Interview

"Weniger Blech – mehr Lebensqualität": Techno-Demo für Verkehrswende

Mit Techno und Muskelkraft: Bremer demonstrieren für die Verkehrswende

Bild: Radio Bremen

Mit Techno-Musik von Lastwagen sind Demonstranten durch die Bremer Innenstadt gezogen. Sie forderten dabei eine nachhaltige Verkehrswende. Die Lkw haben sie gezogen.

Timo Baum ist Mitglied des Bremer Eco-Polis Kollektivs, einem Zusammenschluss von Klima- und Verkehrsaktivisten, Künstlern und Musikern, die sich für eine Verkehrswende in Bremen einsetzen. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern organisierte der 38-jährige Arzt den "Demo Rave mit Kidical Mass". Dabei handelt es sich um eine von elektronischer Musik begleitete Demo.

Timo Baum
Timo Baum organisiert den Demo Rave in Bremen. Bild: Timo Baum

Herr Baum, sie demonstrieren für "weniger Blech" und "mehr Lebensqualität". Was steckt hinter dem Motto?

Auch angesichts der Klimakrise, die wir in den vergangenen Tagen wieder deutlich gespürt haben, sind wir für eine sofortige Verkehrswende. Denn wir sind schon länger der Meinung, dass Kinder, Radfahrer und FußgängerInnen benachteiligt werden und daher auch gefährlich leben. Von der Vision Zero, also keine Unfallverletzten im Straßenverkehr, sind wir leider noch weit entfernt. Wir fordern daher unter anderem mehr Fahrradrouten, Tempo 30 in Bremen, kostenloses Bus- und Bahnfahren und die Umnutzung von Parkflächen in Raum für Subkultur. Das ist mit weniger Blech und mehr Lebensqualität gemeint.

Selbst haben Sie Ihre Demo mit zwei Lastwagen samt DJs geplant. Wäre das nicht auch anders gegangen?

Ja. Wir wollten das gern ohne fossile Brennstoffe bewerkstelligen, zum Beispiel nur mit Lastenrädern. Wir brauchten aber einen stabilen fahrbaren Untersatz, der groß genug für Boxen und DJ-Pulte ist. Und Elektro-Lkw gab es leider nicht. Wir haben auch über Ochsenkarren nachgedacht und bei Bauern nachgefragt. Aber da haben wir keine Unterstützung gefunden. Was wir jetzt erwägen, ist, die Lastwagen einfach zu schieben. So hat es auch Fridays for Future schon bei einer Demo in Bremen gemacht. Das hat damals beim Publikum großen Anklang gefunden, viele haben da mitgeschoben.

Schild steht in der Martinistraße
Verkehrsversuche wie hier in der Martinistraße lehnen die Demonstranten eher ab. Sie fordern ein einheitliches Verkehrskonzept. Bild: dpa | picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Die Veranstaltung heißt "Demo Rave mit Kidical Mass". Dürfen sich die Bremerinnen und Bremer darunter eine Art Mini-Loveparade mit Kinderbeteiligung vorstellen?

Nicht ganz. Es ist keine Spaßveranstaltung, keine reine zumindest. Darauf weisen wir auch immer deutlich hin. Es geht uns vor allem auch um die Versammlung und darum, dass unsere Forderungen auf Bannern und Plakaten gezeigt werden. Wichtig ist uns, dass die Leute vor das Rathaus kommen. Dort fordern wir ein einheitliches Verkehrskonzept, statt einzelner Projekte und Verkehrsversuche.

Was erwartet Mit-Demonstrierende auf der Veranstaltung?

Im Kern sind zwei thematisch geschmückte Lastwagen dabei, auf denen sechs DJs elektronische Musik spielen. Dazu begleiten uns weitere Musiker und Samba-Gruppen begleiten. Es sind Vertreter verschiedenster Gruppen dabei sein – vom ADFC, über Greenpeace und Fridays for Future bis hin zu Critical Mass und Kidical Mass, die mehr Sicherheit für Kinder, Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen im Straßenverkehr fordern.

Nach einer Anfangskundgebung am Bahnhofsvorplatz, die rund dreißig Minuten dauert, startet der bunte musikalische Zug einmal durch die Innenstadt, wobei zwischendurch auch eine Kundgebung auf der Sielwallkreuzung geplant ist. Was auch geplant ist, dass Kinder mit Malkreide die Straßen verschönern können. Zum Abschluss gibt es dann eine weitere Kundgebung am Marktplatz. Dort wollen wir dann bis zum Abend die Zeit miteinander verbringen und andere Menschen auf unser Anliegen aufmerksam machen.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 23. Juli 2022, 19:30 Uhr