So haben sich die politischen Lager in den Stadtteilen verändert
Noch ist offen, welche Koalition das Land Bremen künftig regieren wird. So historisch die Wahl ist, so bemerkenswert die Ergebnisse in einigen Stadtteilen. Das sind die Besonderheiten.

Die SPD im kleinsten Bundesland ist nach der Wahl erstmals nicht stärkste politische Kraft, die CDU liegt vorn. Doch wie sieht es in den Stadtteilen aus? Welche Hochburgen hat die SPD verloren? Oder konnte sie welche behaupten? Wie hat sich die Wahlbeteiligung in den Stadtteilen entwickelt, die auf Landesebene mit 64 Prozent so hoch war wie lange nicht? Das sind einige Besonderheiten der Bürgerschaftswahl 2019 in Bremen.
1 Gröpelingen bleibt Schlusslicht - legt bei der Wahlbeteiligung aber deutlich zu
Vergleichsweise wenig Menschen sind in Gröpelingen in der Vergangenheit zur Wahl gegangen. Doch diesmal war es anders. Knapp die Hälfte der Wahlberechtigten gab bei der Bürgerschaftswahl ihre Stimme ab. Vor vier Jahren waren es 37 Prozent, also fast 13 Prozentpunkte weniger. Allerdings bleibt Gröpelingen im Vergleich der Stadtteile weiterhin Schlusslicht. Zudem gibt es dort besonders viele Menschen, die nicht wahlberechtigt sind, weil sie keinen deutschen Pass haben.
In allen Stadtteilen Bremens hat die Wahlbeteiligung zugenommen. Die Zunahme lag meistens zwischen elf und 17 Prozentpunkten.
2 Wahlbeteiligung in zwei Stadtteilen besonders stark gestiegen
In der Neustadt und in Mitte gingen 72 Prozent der Wahlberechtigten zur Wahl. Das sind 17 Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren. Dort stieg die Anzahl derer, die gewählt haben, damit am stärksten. Die Neustadt und Mitte liegen im Ranking der Wahlbeteiligung aber nicht an der Spitze. In Blockland gaben 87 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, in Borgfeld 85 Prozent. Und in Schwachhausen gingen 82 Prozent der Wahlberechtigten zur Wahl. Dabei sollte man nicht vergessen, dass Blockland und Borgfeld Ortsteile ohne Stadtteilebene sind, zum Teil spärlich bewohnt. In Blockland gab es beispielsweise gerade 350 Wahlberechtigte. *
3 Drei Stadtteile führen bei Wahlbeteiligung in Bremerhaven deutlich
In Bremerhaven machten sich in den Stadtteilen Schiffdorferdamm und Surheide die meisten Wahlberechtigten auf den Weg zur Urne. Hier lag die Wahlbeteiligung bei 66 Prozent. Dicht gefolgt von Weddewarden mit einer Wahlbeteiligung von 65 Prozent. Positiv: Die Wahlbeteiligung war in diesem Jahr nicht nur in diesen Stadtteilen größer als vor vier Jahren: Im Vergleich zu 2015 stieg sie in ganz Bremerhaven um zwölf Prozentpunkte auf 52,55 Prozent.
Genau wie in Gröpelingen lag auch im Bremerhavener Stadtteil Leherheide die Wahlbeteiligung bei nur 49 Prozent. Damit ist Leherheide Schlusslicht hinter Lehe (50 Prozent) und Geestemünde (51 Prozent). Aber immerhin stieg die Wahlbeteiligung in Leherheide um ganze elf Prozentpunkte.
4 SPD verliert sechs Bremer Stadtteile – zwei in Bremerhaven
In sechs Bremer Stadtteilen gab es einen Mehrheitswechsel: Burglesum, Hemelingen, Horn-Lehe, Neustadt, Obervieland und Vegesack. Bei der Bürgerschaftswahl 2015 war in allen die SPD stärkste Kraft. Bei dieser Wahl liegt die CDU vorne. In der Neustadt übernahmen die Grünen die Spitze.
Die SPD büßte Stimmen in allen Stadtteilen ein, die stärksten Verluste erlitt sie in Seehausen (-11,5 Prozentpunkte) und der Vahr (-10,4). Besonders stark war der politische Richtungswechsel auch in Burglesum. Dort bekam die SPD vor vier Jahren noch 34,5 Prozent der Stimmen, die CDU dagegen nur 24,7 Prozent. Bei der aktuellen Wahl legt die CDU stark zu auf 30,5 Prozent, die SPD fiel auf 26,5 Prozent der Stimmen zurück - nahezu eine Umkehr der Verhältnisse.
- SPD
- CDU
- Die Grünen
- Die Linke
- FDP
- AfD
- BiW
- Keine Daten
Quelle: Statistisches Landesamt Bremen
In Bremerhaven verlor die SPD zwei Stadtteile an die CDU: Schiffdorferdamm und Geestemünde. In beiden Stadtteilen war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Ende lag die CDU in Schiffdorferdamm mit 24,92 Prozent nur 0,3 Prozentpunkte vor der SPD. In Geestemünde erreichte die CDU 24,74 Prozent, die SPD landete mit 24,45 Prozent dicht dahinter. Insgesamt liegt die CDU damit in drei Stadtteilen vorne. In Weddewarden war die CDU auch 2015 schon erfolgreich.
5 Große Verluste für die BiW in ihrer Hochburg Blumenthal
In Bremen haben die Bürger in Wut in keinem Stadtteil die Fünf-Prozent-Hürde genommen. Besonders in Blumenthal haben sie im Vergleich zum Jahr 2015 sogar massiv Stimmen verloren (von 12 auf 3,4 Prozent). Gleichzeitig haben sie in Blumenthal weiterhin ihr bestes Bremer Ergebnis erreicht, gefolgt von der Vahr und Huchting (3,1 Prozent jeweils). In Blumenthal erzielte auch die AfD ihren höchsten Wert (11,9 Prozent).
6 Partei aus dem rechten Lager erhält in Weddewarden fast so viele Stimmen wie SPD
Im Bremerhavener Stadtteil Weddewarden haben fast genauso viele Wähler für die Bürger in Wut gestimmt wie für die SPD: Die BiW erreichten 16,6 Prozent, die SPD 18,2 Prozent. Damit fährt die SPD hier ihr schlechtestes Ergebnis in Bremerhaven ein.
* Wir hatten zunächst geschrieben, dass die Wahlbeteiligung in Findorff am stärksten gestiegen sei. Es gab aber einen Fehler bei der Auszählung. Die Zahlen wurden vom Landeswahlamt inzwischen korrigiert.
Mit einem Klick zu jedem Stadtteil im Land
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Tag, 5. Juni 2019, 23:30 Uhr