Hier gibt es überall die Eiswette und andere Winter-Orakel
Die Bremer Eiswette ist längst nicht die einzige Veranstaltung ihrer Art. Wir zeigen, wo und wie sonst noch auf das Winterwetter gewettet wird.
So sieht es aus, wenn die Weser tatsächlich "steiht"
Lange ist es her, dass die Weser komplett zugefroren war: Zuletzt im Jahr 1947. Doch die Tradition verlangt, dass der Schneider jedes Jahr aufs Neue feststellen muss, ob die Weser "geiht" oder "steiht". Und auch im Jahr 2019 kam er wieder mal nur an Bord eines DGzRS-Schiffes trockenen Fußes über die Weser.
Nicht nur in Bremen gibt es eine Eiswette oder andere skurrile Winterwetten.
1 Eiswetten-Ableger

Ob in Bad Zwischenahn oder am Dümmer, in Varel oder am Mittellandkanal: Eiswetten, die absichtlich oder zufällig dem Bremer Original sehr ähneln, gibt und gab es in vielen Orten. In Hagen im Bremischen prüft "Meister Zwirn", ob "de Aue steiht oder geiht" (20. Januar, 10 Uhr), zur 7. Osnabrücker Eiswette wird die Eisdecke des Rubbenbruchsees getestet (10. Februar, 15 Uhr), in Bad Essen versammelt man sich rund um das Marina-Becken (13. Januar, 12 Uhr). In Lübeck wurde die Eiswette vor sechs Jahren mangels ausreichender Kälte in eine "Eisbadewette" umgewandelt, bei der darauf gewettet wird, wie viel Mutige zum Anbaden in den Krähenteich springen (20. Januar).
2 Patenstreit an der Elbe
Selbe Zeit, anderer Fluss: Am 6. Januar feiert man in Hohnstorf die 26. Eiswette. "Steiht de Elv oder geiht de Elv", wird dann am Fährhaus gefragt. Im Anschluss trifft man sich zum geselligen Zusammensein. Dazu gibt es statt Grünkohl traditionell Matjes. 2015 hat Hohnstorf Post von einem Patentanwalt bekommen, mit dem Hinweis, dass die Marke "Eiswette" geschützt sei. Inzwischen hat man sich geeinigt – und sich sogar gegenseitig Besuche bei den Eiswetten abgestattet.
3 Klimadaten aus Alaskas Eiswette
Eine launige Eiswette in Alaska liefert inzwischen der modernen Klimaforschung wichtige Daten. Bei der Eiswette im 500-Seelen-Kaff Nenana tippt die Bevölkerung seit über 100 Jahren, an welchem Tag der Tanana-Fluss auftaut. Kalifornische Wissenschaftler haben die Daten ausgewertet – und nachgewiesen: Der Frühling in Alaska beginnt inzwischen gut fünf Tage früher als zu Zeiten der Eiswetten-Erfinder. Das waren ein paar Eisenbahningenieure, die ihre Brückenarbeiten wegen des Eises unterbrechen und warten mussten, bis das Eis wieder geschmolzen war. Wetteinsatz war damals eine "angemessene Anzahl" von Runden in der Dorfkneipe. Heute im Jackpot: 225.000 Dollar.
4 Murmeltiertag – der Evergreen

Eines der bekanntesten Wetterorakel wird knapp einen Monat nach der Bremer Eiswette gefeiert: Am 2. Februar ist Groundhog-Day. Zehntausende pilgern am Murmeltiertag ins amerikanische Punxsutawney in Pennsylvania, um zu sehen, ob das Murmeltier beim Verlassen seines Baus einen Schatten wirft. Ähnliche Feste gibt und gab es auch an anderen Orten – auch in Westfalen. Fast jeder kennt die Verfilmung mit Bill Murray und Andie MacDowell aus dem Jahr 1993. Die Wenigsten werden wissen, dass der Murmeltiertag traditionell vor allem ein kulinarisches Fest war, bei dem ganz oben auf der Speisekarte Waldmurmeltiere standen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 6. Januar 2019, 11:45 Uhr