Der Reiz des Alten: Warum diese Bremer Familie keine neuen Möbel kauft
Diese Bremer Wohnung besteht nur aus alten Möbeln
In der Wohnung der Familie Melching gibt es nicht ein Stück, dass neu gekauft wurde. Die Inneneinrichtung stammt aus Nachlässen, von Flohmärkten oder ist selbstgemacht.
Eine Bank, ursprünglich aus der Requisite vom Theater Bremen, daneben Stühle aus den 30er-Jahren und ein rollendes Exemplar aus einer alten Zahnarztpraxis. So wohnt Karen Melching mit ihrem Mann und drei Söhnen in der Altbauwohnung. Alle, aber wirklich alle Möbel haben eine Vergangenheit, jedes Teil seine Geschichte. Es sei ein bisschen bunt gemischt, aber wunderschön so als Einheit hier bei ihnen, sagt Karin Melching. Eben alles Unikate – und die Geschichten dazu sind nicht reproduzierbar und einfach total einmalig.
Es hat nicht immer Style, die neusten Sachen zu haben

Im Wohnzimmer lümmeln sich Luis, sein Bruder Tonio und dessen Freund auf alten, zum Teil aufgearbeiteten Sofas. Ein neues Sofa aus dem Möbelhaus haben sie nie kennengelernt und können sich das auch gar nicht vorstellen. "Alles, was ich je in meinem Leben gekauft habe, neu, das fand ich nach mindestens drei Monaten total hässlich", erklärt Karin Melching. "Es hat einfach keinen Bestand gehabt für mich." Anders ist es mit den Teilen, die sie gefunden oder selbstgemacht haben.
Karen Melching und ihr Mann sind Restauratoren. Den Küchentisch haben sie selbst gebaut. Das Holz stammt vom Kirschbaum aus dem Garten. Früher habe sie die Kirschen gegessen, lacht Melching, nun hat der Baum ein zweites Leben als Küchentisch bekommen. Und auch sonst fühlt man sich in der Küche in vergangene Zeiten versetzt. Jedes Teil stammt aus einer anderem Land, aus einer anderen Zeit.
Nachhaltiges Handeln liegt in der Familie
Der Vater von Karin Melching baut Möbel, so wie das Hochbett, das in der Wohnung der Familie steht. Carola Melching, die Mutter von Karen, ist für alles Stoffliche zuständig, näht was gebraucht wird. "Gerade solche Sachen kann man neu kaufen. Aber da ist doch mehr Herzblut drin, wenn man es selbst gemacht hat." Von Möbelstücken bis zu Textilien und sogar Spielen, wie dem Schachbrett, das im Wohnzimmer steht: Vieles wird im Hause Melching selbstgemacht.
Dieser Einrichtungs-Stil schont nicht nur die Umwelt, sondern auch das Portemonnaie. Dazu kommt eine Portion Liebe für Dinge, die schon ein paar Schrammen haben.
In jedem Stück steckt eine Erinnerung

Manche dieser Dinge würden ihr gerade zu vor die Füße fallen und sie könne einfach schlecht dran vorbeigehen, sagt Karen Melching. "Das fängt bei so Verpackungen an, für Sicherheitsnadeln, aber es sind nicht nur die alten Sachen, auch so Bordüren, die es nur in kleinen speziellen Lädchen in Frankreich gibt, da kann ich mich auch nicht von trennen," sagt sie.
Amsterdam, Dresden, London – alles Stationen, in denen Karen Melching schon mal Halt gemacht hat. Von überall hat sie etwas mitgebracht. Und alles, was sie umgibt, weckt Erinnerungen. "Ich sehe etwas und denke an eine Situation. An einen bestimmten Urlaub, an das tolle Gefühl, etwas Schönes gefunden zu haben in Gesellschaft. Da sind immer andere Menschen beteiligt, die dabei waren," erklärt Melching. "Dese Geschichten, die dahinterstecken, das ist das Besondere."
Dieses Thema im Programm: buten un binnen vom 25. März 2022, 19:30 Uhr