Bremer Handelskammer fordert Arbeitserlaubnis für Ukraine-Flüchtlinge
- 130 Bremer Unternehmen haben Aktivitäten in Russland.
- Geschäft der BLG mit der Ukraine "zusammengebrochen".
- Jedes zweite Unternehmen hat Probleme, Stellen zu besetzen.
Die Bremer Handelskammer hat den Senat aufgefordert, Flüchtlinge aus der Ukraine möglichst schnell in Arbeit und Ausbildung zu bringen. Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger sagte, dafür müsse es ein unbürokratisches Verfahren geben. Er rechnet mit erheblichen Auswirkungen auf die Unternehmen im Land Bremen – die konkreten wirtschaftlichen Folgen seien aber noch unklar.
Etwa 130 Unternehmen sind aktuell in Geschäften mit Russland tätig, 86 mit der Ukraine – mehr oder weniger stark. Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Fonger fürchtet daher den Ausfall ganzer Produktionsstätten, unterbrochene Lieferketten und weiter steigende Preise.
Die größten Auswirkungen werden darin liegen, dass wir sehr stark Öl, Gas, Kohle aus Russland importieren. Und deswegen werden wir auf dieser Seitestarke Auswirkungen erleben.
Matthias Fonger, Handelskammer
Bei den betroffenen Firmen gebe es Besorgnis, jedoch keine Panik. Trotz der wirtschaftlichen Nachteile hält die Bremer Handelskammer aber die Sanktionen gegen Russland für notwendig.
Geschäft mit Ukraine zusammengebrochen
Auch die Bremer Lagerhausgesellschaft kann nach Angaben einer Sprecherin derzeit noch nichts über langfristige Auswirkungen sagen. Das Geschäft mit der Ukraine sei aktuell zusammengebrochen, für den russischen Markt werde Ähnliches erwartet. Allerdings machen die Geschäfte mit beiden Ländern laut BLG lediglich ein Prozent des Gesamtumsatzes aus. Auch der Verein Bremer Spediteure rechnet nach eigenen Angaben mit Folgen für die Branche, Details seien aber noch unklar.
Insgesamt Sorgen um wirtschaftliche Entwicklung
Unternehmen in Bremen und Bremerhaven beklagen insgesamt Geschäftsrisiken durch steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie fehlende Fachkräfte, berichtet die Handelskammer weiter. Mehr als jedes zweite Unternehmen hat inzwischen Probleme, offene Stellen schnell wieder zu besetzen – unabhängig von der Qualifikation.
Klagen über einen Arbeitskräftemangel kommen vor allem aus dem Hotelgewerbe und der Gastronomie. Doch sind davon mittlerweile so ziemlich alle Branchen betroffen, vor allem die Suche nach Auszubildenden ist nach Angaben von Präses Eduard Dubbers-Albrecht problematisch.
Wirtschaft leicht erholt
Insgesamt hat sich die bremische Wirtschaft im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2020 leicht erholt – mit 1,2 Prozent allerdings deutlich schwächer als im Bundesdurchschnitt. Das liegt laut Handelskammer am starken Exportgeschäft Bremens – und das war und ist weiter geprägt durch die Corona-Pandemie, knappe Rohstoffe und Probleme in den Lieferketten – und ebenso durch die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland und den Krieg in der Ukraine.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, 1. März 2022, 16 Uhr