Reichspogromnacht: So gedenken Bremen und Bremerhaven der Opfer

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zündeten Nazis die Bremer Synagoge an und ermordeten fünf Menschen. An diesen Orten wird an die Opfer der Pogromnacht erinnert.

Mehr als 1.400 Synagogen und jüdische Bethäuser wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in Brand gesetzt, etwa 30.000 Menschen wurden in Konzentrationslager verschleppt, 400 ermordet. Auch in Bremen wurde die Synagoge in der Kolpingstraße und mehr als 30 jüdische Geschäfte zerstört, Bremerinnen und Bremer drangsaliert, deportiert und ermordet. Um die Erinnerung an die Opfer der November-Pogrome wachzuhalten, finden jedes Jahr am 9. November mehrere Gedenkveranstaltungen im Land Bremen statt. Wir geben einen Überblick.

1 Gedenkstunde im Schnoor-Viertel

Am Mahnmal vor dem Landherrnamt in der Dechanatstraße erinnern die Mitglieder der Bremischen Bürgerschaft an die Bremer Opfer der Novemberprogrome. Fünf Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens wurden in der Nacht von den 9. auf den 10. November 1938 ermordet.

Für die Gedenkfeier hat die Bürgerschaft in diesem Jahr die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und Vizepräsidentin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Anna Staroselski, eingeladen. Mitgestaltet wird die Veranstaltung von Schülerinnen und Schülern der St.-Johannis-Schule und vom Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Bremen, Netanel Teitelbaum.

Erstmals ist in diesem Jahr auch die Oberschule am Leibnizplatz beteiligt. In einer Projektarbeit haben sich die Schülerinnen und Schüler mit den Themen Antisemitismus, Ausgrenzung und Verfolgung befasst. Ab 8.30 Uhr werden sie die Ergebnisse an einer über 150 Meter langen Kette vom Schulhof über den Leibnizplatz präsentieren. Die Gedenkveranstaltung im Schnoor-Viertel beginnt um 11 Uhr.

2 Nacht der Jugend im Bremer Rathaus

Unter dem Motto "Stay together" findet am 9. November die Nacht der Jugend statt. Jedes Jahr kommen junge Menschen anlässlich des Gedenkens an die Opfer der Reichspogromnacht im Rathaus zusammen. Diesmal findet die Veranstaltung wieder in Präsenz statt. Geplant sind musikalische und künstlerische, aber auch politische Beiträge, die ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und jegliche Menschenfeindlichkeit setzen. Beginn ist ab 18 Uhr im Bremer Rathaus.

3 Stadtteilrundgang durch Bremen-Walle

Rund 200 jüdische Menschen lebten vor 1933 in Walle. In dem Bremer Stadtteil gab es zudem zahlreiche von Juden geführte Geschäfte. Im Nationalsozialismus wurden diese Geschäfte boykottiert und viele davon in der Reichspogromnacht zerstört. Wer von den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern nicht auswandern oder fliehen konnte, wurde deportiert und ermordet. Der Stadtteilrundgang erinnert an die jüdischen Nachbarn in Walle. Er beginnt um 17 Uhr und dauert etwa zwei Stunden. Treffpunkt ist an der Vegesacker Straße, Ecke Bremerhavener Straße. Der Rundgang kostet sechs Euro, ermäßigt vier Euro.

4 Gedenkveranstaltung in Bremerhaven

In Bremerhaven wird der jüdischen Opfern der Reichspogromnacht am Synagogengedenkstein in der Ludwigstraße gedacht. Die Veranstaltung findet gemeinsam mit beiden Bremerhavener Jüdischen Gemeinden statt. Schülerinnen und Schüler des Kreisgymnasiums Wesermünde haben ein musikalisch-literarisches Programm vorbereitet. Im Anschluss wird das Kaddisch, das traditionelle Totengebet, gesprochen. Die Gedenkveranstaltung endet mit einer Kranzniederlegung. Beginn ist um 15 Uhr.

5 Erinnerung an die Pogromnacht in Bremen-Aumund

Die Kirchengemeinde Alt-Aumund gedenkt gemeinsam mit der Friedensschule Bremen-Nord und dem Ortsbeirat Vegesack der Opfer der Pogrome. In Aumund wurde die Synagoge am Tag nach der Reichspogromnacht zerstört. Die Gedenkveranstaltung am Jacob-Wolff-Platz beginnt ab 17 Uhr. Im Anschluss findet eine musikalische Lesung in der Kirche in Alt-Aumund statt.