Warum mitten in Bremerhaven jetzt ein großer Chanukka-Leuchter steht

Warum mitten in Bremerhaven jetzt ein großer Chanukka-Leuchter steht

Bild: Radio Bremen | Boris Hellmers

Eine Chanukkia neben der Großen Kirche: Bremerhaven hat eine Sehenswürdigkeit mehr. Die Menorah-Gemeinde hat den Riesen-Leuchter aufstellen lassen – an einem symbolträchtigen Ort.

Die jüdische Menorah-Gemeinde in Bremerhaven hat derzeit keinen festen Sitz in Bremerhaven – doch jetzt ist sie zumindest symbolisch direkt im Stadtzentrum sichtbar. Heute wurde ein traditioneller jüdischer Leuchter aufgestellt und eingeweiht: eine Chanukkia mit neun Armen. Direkt neben der protestantischen Großen Kirche und dem dazugehörigen Gemeindehaus steht der rund drei Meter hohe Leuchter nun.

Symbolträchtiger Platz mit viel Geschichte

Die Mitglieder der Menorah-Gemeinde haben den Platz bewusst gewählt: "Er ist symbolträchtig für Bremen", sagt Mircea Ionescu, der Vorsitzende der Menorah-Gemeinde, "und mit ihm wollen wir die dunklen Seiten unserer gemeinsamen Geschichte ein wenig ausleuchten." So sei Bürgermeister Johann Smidt einer der größten Antisemiten seiner Zeit gewesen, erklärt Ionescu. Smidt hatte die Stadt Bremerhaven 1827 gegründet, nach ihm ist die zentrale Innenstadt-Straße benannt und er ist bis heute Namenspatron der Großen Kirche.

Gegenüber der Stelle habe sich ein Geschäft von Julius Schocken befunden, der vor dem Zweiten Weltkrieg Bremerhavens Synagogenvorsteher war, erzählt der Gemeindevorsitzende weiter. Und nicht weit entfernt, neben dem Bürgermeister-Smidt-Denkmal, hätten die Nazis am 6. Mai 1933 angefangen, Bücher zu verbrennen. Am Smidt-Denkmal ist mittlerweile eine Tafel angebracht, die Smidts straff antijüdische Haltung dokumentiert.

Die Lichter leuchten erst am 18. Dezember

Für die Menorah-Gemeinde soll die Chanukkia ein Versöhnungssymbol sein "für diese bunte Stadt, in der wir Juden gerne leben", wie Mircea Ionescu sagt. Mit der Aufstellung hat seine Gemeinde damit in Deutschland übrigens Neuland betreten: "Nach unseren Recherchen ist dies die einzige massiv gebaute und fest installierte Chanukkia im öffentlichen Raum in Deutschland."

Zum ersten Mal werden die Lichter übrigens erst im Winter leuchten. Am 18. Dezember beginnt in diesem Jahr das jüdische Lichterfest, dann wird die erste elektrische Kerze eingeschaltet. Danach kommt jeden Tag eine weitere Leuchte hinzu.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 17. Mai 2022, 18.00 Uhr