Meinungsmelder
Bitte bunter: Was Meinungsmelder über Bremerhavens Innenstadt denken
Guter Mix und gute Lage, aber auch viele Defizite: Das Urteil ist gemischt. Im Weggang von Karstadt und Saturn sehen die Radio Bremen Meinungsmelder Risiken wie Chancen.

Die Kombination aus Einzelhandel, Gastronomie und Kultur, außerdem die Lage der City: Das sind für die meisten befragten Bremerhavenerinnen und Bremerhavener die Vorzüge ihrer Innenstadt.
Eine Top-Note bekommt die Stadtmitte aber trotzdem nicht: 2,8 von 5 möglichen Sternen vergaben die Befragten. Das heißt: Es geht noch besser. Die Meinungsmelder hätten dazu auch Ideen. Sie heben hervor, wie wichtig es ihnen ist, dass "die Leute zum Flanieren kommen. Auch am Sonntag", wie ein 51-jähriger Bremerhavener meint. Dafür wünschen sich viele Teilnehmer der Befragung – auch wenn sie die vorhandenen Möglichkeiten schätzen – mehr Raum für Restaurants, Cafés und Bars (59 Prozent) und für Kunst und Kultur (56 Prozent).
Bremerhaven könnte besseres Design im Straßenbild vertragen. Mehr Farbe. Mehr Kunst. Mehr Musik.
62-jährige Meinungsmelderin aus Niedersachen
Shoppen alleine reicht nicht
Dass es nicht der Einzelhandel allein ist, der die Bremerhavener Innenstadt attraktiv macht, wird in den Antworten und Kommentaren der Meinungsmelder schnell deutlich. Es geht um mehr: "Nette Cafés, Theater und Kino, Ärzte, alles in der Nähe" möchte ein 62-jähriger Bremerhavener. "Ich besuchte vor Corona-Zeiten oft das Theater, die Kunsthalle, den Kunstverein. Die Einkaufsmöglichkeiten sind da nur eine zusätzliche Option", erklärt eine 64 Jahre alte Bremerhavenerin.
Trotzdem: Die Angebote des Einzelhandels sind weiterhin einer der zentralen Gründe, warum sich die Meinungsmelder in Bremerhavens Innenstadt aufhalten. Für sie tragen gerade die "kleinen Einzelhandelsgeschäfte mit individuellen Angeboten und Waren, die nicht in jeder Stadt zu finden sind" (eine Bremerhavenerin, 48) und die Tatsache, dass alles an einem Ort ist, entscheidend zur Attraktivität der Innenstadt bei.

Andere vermissen in Bremerhaven allerdings genau diese Dinge oder wünschen sich einen Ausbau des Angebots. So schreibt ein niedersächsischer Meinungsmelder (57): "Mir fehlt außerhalb der vorhandenen Möglichkeiten ein kleines Viertel mit Altstadtcharakter, in dem kleine, ausgefallene, kreative Läden sind." Andere vermissen "günstige und breit aufgestellte Läden" oder auch spezielle Angebote wir Möbel- und Sportgeschäfte, Haushaltswaren- und Einrichtungsläden oder auch Buchhandlungen. Als Stadtplanerinnen und Stadtplaner würden die Radio Bremen-Meinungsmelder dem Einzelhandel mehr Platz einräumen – und zwar dann, wenn dieser bestimmten Erwartungen gerecht wird.
Schließung kleinerer Läden wiegt schlimmer

Viele Befragte stört es, wenn das Aus von Geschäften dazu führt, dass sie etwas nicht mehr bekommen (64 Prozent) oder der eigene Lieblingsladen betroffen ist (59 Prozent). Die Aufgabe kleiner Geschäfte wiegt für die Befragten schwerer (44 Prozent) als die von Filialen großer Handelsketten (25 Prozent). Eine prominente Ausnahme sind Karstadt und Saturn, die ihre Filialen in der Innenstadt aufgeben wollen. Für den einen oder die andere sind sie "unersetzlich".
Ich befürchte, dass Leerstände weitere nach sich ziehen. Dies ist schon viele Jahre in Delmenhorst seit der dortigen Karstadt-Schließung zu erleben.
Bremerin (64) über die Bremerhavener Innenstadt
Die Befragten machen sich generell Sorgen, dass Bremerhaven dadurch verliert und zur Geisterstadt wird: "Billigketten gibt es überall. Aber was nach der Schließung von Karstadt und Saturn wird: Da könnte es schlimm werden, wenn nicht schnell etwas unternommen wird", fürchtet ein 68-jähriger Bremerhavener. Andere denken schon über neue, ungewöhnliche Nutzungskonzepte nach.
Vielleicht könnte man aus Karstadt eine Markthalle machen für Kleinstanbieter, die eine zentrale Kasse nutzen könnten und sich so ganz auf die Beratung der Kunden konzentrieren könnten, ohne sich Gedanken über eine Verkaufskraft oder ähnliches machen zu müssen.
39 Jahre alter Meinungsmelder aus Niedersachsen
Seite teilen
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 15. Juli 2020, 19.30 Uhr