3 Feste im Schatten von Schaffermahlzeit und Eiswettfest

Bremens Kauf- und Seemänner sind traditionell feierfreudig. Schaffermahlzeit und Eiswettfest sind bekannt. Aber es gibt weitere Feste mit Tradition – die kaum einer wahrnimmt.

Männer in Smokings essen Suppe
Jedes Jahr steht das gleiche auf dem Speiseplan: Stockfisch, Kohl und extra für die Schaffermahlzeit gebrautes Bier. Bild: DPA | Ingo Wagner

Das Eiswettfest ist gerade erst vorbei, die Schaffer treffen sich heute. Aber nicht nur die beiden bekannten Bremer Traditions-Festveranstaltungen findet stets im Winter statt: Kaufleute und Seefahrer haben sich auch noch für weitere Tischgesellschaften dieser Art die eher ereignisarme, kalte Jahreszeit ausgesucht. Teils werden die Zusammenkünfte ebenfalls seit Jahrhunderten gepflegt, es gibt aber auch jüngere Traditionen.

1 470 Jahre Tradition: die Januargesellschaft

Sie gehört zu den ältesten Kaufmannsfesten der Welt und wird erstmals 1549 als "Große Kaufmannskost" erwähnt. Der Brauch ist damit gerade mal fünf Jahre jünger als die Schaffermahlzeit. Wie es der Name vermuten lässt, findet sie im Januar statt – genauer: am Montag nach Dreikönige – 6. Januar –initiiert von Mitgliedern der Handelskammer.

Portal des Schütting mit buten un binnen Vers
Im Haus Schütting trifft sich die Januargesellschaft. Bild: Radio Bremen

Während im 15. Jahrhundert die zweitägigen Feiern im Schütting teils zu regelrechten Gelage ausgeufert sein sollen, geht es heute deutlich gesitteter zu. Die Januargesellschaft beginnt mit der Ehrung der Verstorbenen, der Aufnahme von neuen Mitgliedern und findet ihren Abschluss im gemeinsamen Festessen. Die Grundsatzrede hält traditionell der Präses der Kammer. Kurz nach der diesjährigen Januargesellschaft wurde der neue Präses der Kammer gewählt. Und das ist erstmals in der über 600-jährigen Geschichte der Kammer – eine Frau.

2 Asiatischer Flair: das Curry-Essen

Ein Curry-Gericht auf einem Löffel.
Hier gibt es Glasnudelsuppe, Indian Relish und ostasiatisches Bier, wo kurz zuvor noch die Schaffermahlzeit stattfand. Bild: Radio Bremen

Offiziell ist es eine Runde, die Erinnerungen an frühere Aufenthalte in Ostasien pflegt: 1901 beschloss der Ostasiatische Verein Bremen e.V. zu seiner Gründung, sich einmal monatlich zum Curryreis-Essen zu treffen. Gründungszweck soll aber – so ist es überliefert – auch gewesen sein, dass man so einmal im Monat nicht nur "etwas Vernünftiges essen" könne, sondern das "sogar ohne Frauen". Das eigentliche Stiftungsfest findet seit 1951 jährlich statt – zunächst im Januar, inzwischen aber im Februar. Ähnlich wie beim Schaffermahl stellt sich die etwa 300-köpfige Festgesellschaft in der Oberen Rathaushalle aus verschiedensten Bereichen der Gesellschaft zusammen: Neben Kaufleuten und Kapitänen sind unter den Gästen auch Unternehmer und Wissenschaftler, Kulturschaffende und Politiker. Gemeinsam schmettern sie im Verlauf des Abends das alte Pfadfinderlied "Auld Lang Syne" und tun es auch sonst den Stiftungsvätern gleich: Man spendet für das "Hilfswerk Ostasien" und hat zum Curryhuhn die freie Auswahl zwischen Zutaten wie Mango Chutney, Sambal Olek oder auch Azia-Gurken.

3 Exportschlager: das Tabak-Collegium

Dem Küken der Traditionsrunden fehlen noch gut 30 Jahre, um – zumindest nach Henning Scherfs Definition – endgültig in den bremischen Traditionskalender aufgenommen zu werden. Mit ins Leben gerufen wurde das Tabak-Collegium vom Bremer Kaufmann Wolfgang Ritter, Alleinbesitzer der damals drittgrößten Rauchtabak-Produktion der Welt. Als solcher war er in Januargesellschaften und beim Curry-Essen wohlbekannt und selbst 1956 auch einer der Schaffer.

Weiße Tonpfeifen zum Rauchen bei der Bremer Schaffermahlzeit.
"Smoking" ist keine Pflicht – wird allerdings durchaus als Kleidung erwartet. Bild: Radio Bremen | Birgit Sagemann

Ziel des Collegiums war seit jeher der liberale Gedankenaustausch mit befreundeten Kaufmannsleuten auch über Bremens Grenzen hinaus. Das Besondere an dieser Runde qualmender Köpfe: Um sich von Schaffermahlzeit und Eiswette abzusetzen, tagt man inzwischen nicht mehr in Bremen, sondern zweimal im Jahr auswärts. In oft exklusiven, ausgewählten Locations wie Schlössern, Rathäusern, Museen oder auch mal auf einem Kreuzfahrtschiff. Ob in Flensburg, Warschau oder Berlin: Das Tabak-Collegium setzt sich stets zusammen aus einem Drittel Bremern und Gästen aus der maritim geprägten, nordwestlichen Küstenregion, ein Drittel der Runde kommt aus der Gastgeber-Region und ein weiteres Drittel sind überregionale Gäste – alles in allem 150 bis 180 Menschen. Besonders großer Wert wird darauf gelegt, sich über das aktuelle Zeitgeschehen auszutauschen. Rauchen ist nicht verpflichtend – aber wie bei der Schaffermahlzeit kreisen auch hier traditionell die weißen Tonpfeifen.

Schaffermahlzeit bleibt weitgehend in Männerhand

Bild: Radio Bremen | Daniel Kähler

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 8. Februar 2019, 19:30 Uhr

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