Interview

"Kinder ertrinken still": DLRG warnt vor dem Baden in der Weser

Der Badestrand am Café Sand ist laut DLRG besonders gefährlich. Warum die Stelle trotzdem nicht überwacht wird, erklärt der Bremer Chef der Rettungsschwimmer.

Hinweisschild am Strand des Café Sand
Wer Baden geht, tut dies stets auf eigene Gefahr. Bild: Radio Bremen

Die rund 230 freiwilligen Helfer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) des Landes Bremen sind an acht Bremer Seen und am Weserstrand von Wremen im Einsatz. 2018 haben sie mehr als 30.000 Stunden ehrenamtlich abgeleistet, um zu helfen und im Zweifel sogar Leben zu retten. Auch wenn das Baden in der Weser auf eigene Gefahr erlaubt ist, warnt DLRG-Präsident Martin Reincke eindringlich davor. Der Fluss ist eine Bundeswasserstraße und hat seine Tücken.

Martin Reincke von der DLRG Bremen
Appelliert an die Vernunft: DLRG-Präsident Martin Reincke. Bild: Radio Bremen

Das Schwimmen in der Weser ist ja nicht grundsätzlich verboten. Was macht das Schwimmen im Fluss so gefährlich?

Wir haben schon gesehen, dass Jugendliche von Binnenschiffen ins Weserwasser gesprungen sind. Das ist hochgradig gefährlich. Das Wasser ist bei Niedrigwasser wirklich nicht tief. Dort sind Steine und Unrat, da ist die Verletzungsgefahr extrem hoch. Es gibt viele hübsche, auch ungenutzte Ecken der Weser, die die Möglichkeit zur Abkühlung bieten. Aber eben nicht für Kinder oder ungeübte Schwimmer. Vor allem das Baden am Café Sand ist hochgradig gefährlich.

Was macht den beliebten Strandabschnitt gegenüber vom Bremer Osterdeich so tückisch?

Das ist eine relativ gefährliche Wasserstelle. Bei Niedrigwasser ist das Fahrwasser sehr dicht am Strand dran, die Fließgeschwindigkeit ist sehr hoch. Gerade bei ablaufendem Wasser ist die Strömungsgeschwindigkeit so stark, dass man sich da kaum halten kann. Hinzu kommt noch die Sielwallfähre. Laut Verordnung muss man 50 Meter Abstand halten zu dieser Fähre.

Wenn es dort so gefährlich ist: Warum ist dann nicht die DLRG vor Ort?

Sollten wir dort eine Wache eröffnen wollen, dann müssten wir den Strand gemäß den Vorgaben wie an einer Küste bewachen, sprich Badezeiten rausgeben, also jeweils eine Stunde vor und nach Hoch- sowie Niedrigwasser. Dazwischen wäre das Baden nicht erlaubt. Auf ehrenamtlicher Basis ist das nicht leistbar, das muss man ganz klar so sagen. Dadurch, dass wir das Tidengewässer haben, hätten wir nicht eine feste Badezeit wie im Schwimmbad.

Es klingt ein bisschen absurd: Da ist ein Strand, an dem man auf eigene Gefahr baden darf, was Sie aber für hochgradig gefährlich halten – und trotzdem können Sie keine Maßnahmen ergreifen. Das muss Sie doch frustrieren...

Das frustriert uns auch und wir bemühen uns auch, da aufzuklären, dass insbesondere Eltern mit ihren Kindern lieber zum Werdersee gehen sollen. Da gibt es einen gutbewachten Kinderbadebereich mit Flachwasser, ohne Strömung, ohne Untiefen. Wichtig ist, dass Aufsichtspersonen beim Baden wirklich die ganze Zeit ein Auge auf Kinder haben. Kinder ertrinken still. Das heißt, die rufen und schreien nicht, wenn sie ertrinken. Die sacken einfach ab. Sprich: Wenn Eltern in der Zeit auf ihr Smartphone schauen, bekommen gar nicht mit, dass sie in Not geraten.

Autorin

  • Eva Linke
    Eva Linke Redakteurin und Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Tag, 26. Juni 2019, 23:30 Uhr

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