Der Norden will mit Ökostrom deutschen Energiehunger stillen

Bremens Bürgermeister trifft sich mit norddeutschen Länderchefs

Bild: picture alliance/dpa | Axel Heimken
  • Regierungschefs der norddeutschen Länder kommen in Kiel zusammen.
  • Ministerpräsidenten wollen Öko-Energie ausbauen und den Schiffbaustandort stärken.
  • Bovenschulte lobte "große Harmonie" in der Runde.

Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hat sich heute mit seinen Amtskollegen der norddeutschen Bundesländer zu Beratungen in Kiel getroffen. Es ging unter anderem um die Zusammenarbeit in der maritimen Wirtschaft und bei erneuerbaren Energien, deren Ausbau die Nord-Länder verstärkt vorantreiben wollen.

Gemeinsames Ziel sei es, die Region modern, innovativ und krisenfest aufzustellen, heißt es in einem Beschlusspapier. Das betreffe nicht nur Schifffahrt und Häfen, Schiffbau und maritime Technologien, sondern auch die Energiewende.

Hier haben wir als Nordländer ein echtes Pfund und ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem wir wuchern können.

Daniel Günther (CDU), Schleswig-Holsteins Ministerpräsident

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatte am Morgen seine Kollegen Peter Tschentscher, Andreas Bovenschulte, Manuela Schwesig und Stephan Weil (alle SPD) aus Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen begrüßt. In dieser Runde gebe es über die politischen Farben hinweg große Harmonie, sagte Bovenschulte.

Andreas Bovenschulte (SPD), Bürgermeister von Bremen, steht während eines Besuchs im Rahmen der Konferenz der norddeutschen Regierungschefs auf dem Gelände der Werft German Naval Yards.
Bovenschulte hat sich in Kiel mit den Ministerpräsidenten der anderen norddeutschen Bundesländer beraten. Bild: picture alliance/dpa | Marcus Brandt

Die Nord-Länder wollten mit dem Ausbau erneuerbarer Energien einen elementaren Beitrag zur Energiesouveränität Deutschlands leisten, hieß es in Kiel. "Gemeinsam mit dem Bund und den anderen Ländern muss es auch gelingen, den überschüssigen Strom, der in Norddeutschland produziert wird, nicht abzuregeln, sondern vor allem lokal zu verbrauchen oder in andere Länder weiterleiten zu können. Der Krieg in der Ukraine verschärft mit Blick auf die Energieversorgung den Druck auf Wirtschaft und Gesellschaft", heißt es in dem Papier.

"Chancen stärker nutzen"

Norddeutschland müsse seine Chancen bei Windenergie an Land und auf See sowie bei Wasserstoff noch stärker nutzen, sagte Günther. Die Corona-Pandemie, die Blockade des Suez-Kanals und der Ukraine-Krieg hätten gezeigt, wie bedeutsam internationale Lieferketten und eine stabile Versorgung mit Rohstoffen und Produkten seien, sagte Tschentscher.

Die norddeutschen Seehäfen und die maritime Logistik hätten eine zentrale Funktion für die deutsche Wirtschaft. Die Nord-Länder seien sehr gut in der Lage, energiepolitisch noch mehr Verantwortung zu übernehmen, meinte Niedersachsens Regierungschef Weil. Viel Wind, Speicherkapazitäten und Know-how in Sachen Wasserstoff sowie Anlandemöglichkeiten für LNG-Frachter hätten angesichts des Ukraine-Kriegs und der umweltpolitischen Herausforderungen enorme Bedeutung für ganz Deutschland.

Schneller Ausbau gefordert

"Wir brauchen unbedingt einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien", sagte Schwesig. Es sei ein Fehler der alten Bundesregierung gewesen, die Windkraft auf dem Meer zu deckeln.

Die Umstellung der Industrie auf eine klimaneutrale Produktion sei eine zentrale Herausforderung für die Zukunft, sagte Bovenschulte. Bremen und der Norden insgesamt sehe er da gut aufgestellt.

Wir gehen voran bei der Produktion und Anwendung von "grünem Wasserstoff", wir gehen voran mit dem Ziel, unsere Industrie zukunftsfähig umzubauen.

Andreas Bovenschulte, Bremer Bürgermeister

Die Regierungschefs besuchten die Werft German Naval Yards, die auf große Marineschiffe wie Fregatten und Korvetten spezialisiert ist. Hintergrund ist, dass die Bundeswehr mit zusätzlich 100 Milliarden Euro für Investitionen und Rüstungsvorhaben ausgestattet werden soll. Er gehe davon aus, dass davon ein erheblicher Teil an die Marine gehen wird, sagte Günther.

Faire Verteilung der Netzentgelte

Auch wenn es Konkurrenz zwischen Werften gebe, wollten die norddeutschen Länder die Voraussetzungen für den nationalen Schiffbau gemeinsam verbessern, sagte Günther. Sie seien darin einig, dass die Werften gut zusammenarbeiten sollten. Das wäre auch wichtig für eine schnelle Abwicklung neuer Aufträge. Die Regierungschefs machten sich bei der Stromversorgung dafür stark, die regionale Verteilung der Netzentgelte fairer auszugestalten.

Die erneuerbaren Energien aus dem Norden dienten zunehmend der Bereitstellung des Stroms für ganz Deutschland. Daher sei nicht gerechtfertigt, dass die Kosten überproportional von den Verbrauchern im Norden getragen werden. Ihre Positionen wollten die Länder auch bei einem Treffen mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verdeutlichen, sagte Günther.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. April 2022, 19:30 Uhr