Lehrer fordern schärfere Corona-Maßnahmen an Schulen im Land Bremen
Abstand halten – in der Corona-Pandemie das Gebot der Stunde. In Schulen jedoch kaum möglich, kritisiert die Gewerkschaft GEW und rief zum Protest in Bremen und Bremerhaven auf.

Einige dutzend Lehrerinnen und Lehrer waren bei den dezentralen Demonstrationen an Schulen dabei. Sie wollten darauf aufmerksam machen, dass die AHA-Regeln dort nur schwer einzuhalten sind. Auch Schülerinnen und Schüler beteiligten sich an Aktionen in Pausen oder nach Schulschluss. Sie stimmten den Forderungen ihrer Lehrkräfte zu. Dazu gehören zentral auch halbierte Klassen, um in Schulen besser Abstand halten zu können. Derzeit sei das unmöglich, sagt Peer Jaschinski. "Die Räume sind viel zu klein, da sitzen teilweise Lerngruppen von 22 bis 24 Schülerinnen und Schülern zusammen", so der Lehrer aus Bremerhaven. "In der Berufsschulen teilweise sogar 30. Die Kolleginnen und Kollegen fühlen sich dabei auch einfach nicht mehr wohl." Präsenzunterricht sei zwar sehr wichtig – ohne Abstand aber auch sehr gefährlich.
Schüler irritiert über unterschiedliche Regeln

Auch für viele Schüler ist es eine angespannte Situation. Sorgen sind groß, sich in der Schule zu infizieren und dann zuhause Eltern oder Großeltern anzustecken. Das sagt Lennox Püchel, der Schulsprecher am Lloyd Gymnasium ist und sich im Vorstand des Sadtschülerrings engagiert. Er findet, dass die Corona-Regeln im Alltag und in der Schule gerade sehr gegensätzlich sind: "Der Widerspruch besteht darin, dass man sich innerhalb der Schule mit über 150 Hausständen treffen muss – und außerhalb der Schule nur mit weniger als zwei Hausständen zusammenkommen darf." Das irritiere viele Schüler, denn sie seien mit zwei Realitäten konfrontiert: innerhalb und außerhalb der Schule. Das werde als merkwürdig empfunden, weil das Virus sich letztendlich überall gleich verteile. "Deshalb sollten dieselben Maßstäbe, die außerhalb der Schule angelegt werden, auch innerhalb der Schule angewendet werden", so Püchel.
Bildungssenatorin widerspricht Forderungen
In Bremerhaven haben sich insgesamt rund 70 Personen an sechs Standorten beteiligt, auch in Bremen haben an mehreren Schulen Aktionen stattgefunden. Die Bremer Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) erteilte halbierten Klassen gegenüber buten un binnen hingegen eine Absage. Ein pauschaler Halbgruppen-Unterricht sei bei so unterschiedlichen Infektionszahlen zwischen den Schulstufen und einzelnen Schulen aus ihrer Sicht nicht der richtige Weg. "Es gehen Bildungszeit und soziale Teilhabe verloren", so Bogedan.
Jugendherbergen bieten Hilfe an
Abhilfe könnte von Jugendherbergen im Nordwesten kommen. Sie boten Schulen und Behörden heute Räume als alternative Unterkünfte an. Diese könnten als zusätzliche Klassenräume, Impfzentren oder Quarantäne-Stationen genutzt werden, teilte der 25 Häuser zählende Landesverband Unterweser-Ems mit Sitz in Bremen mit. Auch Unterkünfte für Geflüchtete oder für obdachlose Menschen seien möglich. Die Häuser verfügten über die passende Ausstattung und Fachpersonal für die Verpflegung, sagte Geschäftsführer Thorsten Richter. Ebenso wie umfangreiche und praxiserprobte Hygienekonzepte. "Wir sind offen für alle Vorschläge und bringen gerne unsere Erfahrungswerte ein."
Rückblick: Bremerhavener Behörden schicken 800 Schüler in Quarantäne
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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Bremen Vier Läuft, 19. November 2020, 11:45 Uhr