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Frauen wählen anders – stimmt das auch für Bremen?

Was wäre wenn nur Frauen, Alte oder Junge gewählt hätten? Thesen über das Wahlverhalten gibt es viele. Zwei Wochen vor der Bürgerschaftswahl haben wir alte Ergebnisse unter die Lupe genommen.

Piktogramm einer Frau, einer Seniorin und eines jungen Mannes.
Wie Menschen wählen, kann auch mit ihrem Geschlecht und ihrem Lebensalter zusammenhängen, wie Wahlstatistiken zeigen. Bild: Radio Bremen

1979

Vor 40 Jahren gelang in Bremen ein Durchbruch für neue umweltpolitische Positionen: Bei der Bürgerschaftswahl im Jahr 1979 trat erstmals die Bremer Grüne Liste an und schaffte es auf Anhieb über die Fünf-Prozent-Hürde – wenn auch nur knapp mit 5,1 Prozent der Stimmen. Damit erhielt die Liste vier Sitze im Parlament. Stärkste Kraft wurde die SPD mit 49,4 Prozent und stellte alle Senatoren der neuen Regierung. Die CDU folgte mit 31,9 Prozent, die FDP mit 10,8 Prozent.

Hätten in jenem Jahr nur Bremer unter 25 Jahre die Wahl entschieden, wäre das Ergebnis der CDU wohl deutlich geringer ausgefallen. Das Statistische Landesamt Bremen hat im Wege einer repräsentativen Wahlstatistik, also einer Stichprobenerhebung, das Wahlverhalten der Geschlechter und Altersgruppen untersucht. In der untersuchten Gruppe der 18- bis 21-Jährigen gaben nur 17,6 Prozent den Christdemokraten ihre Stimme. Noch weniger waren es bei den 21- bis 25-Jährigen. Ganz anders bei den Bremern über 60 Jahre. Hätten nur sie gewählt, hätte die CDU fast einen Stimmenanteil von 40 Prozent erreicht (39,4).

 

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1983

Gleich bei mehreren Bürgerschaftswahlen der Nachkriegszeit erhielt die SPD eine absolute Mehrheit mit mehr als der Hälfte der Wählerstimmen. So zum Beispiel im Jahr 1983. Damals lag das Ergebnis der SPD bei 51,3 Prozent. Die CDU wurde mit 33,3 Prozent zweitstärkste Kraft. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte erhielt die FDP keinen Sitz in der Bremischen Bürgerschaft. Denn sie schaffte es weder im Wahlbereich Bremen, noch im Wahlbereich Bremerhaven über die Fünf-Prozent-Hürde. Die Grünen brachten es auf 5,4 Prozent der Stimmen. Der Senat bestand erneut ausschließlich aus SPD-Mitgliedern.

Betrachtet man die repräsentative Wahlstatistik nach Altersgruppen, so fällt auf, dass die CDU bei jungen Menschen unter 25 Jahre erneut gegenüber ihrem tatsächlichen Ergebnis weit abgeschlagen wäre. Die gleiche Altersgruppe zeigt eine deutliche Präferenz für die Grünen. Hätten nur sie gewählt, so hätten die Grünen mehr als 14 Prozent der Stimmen erhalten. Wenig Interesse an den Positionen der Grünen zeigte jedoch die die Altersgruppe über 60 Jahre. Bei ihnen bekamen die Grünen nur knapp über ein Prozent der Stimmen. Betrachtet man die Geschlechter getrennt, so fällt auf, dass Frauen eine stärkere Präferenz für die SPD zeigten als Männer.

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1991

Ein wesentlich schlechteres Ergebnis als noch 1983 und 1987 musste die Bremer SPD bei der Bürgerschaftswahl im Jahr 1991 einstecken. Sie verlor mehr als zehn Prozentpunkte im Vergleich zur vorherigen Wahl im Jahr 1987 (50,5 Prozent). Nur noch 38,8 Prozent der Stimmen entfielen auf die Sozialdemokraten. Die Grünen erreichten erstmals ein zweistelliges Ergebnis, auf die FDP entfielen 9,5 Prozent der Stimmen. Die SPD-Regierung wurde abgelöst durch eine Ampel-Koalition.

Ein deutlich besseres Ergebnis hätte die SPD erzielt, wenn man die Daten aus der repräsentativen Wahlstatistik für die Wähler über 60 Jahre zugrunde legt. Demnach erreichten die Sozialdemokraten 47,4 Prozent der Stimmen. Die jungen Wähler unter 25 Jahre zogen jedoch erneut die Grünen vor: 22,6 Prozent der Stimmen entfielen laut repräsentativer Wahlstatistik auf die Öko-Partei. Erneut fiel die Stichprobenauswertung der von Frauen ausgefüllten Wahlzettel für die SPD etwas positiver aus als das tatsächliche Endergebnis. Die CDU konnte bei der gleichen Zielgruppe etwas weniger punkten.

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2015

Bei der jüngsten Bürgerschaftswahl im Jahr 2015 mussten die Sozialdemokraten Einbußen verkraften. Sie erhielten nur noch 32,8 Prozent der Stimmen. Die CDU konnte 22,4 Prozent für sich verbuchen, die Grünen erreichten einen Wert von 15,1 Prozent der Stimmen. Die Linke lag mit 9,5 Prozent der Stimmen nur knapp unter einem zweistelligen Ergebnis. Eine Koalition aus SPD und Grünen stellt seitdem die Bremer Landesregierung. Erstmals zog die AfD in den Bremer Landtag ein. Sie erreichte ein Ergebnis von 5,5 Prozent und erhielt vier Sitze im Parlament.

Aus den repräsentativen Daten des Statistischen Landesamtes geht hervor, dass die AfD bei den männlichen Wählern stärker punkten konnte (7,5 Prozent) als bei den weiblichen (3,7 Prozent). Die Grünen standen erneut bei jungen Wählern unter 25 Jahre hoch im Kurs: Mit mehr als 24 Prozent erreichten sie sogar einen höheren Wert in dieser Altersgruppe als die SPD. Wähler ab dem Alter von 60 Jahren votierten deutlich öfter als im tatsächlichen Endergebnis aller Wähler für die FDP (9,1 Prozent). Sie gaben auch den Volksparteien SPD und CDU mehr Stimmen

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Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Tag, 14. Mai 2019, 23:30 Uhr

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