Antisemitismus bei Fridays for Future Bremen? Das sind die Vorwürfe

Hat Fridays for Future Bremen mit antisemitischer Gruppe kooperiert?

Bild: Radio Bremen
  • Grüne, FDP und Bremer Juden kritisieren Fridays for Future .
  • Bremer Organisationsteam soll mit antisemitischer Gruppe kooperiert haben.
  • Klimaaktivisten sehen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt.

Für den Politikstudenten Daniel Uschpol steht seit der jüngsten Bremer Fridays for Future-Demo fest: Die Klima-Kundgebung ist kein sicherer Ort mehr für jüdische Menschen. Uschpol ist Jude und hegt eigentlich große Sympathien für die Forderung nach mehr Klimaschutz. Bei der Bremer Klimademo im September allerdings habe Fridays for Future Antisemiten ein Forum geboten, sagt er.

Die Gruppe "Palästina spricht" war vom Bremer Organisationsteam offiziell zu der Kundgebung eingeladen worden. Unter anderem, um dort Redebeiträge zu liefern. Veranstaltungen, die "Palästina spricht" in der Vergangenheit organisiert habe, seien allerdings geprägt gewesen von aggressiver Judenfeindlichkeit, erklärt Uschpol. "Es gab Sprüche wie Drecksjude oder Scheißjude", berichtet er.

"Palästina spricht Bremen" will sich nicht äußern

Diese Haltung der Gruppierung bestätigt auch Nikolas Lelle von der Heidelberger Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich gegen Rassismus und Antisemitismus engagiert. "'Palästina spricht‘ ist Teil einer größeren Szene im linken politischen Spektrum, die anti-israelischen Antisemitismus verbreitet", sagt der Soziologe. Die Gruppe sei zu einer Art Sprachrohr der BDS-Bewegung in Deutschland geworden, die Israel boykottieren und letztendlich von der Landkarte tilgen wolle.

"Palästina spricht Bremen" lässt eine Anfrage von buten un binnen zu der Kritik unbeantwortet. In einem gemeinsamen Online-Post mit der Fridays for Future-Ortsgruppe weist "Palästina Spricht" die Vorwürfe aber zurück. "Palästina Spricht" sei keine antisemitische Gruppe und Fridays for Future Bremen kooperiere dementsprechend auch nicht mit "Antisemit*innen". Palästina Spricht und Fridays for Future Bremen positionierten sich selbstverständlich gegen Antisemitismus, heißt es dort. Jede Form von Diskriminierung sei mit ihnen unvereinbar. Vereinzelte Geschehnisse am Rand von Demonstrationen hätten mit den "Organisator*innen" nicht zu tun.

Gerade diejenigen Menschen, die täglich um ihre Menschenwürde kämpfen müssten, seien oft auch diejenigen, die besonders von der Klimakrise betroffen seien. Die in Sozialen Medien geäußerte Kritik an der Demo-Teilnahme von "Palästina spricht“ sei in großen Teilen niveaulos und beleidigend, weshalb Fridays for Future Bremen auch kein Interesse habe, darauf einzugehen.

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Unverständnis bei Bremer Grünen und FDP

Aus der Bremer Politik erntet die Fridays for Future-Ortsgruppe für ihre Haltung deutliche Kritik. "Wir brauchen dringend eine starke Klimabewegung, aber das geht nur ohne antisemitische Allianzen und Positionen", sagt die Bremer Grünen-Abgeordnete Kai Wargalla. Sowohl die Einladung der antisemitischen Gruppierung als auch die anschließende Rechtfertigung von Fridays for Future sei schlicht nicht in Ordnung.

"Dass auf Klimademonstrationen zunehmend auch Israel-Hassern ein Forum geboten wird, zeigt die zunehmende Radikalisierung dieser Bewegung", attestiert der FDP-Landesvorsitzende Thore Schäck. Er erwarte von allen politischen Kräften im Land, dass sie hinter Israel und den jüdischen Menschen in Deutschland stehen.

4.000 Menschen in Bremen fordern mehr Klimaschutz

Bild: Radio Bremen

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Autor

  • Manz Sebastian
    Sebastian Manz Autor

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 11. November 2022, 19:30 Uhr