Jeder Vierte über 65-Jährige in Bremen gilt als arm

Ein älteres Ehepaar steht vor einen Secondhand-Laden.

Ein Viertel der Bremer über 65 gelten als arm

Bild: Imago | NurPhoto

Als arm gilt in der Stadt Bremen, wer weniger als 1.092 Euro im Monat zur Verfügung hat. In Bremerhaven liegt die Armutsschwelle bei 938 Euro.

Nach Angaben der Senats steigt die Quote der Altersarmut im Land Bremen seit Jahren. Das Problem: Viele Senioren in Bremen und Bremerhaven bekommen eine Rente, die unter diesen Sätzen liegt. Besonders betroffen sind hierbei Frauen und Menschen mit ausländischen Wurzeln. Das liegt daran, dass diese Gruppen häufig nicht ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben. Außerdem wurden viele von ihnen schlecht bezahlt.

Senatsbericht: Mindestlohn reicht für Rente nicht

Nicht mal der Mindestlohn hat dafür gesorgt, dass Geringverdiener eine "auskömmliche gesetzliche Altersrente erwerben" konnten. Auch das steht im Senatsbericht, der jetzt veröffentlicht wurde.

Weil viele Senioren in Bremen und Bremerhaven so wenig Rente bekommen, müssen sie ergänzend Grundsicherung beantragen, damit das Geld zum Leben reicht. Auch deren Zahl steigt ständig. Und auch hier sind es viel mehr Frauen als Männer, die Geld vom Staat brauchen.

Bremer Politiker sind alarmiert über den Anstieg der Altersarmut

Die Fraktionschefin der Linken in der Bürgerschaft, Sophia Leonidakis, spricht von einem Drama. Es sei demütigend, auch am Ende des Lebens noch "zum Amt laufen zu müssen", weil die Rente nicht reicht. Sie fordert eine Reform der Renten- und Pflegeversicherung: Dann müssten alle dort einzahlen. Eine bessere Kinderbetreuung würde außerdem dafür sorgen, dass Frauen durch Arbeit mehr Rentenansprüche erzielen könnten.

Die Sozialpolitikerin der Bremer Grünen, Sahhanim Görgü-Philipp, weist daraufhin, dass zunehmend ältere Migranten von Armut betroffen sind. Die ehemaligen Gastarbeiter der ersten Generation seien nun in Rente. Sie scheuten sich aber häufig, staatliche Hilfen anzunehmen. Görgü-Philipp will das "Landesprogramm für ältere Menschen" mit Fahrdiensten und kostenlosem Mittagessen in den Quartieren ausbauen.

Die Sozialdemokratin Katharina Kähler fordert, armutsbetroffene ältere Menschen in Pflegeheimen finanziell zu entlasten. Die Zahl der Heimbewohner, die auf staatliche Zuschüsse angewiesen sind, ist in den vergangenen Jahren geradezu explodiert – vor allem in Bremerhaven. Zwei von drei Menschen in Pflegeheimen dort bekommen Geld vom Staat dazu, weil die Rente nicht reicht.

Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sigrid Grönert wirft dem Bremer Senat bei diesem Thema Untätigkeit vor. Für die Betroffenen bedeute Armut nicht nur finanzielle Not, sondern oft auch Scham, Rückzug aus dem sozialen Leben und die bittere Erfahrung von Vereinsamung im Alter.

Autor

  • Folkert Lenz
    Folkert Lenz

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 4. Februar 2025, 12 Uhr