Fragen & Antworten

Was kommt nach der Gasheizung? Diese Möglichkeiten gibt es in Bremen

Eine Frau stellt eine Heizung ein.
Alte Heizungen werden nach und nach mit neuer Technik ersetzt werden. Bild: Imago | Westend61

Die Ampel im Bund möchte den Einbau von Gas- und Ölheizungen verbieten, vielleicht schon zum nächsten Jahr. Doch welche Alternativen haben Bremer, die eine Heizung brauchen?

Die große Zeit der Gas- und Ölheizungen in Deutschland ist offenbar vorüber. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) wollen den Einbau neuer Öl- und Gasheizungen am liebsten schon zum kommenden Januar verbieten. Zwar ist fraglich, ob sie sich mit ihrem Gesetzesentwurf durchsetzen werden. Dennoch rät etwa die Verbraucherzentrale Bremen Haubesitzern schon jetzt davon ab, mit einer neuen Gas- oder Ölheizung zu planen. Unterdessen treibt die Swb den Ausbau des Fernwärmenetzes in Bremen und Bremerhaven voran.

Was rät die Verbraucherzentrale Bremer Hauseigentümern, die sich in naher Zukunft eine neue Heizung anschaffen wollen oder müssen?

"Wir raten vor allem von Schnellschüssen ab", sagt Inse Ewen von der Verbraucherzentrale Bremen. Wer akute Probleme mit einer defekten Gas- oder Ölheizung habe, der soll diese Heizung, sofern möglich, zunächst reparieren lassen – und dann in Ruhe überlegen, was für eine Heizung er langfristig gern hätte. Dazu sei es erforderlich, das betreffende Haus individuell zu betrachten. Die Verbraucherzentrale lädt daher zu entsprechenden Beratungsgesprächen ein.

Grundsätzlich falsch findet Ewen, dass derzeit viele Bremerinnen und Bremer versuchen, schnell noch eine neue Öl- oder Gasheizung zu bekommen, ehe der Einbau verboten wird. "Wir wissen nicht, wie sich die Gas- und die Ölpreise entwickeln werden", sagt sie dazu. Auch schiebe, wer heute noch eine Gas- oder Ölheizung für 10.000 bis 12.000 Euro neu einbaue, das Problem lediglich nach hinten. Denn egal, wie das konkrete neue Gesetz der Ampel letztlich aussehen werde, sei klar, dass jeder in absehbarer Zeit eine energetisch optimierte Heizung brauchen werde, um seiner Verantwortung für das Klima und die Umwelt gerecht zu werden.

Die Haushalte müssen den Spagat zwischen Geldbeutel und Klimaschutz bewältigen.

Inse Ewen von der Verbraucherzentrale zu Gast im Studio von buten un binnen.
Inse Ewen, Verbraucherzentrale Bremen

Als besonders umweltfreundliche Lösung gelten Wärmepumpen. Sie nutzen, je nach Anlage, die Wärme der Umgebungsluft, des Grundwassers oder des Erdinnern zum Heizen. Was spricht für, was gegen eine Wärmepumpe?

Der Einsatz von Wärmepumpen biete sich vor allem in gut isolierten Häusern mit überschaubarem Wärmebedarf an, sagt Ewen. "Für Altbauten, die nicht energetisch saniert worden sind, eignen sich Wärmepumpen eher nicht", sagt die Verbraucherschützerin. Denn die Pumpen benötigten Strom. Und je schwerer sie arbeiten müssten, desto mehr Strom verbrauchten sie – und desto höher steige die Stromrechnung an.

Christian Dürr, Bundesfraktionsvorsitzender der FDP, hat am Sonnabend bei "Anne Will" sogar die Befürchtung geäußert, dass ein allzu starker Wärmepumpen-Ausbau in Deutschland zu einer Überlastung des Stromnetzes führen könne. Unabhängig von der Frage, ob diese Sorge berechtigt ist, ist die Nachfrage nach Wärmepumpen derzeit so groß, dass man mit erheblichen Lieferengpässen rechnen muss. Das bestätigt auch Verbraucherschützerin Inse Ewen.

Allerdings könnten die Anschaffungskosten für eine Wärmepumpe samt Installation und Erschließung unter Umständen 30.000 Euro überschreiten. Glücklicherweise gebe es jedoch Förderungen in Form von Bargeld-Zuschüssen für Wärmepumpen von bis zu 40 Prozent der Kosten.

Eine Frau hält Holzpellets in den Händen.
Pellets wie diese können Gas als Heizmittel ersetzen. Bild: dpa | Andrea Warnecke

In Fachforen ist oft davon die Rede, dass Pelletheizungen Öl- und Gasheizungen gut ersetzen könnten. Wie sieht das die Verbraucherzentrale Bremen?

"Eine Pelletheizung ist oft dann die erste Wahl, wenn sie die Ölheizung samt Tanks ersetzt", so Ewen. Dies geschehe insbesondere in Altbauten häufig. Auch deshalb, weil der Einbau von Wärmepumpen dort mitunter ziemlich kompliziert sei. Allerdings seien Pelletheizungen in den vergangenen Jahren sprunghaft teurer geworden. Sie kosteten derzeit zwischen rund 30.000 und 40.000 Euro. Auch werde der Einbau einer Pelletheizung derzeit nicht besonders stark gefördert: "Die Zuschüsse liegen bei maximal 20 Prozent", sagt Ewen. Davon unberührt gebe es auch bei Pelletheizungen derzeit Lieferengpässe, so dass man mit mehrmonatigen Wartezeiten rechnen müsse.

Fernwärmeleitungen
Die Swb möchte die Fernwärmenetze im Land Bremen in den kommenden 20 Jahren ausbauen. Bild: Radio Bremen

Der Bremer Energieversorger Swb möchte das Fernwärmenetz in Bremen und in Bremerhaven ausbauen. Was ist eigentlich Fernwärme, und für wen bietet sich Fernwärme als Alternative zur Gas- oder Ölheizung an?

Unter Fernwärme versteht man die Abwärme, die aus Kraftwerken oder auch Müllverbrennungsanlagen in Form von heißem Wasser an Gebäude weitergeleitet wird. Für die Anbieter rechnet sich der Bau von Fernwärme-Leitungen dort, wo viele Nutzer an dasselbe Fernwärmenetz angeschlossen werden können. Daher gibt es Fernwärme vor allem in Ballungszentren.

In Bremen und Bremerhaven ist die Swb nach eigenen Angaben der einzige Anbieter von Fernwärme. Das Unternehmen investiert einen dreistelligen Millionenbetrag, um die Fernwärmenetze des Zwei-Städte-Staats in den nächsten 20 Jahren auszubauen. Über den aktuellen Stand der Dinge und die Ausbaupläne der Swb für die kommenden Jahre informiert die Swb auf dieser Website.

Zwar gilt Fernwärme als umweltfreundlich. Dennoch verweist die Verbraucherzentrale auch auf Nachteile. So seien Fernwärmeunternehmen – wie die Swb – lokale Monopolisten. Es sei möglicherweise unzufriedenen Kunden daher nicht möglich, kurzfristig den Anbieter zu wechseln. Auch schwankten die Preise für Fernwärme von Netz zu Netz. Tatsächlich zahlen Kundinnen und Kunden in Bremerhaven bei der Swb derzeit mehr für Fernwärme als solche in der Stadt Bremen. So liegt der reine Verbrauchspreis (ohne den Anschluss- oder Grundpreis) in Bremen derzeit bei 11,52 Cent pro Kilowattstunde (kWh) und in Bremerhaven bei 12,13 Cent pro kWh.

Fernwärme-Baustelle in Bremen führt zu Existenzängsten bei Händlern

Bild: Radio Bremen
  • Mögliches Gas- und Öl-Heizungsverbot sorgt für Streit in der Koalition

    Mögliches Gas- und Öl-Heizungsverbot sorgt für Streit in der Ampelkoalition. Die FDP will die Pläne verhindern, da sie befürchtet, das Verbot werde die Bau- und Mietpreise steigen lassen.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 16. März 2023, 19.30 Uhr