Fragen & Antworten

Woher der Herbstblues kommt und was man dagegen tun kann

Das Wetter ist grau und die Akkus sind alle: Den Herbstblues kennen viele Bremerinnen und Bremer. Wie viel Müdigkeit normal ist und welche Tipps helfen.

Die Tage werden kürzer, das Aufstehen fällt schwer und am Abend will man am liebsten schon früh ins Bett fallen: Gerade jetzt begleitet viele Menschen eine gewisse Müdigkeit durch die Herbst-Tage. Solange das Gähnen nicht zum Dauerzustand wird, ist das in den meisten Fällen unproblematisch. Ein paar Fakten zum Thema Müdigkeit sollte man aber trotzdem kennen.

Warum sind aktuell – im Herbst – so viele Menschen müde?

Dass viele Menschen im Herbst eine Müdigkeit begleitet, liegt an den Lichtverhältnissen in der dunklen Jahreszeit – auch die spielen eine Rolle in unserem Müdigkeits-Empfinden. Der Körper produziert im Hellen andere Hormone als im Dunklen: Während im Sonnenlicht Glücks- und Aktivitätshormone wie Serotonin und Dopamin ausgeschüttet werden, produziert er im Dunklen vermehrt das Schlafhormon Melatonin. Die Folge: Wir werden müder. Außerdem fehlt dem Körper wegen des wenigen Sonnenlichts Vitamin D, das durch den Einfluss von Sonnenlicht auf der Haut gebildet wird. Und nicht nur das: Die Dunkelheit schlägt schnell auch auf die Psyche, weswegen manche Menschen eine Winterdepression entwickeln.

Sabine Bunten
Sabine Bunten leitet das neurologische Schlaflabor am Klinikum Bremen-Ost. Bild: Gesundheit Nord

Wie viel Müdigkeit ist normal?

Grundsätzlich ist Herbst-Müdigkeit kein Grund zur Sorge. "Dass wir in der dunklen Jahreszeit etwas müder sind, halte ich erstmal für normal", sagt Andreas Sputtek, Facharzt für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin im Medizinischen Labor Bremen. Wenn die Müdigkeit zum Dauerzustand wird und sogar den Alltag einschränkt, sollte man sich aber medizinischen Rat einholen. "Normalerweise wird dann das Blutbild analysiert und geschaut, ob es Mangelerscheinigungen gibt oder andere körperliche Gründe erkennbar sind", erklärt Sputtek. Bei einer Winterdepression können zudem auch psychologische Angebote wahrgenommen helfen.

Welche Ursachen für Müdigkeit gibt es noch?

Es kann viele verschiedene Gründe haben, warum man sich müde fühlt – der häufigste ist aber natürlich: zu wenig Schlaf. "Wenn Patienten zu uns kommen, die dauerhaft müde sind, stellt sich in den meisten Fällen heraus, dass sie zu wenig oder zu schlecht schlafen", berichtet Sabine Bunten. Sie leitet das neurologische Schlaflabor am Klinikum Bremen-Ost. Gerade wenn ihre Patientinnen und Patienten unter Tagesschläfrigkeit leiden – also ungesteuert einschlafen – sei das in der Regel die Ursache. Natürlich kann Müdigkeit aber auch andere Gründe haben, und die sind vielfältig: Möglich sind unter anderem Erkrankungen der Schilddrüse, Herzschwäche, Infekte, Entzündungen oder ein Mangel an roten Blutkörperchen. Frauen können sich zudem erschöpft fühlen, wenn sie über die Menstruation viel Blut verlieren.

Was kann man gegen Müdigkeit tun?

Grundlage für einen Alltag ohne Müdigkeit ist ausreichender Schlaf. Schlafmedizinerin Bunten rät dazu, einen gewissen Rhythmus beim Schlafen einzuhalten, außerdem auf den eigenen Körper zu hören und auf ihn einzugehen, wenn man müde ist – und dann zum Beispiel nicht weiter seine Serie zu schauen, sondern schlafen zu gehen. "Ein Grund, sich mit dem eigenen Schlaf einmal näher auseinanderzusetzen, ist aber auch zum Beispiel, wenn man am Wochenende deutlich mehr schläft als unter der Woche", sagt Bunten. Das sei ein Indiz, dass man unter der Woche zu wenig schläft. Aber Schlafen allein ist nicht der einzige Tipp seitens der Medizin.

Am besten ist es, gleich morgens das Licht richtig anzumachen – so werden schon die ersten Hormone zum Wachwerden ausgeschüttet.

Andreas Sputtek, Facharzt für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin im Medizinischen Labor Bremen

Auch Tageslichtlampen können helfen. Außerdem wichtig: Rausgehen, sich bewegen und dabei so viel Tageslicht wie möglich mitnehmen. Auch wenn die Sonne wegen langer und dicker Winterkleidung wohl kaum auf Haut trifft und den Vitamin D-Speicher auffüllt, ist es für die Psyche doch hilfreich.

Welche Ernährung hilft gegen Müdigkeit?

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung tut dem Körper bekanntlich sowieso gut – und hilft auch gegen Müdigkeit. Wichtig sind vor allem ausreichend Obst und Gemüse. Nicht nötig sind dagegen Nahrungsergänzungsmittel. "Ich halte die größtenteils für Unfug", meint Labor-Arzt Sputtek. Ausnahme: Für Menschen, die sich vegan und vegetarisch ernähren, könne es sinnvoll sein, sich mit Nahrungsergänzung für das Vitamin B12 auseinanderzusetzen.

Erstmals veröffentlicht am 15. November 2023

Mehr zu Wetter und Gesundheit:

Autor

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. Oktober 2024, 19:30 Uhr