sich an Personenschlüssel

Thomas schreibt seit sieben Jahren den Veranstaltern, dass die Toiletten- und Dusch-Situation nicht angenehm ist. Die sagen: Es gibt einen Personenschlüssel für Toiletten, der so auch für Rollstuhlfahrer gilt. Dass die aber etwas länger brauchen, wird bei dem Schlüssel nicht berücksichtigt. Immerhin: Die Pressesprecher vom Hurricane sagen auf Nachfrage, dass sie die Anregung gerne entgegen nehmen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, 22. Juni 2019, 16:40 Uhr.

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