Patientenmord-Prozess: Högel zu lebenslanger Haft verurteilt

  • Gericht verhängt lebenslange Haft gegen Niels Högel.
  • Ex-Krankenpfleger in 85 Fällen des Mordes für schuldig gesprochen.
  • Prozess zog sich sieben Monate lang hin.
Niels Högel steht im Gerichtssaal
Das Landgericht Oldenburg hat Niels Högel erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Bild: dpa | Haucke-Christian Dittrich

Der ehemalige Krankenpfleger Niels Högel muss lebenslänglich ins Gefängnis. Das Landgericht Oldenburg befand ihn in 85 Fällen des Mordes für schuldig. Die Richter stellten außerdem die besondere Schwere der Schuld fest.

Manchmal reicht die schlimmste Fantasie nicht aus, um die Wahrheit zu beschreiben.

Sebastian Bührmann, Vorsitzende Richter

Die Richter sprachen den 42-Jährigen in dem rund siebenmonatigen Prozess um die wohl beispiellose Mordserie zugleich in 15 von 100 angeklagten Fällen frei. Bei diesen lasse sich eine Täterschaft nicht zweifelsfrei beweisen, erläuterte Bührmann. Die Anklage hatte eine Verurteilung wegen 97 Morden gefordert, die Nebenklage in 99 Fällen.

Högel war des 100-fachen Mordes angeklagt worden. Er soll Patienten zwischen 2000 und 2005 an den Kliniken in Oldenburg und Delmenhorst in Niedersachsen ermordet haben. Dabei soll er seinen Opfern unterschiedliche Medikamente gespritzt haben, um sich bei einer anschließenden Reanimierung als Retter zu präsentieren. Viele Patienten überlebten das nicht.

Högel bereits 2015 wegen zweifachen Mordes verurteilt

Högel wurde bereits 2015 unter anderem wegen zweifachen Patientenmordes zu lebenslanger Haft verurteilt und sitzt im Gefängnis in Oldenburg. Der 42-Jährige hatte sich am Mittwoch in seinem letzten Wort bei den Angehörigen seiner Opfer entschuldigt. Er sprach von Reue und Scham. Es sei ihm während des Prozesses klar geworden, wie viel unendliches Leid er mit seinen "schrecklichen Taten" verursacht habe.

Die Verteidigung plädierte in 55 Fällen auf Mord. In 14 Fällen sah sie den Tatbestand eines versuchten Mordes erfüllt. In 31 Fällen lautete die Forderung dagegen Freispruch. Die Staatsanwaltschaft ging hingegen von 97 Morden aus.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 6. Juni 2019, 19:30 Uhr

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