Hafenarbeiter nehmen Arbeit wieder auf – Schiffsstau vergrößert sich

Hafenarbeiter mit Verdi-Fahnen gehen über eine Straße
Der 24-stündige Streik der Hafenarbeiter hatte die deutschen Seehäfen am Donnerstag weitgehend lahmgelegt. Bild: dpa | Axel Heimken
  • Hafenarbeiter nehmen Arbeit wieder auf.
  • Warnstreik dauerte 24 Stunden lang.
  • Arbeit an deutschen Seehäfen stand still.

Nach einem 24-stündigen Warnstreik in Deutschlands großen Seehäfen soll die Abfertigung von Container- und Frachtschiffen wieder aufgenommen werden. Mit Beginn der Frühschicht sollte der Ausstand der Hafenarbeiter nach Angaben der Gewerkschaft Verdi beendet sein.

Am Donnerstagmorgen hatten Beschäftigte in Bremen, Bremerhaven, Brake, Wilhelmshaven, Hamburg und Emden die Arbeit nieder- und die Häfen damit weitgehend lahmgelegt. Es war der zweite Warnstreik innerhalb von drei Wochen. Zuvor gab es bei den Hafenarbeitern viele Jahre keine Arbeitsniederlegungen.

Containerschiffe warten auf Abfertigung

Die Auswirkungen auf die ohnehin schon stark gestörte Abfertigung der Container- und Frachtschiffe waren aus Sicht der Gewerkschaft erheblich. Nach Angaben der Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth standen Kräne und Anlagen überall still – und vergrößerten die Verspätungen in den Häfen nochmals deutlich.

Dabei stehen in der Nordsee wegen der Corona-Pandemie inzwischen schon mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft mitteilte. Allein in der Deutschen Bucht warten nach jüngsten Daten 15 Containerschiffe auf ihre Abfertigung in Hamburg oder Bremerhaven.

Verhandlungen stocken beim Inflationsausgleich

Entsprechend gereizt reagierte die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd. "Jeder Tag, den ein Schiff steht, kostet uns natürlich Geld, verärgert Kunden, Konsumenten, Seeleute und auch unser Landpersonal", sagte ein Sprecher. Die Streiks trügen zur extrem angespannten Situation bei und schadeten der Reputation des Hamburger Hafens.

Bei der Tarifauseinandersetzung für die rund 12.000 Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Betrieben in Bremen, Hamburg, und Niedersachsen geht es im Kern um den Inflationsausgleich. Bei den klassischen Entgeltverhandlungen liegen Verdi und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) nicht mehr so weit auseinander.

Verdi fordert bei einer Tariflaufzeit von zwölf Monaten eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1,20 Euro sowie in Vollcontainerbetrieben eine Erhöhung der jährlichen Zulage um 1.200 Euro. Der ZDS akzeptiert in seinem nach eigenen Angaben "finalen" Angebot bei einer Tariflaufzeit von 18 Monaten eine Anhebung der Stundenlöhne um 1,20 Euro - im Autoumschlag um 90 Cent - und ist auch mit der Anhebung der Zulage um 1.200 Euro einverstanden.

Verdi reicht Einmalzahlung nicht aus

Als Inflationsausgleich bietet der ZDS in Vollcontainer-Betrieben eine Einmalzahlung von 1.000 Euro und in konventionellen Betrieben von 500 Euro an - was der Gewerkschaft Verdi zu wenig ist. "Wir brauchen einen kräftigen Schluck aus der Pulle. (...) Wir müssen das Inflationsmonster stoppen", sagte Schwiegershausen-Güth. Im Mai lag die Inflation in Deutschland bei 7,9 Prozent.

In Hamburg hatten sich nach Gewerkschaftsangaben mehr als 4.000 Hafenarbeiter versammelt, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, die Polizei sprach von rund 3.500. Wie verhärtet die Fronten sind, wurde auch dadurch deutlich, dass bei der Demonstration Rauchtöpfe und Böller zum Einsatz kamen - und zwar so stark, dass die Polizei mit einem Abbruch der Veranstaltung drohte. Zuvor war nach der erfolglosen vierten Verhandlungsrunde das Bürogebäude der BLG Logistics Group AG & Co KG in Bremen beschädigt worden.

Bremerhavener Hafenarbeiter legen im Tarifstreit wieder Arbeit nieder

Bild: Radio Bremen

Dieses Thema im Programm: butenunbinnen, 23. Juni 2022, 19:30 Uhr