So trotzt ein kleines Dorf bei Bremerhaven der Energiekrise mit Biogas

Ein kleines Dorf nahe Bremerhaven hat vielen Orten etwas voraus: Es beheizt sich selbst per Biogasanlage – genossenschaftlich und autark. So kam Moorausmoor zur eigenen Energiequelle.

Die Bundesregierung ist in Alarmbereitschaft, weil Russland die Gaslieferungen immer weiter drosselt. Während der Bund am Gas-Notfallplan feilt und viele Menschen sich um die Energiekrise sorgen, ist ein kleines Dorf im Landkreis Cuxhaven entspannter. Denn in Moorausmoor sind fast alle Haushalte an eine autarke Biogasanlage angeschlossen.

Mehrere runde Gebäude mit grünem Spitzdach stehen nebeneinander.
An die Biogasanlage in Moorausmoor sind 30 Haushalte angeschlossen. Bild: Radio Bremen | Felicia Lemke

Die Anlage gehört zum Bauernhof der Familie Wesch. "Gefüttert" wird sie unter anderem mit Mais. Bei dessen Zersetzung durch Bakterien entsteht Gas, das in einem Blockheizkraftwerk verbrennt und per Generator Strom erzeugt. Dabei erhitztes Wasser wird in die Haushalte gepumpt, die außerdem mit der abgegebenen Wärme heizen. Das System verrichtet bereits einige Jahre seinen Dienst.

"Wir als Familie Wesch haben die Anlage 2011 gebaut und dann überlegt, was wir mit der Abwärme machen", sagt Betreiberin Anne Wesch. Sie erklärt: "Das ist grundsätzlich eher ein Abfallprodukt, weil eigentlich das Gas verbrannt wird, um Strom zu produzieren." Dann sei der Familie die Idee gekommen, die Bevölkerung mit einzubinden und mit der Wärme zu versorgen.

Gemeinschaftsprojekt als Genossenschaft

Drei Personen stehen vor einem Gebäude.
Bürgermeister Klaus Steffens, Betreiberin Anne Wesch und Genossenschaftsmitglied Wilfried Heinsohn (von links) sind überzeugt von der Biogasanlage. Bild: Radio Bremen | Felicia Lemke

Für das Projekt gründete die Dorfgemeinschaft eine Wärmegenossenschaft. Gemeinsam finanzierten die Beteiligten die Verlegung der Wärmeleitungen. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind ihrem Projekt durchweg wohlgesonnen, betont Genossenschaftsmitglied Wilfried Heinsohn. Auch andere Orte in der Region hätten ähnliche Ideen, etwa Alfstedt und Ebersdorf bei Bremervörde.

Inzwischen sind in Moorausmoor mehr als 30 Haushalte angeschlossen – weitere waren interessiert, aber mehr ist aus der Anlage nicht herauszuholen. Das Projekt ist aber grundsätzlich aufgegangen, findet Bürgermeister Klaus Steffens.

Natürlich wurde die Anlage am Anfang auch sehr skeptisch gesehen, da durch die Monokultur Mais viele Ländereien verbraucht werden. Aber ich denke gerade diese Biogasanlage, die ja auch zusätzlich Wärme an das Dorf abgibt, ist eine richtig gute Sache – wodurch sich die Anwohner auch schnell mit dem Modell angefreundet haben.

Klaus Steffens, Bürgermeister von Moorausmoor

Anlage braucht viel Knowhow

Eine solche Biogasanlage hat neben dem Problem der Monokultur jedoch auch andere Schattenseiten. Laut Anne Wesch ist das System sehr empfindlich und entsprechend viel Knowhow nötig.

Es muss alles Hand und Fuß haben und mit Bedacht gemacht werden. Man kann anderes Futter einsetzen, aber vorsichtig, damit die Bakterien es erstmal kennen lernen. Sie müssen sich an das jeweilige Substrat gewöhnen, um es zu Gas umsetzen zu können.

Anne Wesch, Betreiberin der Biogasanlage

Unterm Strich zeigen sich die Bürger von Moorausmoor froh über die Energieversorgung durch ihre Biogasanlage – schließlich macht sie das gerade jetzt in Krisenzeiten unabhängiger. Und so lautet denn auch das Fazit von Genossenschaftsmitglied Wilfried Heinsohn: "Wir hatten es bis jetzt immer warm – wir können nichts Negatives sagen und sind damit sehr zufrieden."

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 27. Juli 2022, 9:10 Uhr